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Schild in der Unscheinbar in Potsdam, die auf die 2G-Regel setzt.

© Sebastian Gabsch PNN

2G-Regel in Potsdam: Nur noch geimpft oder genesen in die Bar

In der Unscheinbar gilt die 2G-Regel bereits. Auch Waschhaus, Thalia und Lindenpark halten sie für sinnvoll – wenn Abstände fallen.

Potsdam - Einlass nur noch für Geimpfte oder Genesene – das könnte bald in einigen Kneipen, Gaststätten und Veranstaltungsorten Potsdams zur Regel werden. 2G lautet das Konzept, das von einer Potsdamer Bar bereits seit rund einer Woche umgesetzt wird: „Ich gehe davon aus, dass die Regel ohnehin irgendwann kommen wird“, sagt Erik Helbl, Inhaber der Unscheinbar Potsdam in der Friedrich-Ebert-Straße, zentral gelegen unweit vom Platz der Einheit. Während des Lockdowns war sie acht Monate lang geschlossen.

Barinhaber Helbl: "Lösung für normalen Betrieb"

Entscheidend für ihn als Barbetreiber: Wenn nur noch Geimpfte oder Genesene im Innenbereich sitzen, sind Abstandsregeln nicht mehr zu rechtfertigen. Gerade mit Blick auf den Herbst, wenn es vielen Besucher:innen draußen zu kalt wird, müsse eine Lösung gefunden werden, damit auch drinnen wieder ein normaler Betrieb möglich wird, so Helbl. Zunächst hatte die „Märkische Allgemeine Zeitung“ über die Pläne berichtet.

Als Barbetreiber Mitverantwortung für Pandemie-Bekämpfung 

„Wenn die Inzidenzen gering wären, dann wäre es etwas anderes“, sagt der Barbetreiber. Er habe selbst in einem Testzentrum gearbeitet und wisse, dass Schnelltests erst fünf Tage nach einer Infektion anschlagen, Infizierte Menschen aber schon zwei Tage früher infektiös sein können. „Das ist ein Risikofaktor, den man mit 2G nicht hat“, sagt Helbl. Abgesehen davon wolle er so wie alle anderen Menschen endlich raus aus der Pandemie: „Wie lange wollen wir den Geimpften und Genesenen diese Situation noch zumuten, weil wir eine Pandemie der Ungeimpften haben?“ Er trage als Barbetreiber eine Mitverantwortung für die Bekämpfung der Pandemie: „Das ist mein Beitrag dazu, das Virus weiter einzudämmen“, sagt Helbl.

Neben positiven Reaktionen auch viel Kritik

Für die Haltung ihres Betreibers musste die Unscheinbar neben einigen positiven Kommentaren auch viel Kritik auf Facebook einstecken. Doch Helbl bleibt gelassen: „Von meinen Gästen bekomme ich eigentlich nur positives Feedback.“ Rund 80 bis 85 Prozent der Unscheinbar-Besucher:innen seien ohnehin geimpft, bislang habe er nur wenige abweisen müssen, sagt Helbl. Rechtlich ist das kein Problem, es gilt das Hausrecht.

Die Unscheinbar in der Potsdamer Friedrich-Ebert-Straße.
Die Unscheinbar in der Potsdamer Friedrich-Ebert-Straße.

© Sebastian Gabsch PNN

Thalia-Kino für 2G, wenn Abstandsregel dann fällt

Auch das Babelsberger Kino Thalia würde gern Ende September auf 2G umsteigen: „Ich möchte einfach irgendwann wieder mit voller Platzbelegung starten, spätestens wenn der neue James Bond ins Kino kommt“, sagt Kino-Chef Thomas Bastian. „Das ist eine rein wirtschaftliche Entscheidung, sonst zahlen wir jeden Monat drauf.“ Schon jetzt zeige sich am Einlass, das rund 95 Prozent der Thalia-Gäste geimpft oder genesen seien. Voraussetzung dafür sei jedoch, dass die Landesregierung dann auch die Abstandsregeln für Kinos kippt und die Säle wieder voll belegt werden können: „Wenn das wieder möglich ist, wäre ich sehr für 2G“, sagt Bastian. In Hamburg ist dies bereits der Fall: Der Stadtstaat erlaubt Gastgeber:innen und Veranstalter:innen seit Kurzem, ihre Räume voll zu belegen – wenn alle Besucher:innen nachweislich geimpft oder genesen sind.

