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Trotz der fortschreitenden Planungen wird in Potsdam und nicht nur dort weiter heftig über das Bauvorhaben gestritten.

© A. Klaer

3Sat-Doku zur Garnisonkirche in Potsdam: Pro und Contra zum Wiederaufbau

In einer 3Sat-Doku übt die Pastorin der Französischen Kirche in Potsdam scharfe Kritik am Wiederaufbau der Garnisonkirche.

Potsdam - Der auch unter Christen geführte Streit um den Wiederaufbau der Garnisonkirche gärt weiter. In der jetzt ausgestrahlten 3Sat-Doku „Der Turmbau zu Potsdam – Die Garnisonkirche zwischen Spaltung und Versöhnung“ kritisierte Hildegard Rugenstein, Pastorin der französisch-reformierten Gemeinde in Potsdam, den zunächst geplanten Bau des Turms der einstigen Barockkirche. In Bezug auf die umstrittene Geschichte des Baus im Nationalsozialismus sagte sie: „Das ist äußerlich eine Solidarisierung mit den Tätern, nicht mit den Opfern.“ Zur Frage, ob die einstige Militärkirche zum Wallfahrtsort für Rechtsextreme werden könne, sagte Rugenstein: „Symbole haben die innere Eigenschaft, dass sie sich verselbstständigen.“ Ebenfalls sprach sie im Zusammenhang mit der 1968 auf Geheiß der DDR-Spitze gesprengten Kirche und ihrem Wiederaufbau von „Vergeltungsarchitektur“. Das Projekt sei zudem der „krampfhafte Versuch“, die evangelische Kirche wieder bedeutsam zu machen: „Theologisch verheben wir uns völlig.“ Daher sei ein Baustopp nötig – in diesem Herbst ist der Beginn der Arbeiten geplant.

Pastorin der Französischen Kirche beklagt zu geringe Unterstützung

Mit Blick auf die Millionendarlehen der evangelischen Kirche für das Projekt hieß es weiter, Rugensteins wachsende Gemeinde bekomme zu wenig Unterstützung für den Unterhalt ihres Gebäudes an der Charlottenstraße, zugleich seien weniger Einnahmen aus der Kirchensteuer absehbar. Dagegen sagte Ex-Landesbischof Wolfgang Huber, der Kuratoriumschef der Wiederaufbaustiftung: „Die Vorstellung, irgendeiner einzelnen Landgemeinde ginge es besser, wenn die Garnisonkirche nicht gebaut würde, trifft so nicht zu.“ Zur Kritik wegen der Geschichte der Kirche sagte Huber: „Es waren Menschen, die dieses Unrecht getan haben, und nicht der Ort als solcher.“ Widerspruch kam hingegen von Manfred Gailus, Professor im Zentrum für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin. Wenn man die „historische Performance“ der Kirche als Maßstab nehme, dann ließen sich daraus „keine guten Argumente“ für den Wiederaufbau ableiten.

Dagegen erinnerte der Bevollmächtigte der Evangelischen Kirche bei der EU, Martin Dutzmann, dass mit dem geplanten Versöhnungszentrum in der Kirche ein dramatischer Bruch bei ihrer Nutzung vorgesehen sei. Dadurch sei auch Raum für kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte gegeben, so Dutzmann. Der Potsdamer TV-Moderator Günther Jauch sagte, der Turm gehöre ästhetisch und architektonisch zu Potsdam. Jauch hatte für das Projekt eineinhalb Millionen Euro gespendet. Der Bau fehle im Stadtbild, meinte auch Ex-Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD). 

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