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Landeshauptstadt: 50 Millionen Euro für Bahn und Schiene

Stadt und Verkehrsbetrieb wollen investieren. Tramstrecke zum Plattner-Campus bis 2017 fertig

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Erst die Schulen, jetzt der Nahverkehr: Nachdem Potsdam bereits ein 160 Millionen Euro schweres Paket für die Bildungsinfrastruktur aufgelegt hat, ist nun das Nahverkehrsnetz dran. 50 Millionen Euro sollen in den kommenden fünf Jahren ausgegeben werden, um lange geplante Großprojekte zu verwirklichen.

Im Fokus stehen dabei drei Vorhaben, deren Finanzierung die Stadt bereits gesichert wähnte, die aber wegen der Kürzung der Landesfördermittel unlängst noch als bis auf Weiteres nicht bezahlbar galten: der Neubau der Tramstrecke zum Campus von Hasso Plattner am Jungfernsee, die Sanierung der maroden Tramgleise in der Heinrich-Mann-Allee und der Umbau der Kreuzung am Leipziger Dreieck. Alle drei Projekte hatte die Stadt vor rund einem Jahr auf Eis gelegt, weil das Land einen neuen Verteilerschlüssel für die Fördermittel wählte. Statt wie früher projektbezogen wird Geld für Infrastrukturmaßnahmen seit diesem Jahr pauschal zugewiesen. Für Potsdam bedeutet das 900 000 Euro pro Jahr weniger.

Nun will die Stadt den größten Teil der Investitionen aus eigener Tasche bezahlen. Man werde „verstärkt selbst Mittel in die Hand nehmen“, damit der Nahverkehr das Bevölkerungswachstum der Stadt auch künftig bewältigen könne, sagte Rathaussprecher Stefan Schulz auf PNN-Anfrage. Auch der Verkehrsbetrieb ViP werde sich an der Finanzierung beteiligen. Erste Teile des 50-Millionen-Euro- Pakets sollen bereits mit dem Doppelhaushalt 2015/16 beschlossen werden, den der Stadtkämmerer Burkhard Exner (SPD) den Stadtverordneten im Dezember vorlegen will. Dafür, dass die Mittel überhaupt bereitgestellt werden können, ist nicht zuletzt die gute Konjunkturlage im Land verantwortlich, die Potsdam im kommenden Jahr über die Schlüsselzuweisungen Mehreinnahmen in Höhe von 16 Millionen Euro beschert.

Besonders ehrgeizig ist der Zeitplan bei dem seit Jahren geplanten Bau der neuen Tramstrecke zum Plattner-Campus am Jungfernsee. Bereits zum Fahrplanwechsel 2017/18 soll die Trasse, die die Stadt Plattner im Gegenzug für die Entwicklung des Areals vertraglich zugesichert hatte, in Betrieb genommen werden. 7,5 Millionen Euro sind für die 1,2 Kilometer lange Strecke nötig, die von der Viereckremise entlang der Nedlitzer Straße bis zum Plattner-Campus führen soll. Mit vorbereitenden Arbeiten will der ViP im kommenden Jahr beginnen, die eigentliche Bauzeit erstreckt sich dann ab 2016 über zwei Jahre.

Doppelt so lange dauert die Erneuerung der Straßenbahngleise in der Heinrich-Mann-Allee. Seit dem gestrigen Montag wird dort schon die Kurve zum Hauptbahnhof erneuert – das Tramnetz ist deshalb getrennt. 15 Millionen Euro soll der Austausch der alten Schienen, die zuletzt kurz nach der Wende erneuert worden waren, kosten. Die Bauarbeiten werden in vier Abschnitte aufgeteilt. Im kommenden Jahr sollen die Gleise zwischen dem Leipziger Dreiecke und der Friedhofsgasse ausgetauscht werden, 2016 ist das Teilstück zwischen Drevesstraße und Friedhofsgasse dran. 2017 nimmt sich der ViP den Abschnitt zwischen Kunersdorfer und Drevesstraße vor, zuletzt werden im Jahr 2018 die Gleise zwischen der Waldstraße und der Kunersdorfer Straße ausgetauscht.

Fast ebenso viel, nämlich 14 Millionen Euro, kostet der Umbau des Leipziger Dreiecks. Potsdams vielleicht chaotischste Kreuzung soll übersichtlicher werden. Insbesondere geht es darum, den Tramverkehr weitgehend von der Kreuzung zu verbannen und den Knotenpunkt fußgänger- und radfreundlicher zu gestalten. Auch für den Autoverkehr soll es Verbesserungen geben. Für erste Maßnahmen sollen nach Planungen des ViP 2015 und 2016 insgesamt 500 000 Euro ausgegeben werden, für 2017 stehen dann bereits vier Millionen Euro im Plan.

Den größten Posten im Investitionspaket für den Nahverkehr macht aber nicht der Gleis- und Straßenumbau aus: Mit 25 Millionen Euro soll die Hälfte des Geldes für die Kapazitätserweiterung der Tramflotte ausgegeben werden. So ist geplant, zunächst acht der 17 Combino-Straßenbahnen von 30 auf 40 Meter zu verlängern. Pro Tram gewinne man damit 52 zusätzliche Plätze, sagte ViP-Sprecher Stefan Klotz auf Anfrage. Bislang können Combinos bis zu 165 Fahrgäste befördern, nach dem Umbau sollen 217 Passagiere mitfahren können. Wenn ab den 2020er-Jahren die restlichen Tatra-Bahnen ersetzt werden, will der ViP nur noch Fahrzeuge mit einer Länge von 40 Metern bestellen. Im Zuge der Combino-Umrüstung müssen auch die Hallen im ViP-Betriebshof an der Wetzlarer Straße vergrößert werden – bei laufendem Betrieb, so Klotz.

Weil der ViP aufgrund des ungebremsten Bevölkerungswachstums der Stadt auch die alten Tatra-Bahnen wesentlich länger nutzen muss als vorgesehen – laut Klotz sind es sieben Jahre –, werden auch hier weitere Investitionen nötig. Für 4,2 Millionen Euro sollen sechs Doppelzüge in den nächsten drei Jahren generalüberholt werden. Zudem werden sie auf die neue Spannung von 750 Volt umgerüstet, mit der der ViP bereits im kommenden Jahr sein Tramleitungsnetz betreiben will. Damit sollen die Reibungsverluste verringert werden, was das Netz effizienter und wirtschaftlicher macht.

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