Waschhaus-Chef auch für 2G, aber erst ab Mitte Oktober

Im Waschhaus Potsdam sieht man 2G ebenfalls als mögliche Lösung: „Ich sehe es eigentlich genauso wie alle Musiker: Impfungen sind der einzige Weg zurück zum Normalbetrieb“, sagt Waschhaus-Geschäftsführer Mathias Paselk. Er plädiert aber dafür, die 2G-Regelung erst ab Mitte Oktober einzuführen, damit jetzt noch genügend Menschen Gelegenheit haben, sich eine Erst- und Zweitimpfung zu holen. „Ich würde es begrüßen, wenn das Gesundheitsamt verstärkt Impfeinladungen an Ungeimpfte verschicken würde“, sagt Paselk.

Vom Bund bezahlte Schnelltests nur bis 11. Oktober

Im Herbst wird es zunehmend schwierig, nur mit einem Test in Kneipen oder Restaurants zu kommen: Ab dem 11. Oktober werden Schnelltests nicht mehr vom Bund bezahlt, kostenlos sind sie dann nur noch für diejenigen, die sich nicht impfen lassen können oder für die es keine allgemeine Impfempfehlung gibt, wie zum Beispiel Schwangere.

Das Waschhaus in der Schiffbauergasse.
Das Waschhaus in der Schiffbauergasse.

© Andreas Klaer

Lindenpark für 2G-Regel und Veranstaltungen mit Abstand

Auch im Lindenpark steht man 2G aufgeschlossen gegenüber, aber nur unter der Bedingung, dass dann auch die Abstandsregeln fallen: „In diesem Fall wäre 2G durchaus ein möglicher Weg“, sagt Lindenpark-Leiter Reiko Käske. „Es würde uns als Gesellschaft aber gut zu Gesicht stehen, wenn wir parallel dazu weiterhin auch Veranstaltungen mit 3G und Abstand anbieten würden.“

Ministerium: 2G-Modell ist im Land nicht vorgesehen

Nach einer Einführung von 2G auf Landesebene sieht es derzeit allerdings noch nicht aus. „Das sogenannte 2G-Modell ist in Brandenburg nicht vorgesehen“, sagt Dominik Lenz, Pressesprecher des brandenburgischen Gesundheitsministeriums. Ministerin Ursula Nonnemacher (Bündnis90/Grüne) habe sich dazu am Donnerstag im Gesundheitsausschuss geäußert: „In Brandenburg gilt weiter eine Testpflicht ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 20“, so Lenz.

Dreimäderlhaus und Creperie halten an 3G fest

Es gibt auch Gastronomen in Potsdam, die das 2G-Modell ablehnen: „Bei uns gilt 3G, ich kann ja unsere Stammgäste nicht abweisen, wenn sie nicht geimpft sind“, sagt ein Mitarbeiter des Dreimäderlhauses in der Hermann-Elflein-Straße. „Mit 2G könnten ganz viele Menschen nicht mehr zu uns kommen, das fühlt sich für mich nach Ausgrenzung an“, sagt Alexandra Horn, eine der Geschäftsführer:innen der französischen Crêperie „La Madeleine“ in der in der Lindenstraße.

Ablehnend zeigte sich auch der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) Brandenburg: „Das 3G-Modell hat sich bewährt, wenn es denn flächendeckend gilt“, sagt Olaf Schöpe, Präsident des Dehoga Brandenburg. „Wir sind Gastgeber und für alle da. 2G schließt einen Teil unserer Gäste aus!“ Schöpe verweist derweil auf Berlin. Dort werde schließlich auch mit 3G eine Verringerung der Abstandsregeln umgesetzt.

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