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23 Studierende starten Stipendium: So will Brandenburg Lehrer aufs Land locken

Brandenburg legt ein neues 600-Euro-Stipendium auf. Denn auf dem Land sind Lehrer Mangelware.

Potsdam - Er ist froh, dass es geklappt hat – trotz seiner Bewerbung auf den letzten Drücker. „Allein schon die Last wegzuhaben, neben dem Studium arbeiten zu müssen“, sagt Fritz Fischer, 24 Jahre, Lehramtsstudent an der Universität Potsdam, und jetzt frischgekürter Landlehrer–Stipendiat in Brandenburg. 

Es sei für ihn nebenbei auch ein schöner Anreiz, „nun einen Platz für mein Praxissemester und mein Referendariat sicher zu haben“, sagt er.

Fischer ist einer von 23 Studierenden, mit denen das neue Programm nun startet. Das Land reagiert so auf die Schwierigkeit, Lehrer für ländliche, berlinferne Regionen zu finden

Und zwar „grundständig ausgebildete Lehrer“, sagte Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) am Montag bei der feierlichen Übergabe der entsprechenden Brandenburg-Urkunden mit rotem Wappenadler an die künftigen Landlehrer. 

Das Modell – mit Landärzte-Stipendien vergleichbar – sieht so aus: Die Stipendiaten erhalten 600 Euro im Monat vom Land. Im Gegenzug verpflichten sie sich, nach dem Studium einige Jahre in ländlichen Regionen Brandenburgs zu unterrichten. Überlegen sie es sich anders, müssen sie das Geld zurückzahlen. Aus den rund 700 Schulen im Land wurden dafür 53 Schulen ausgewählt, wo sie dringend gebraucht werden. 

„Es geht nicht nur ums schnöde Geld“

Es sind keine Gymnasien, da die keine Nachwuchsprobleme haben, sondern Grundschulen und Oberschulen. Und zwar solche, bei denen der Anteil der Seiteneinsteiger über 25 Prozent liegt, sagt Ernst – aus der Not, weil andere Lehrer dort nur mühsam zu gewinnen seien. Bei dem Programm gehe es „nicht nur ums schnöde Geld“, sagte Ernst. Es gehöre auch eine fachliche Begleitung mit Mentoren dazu. „Sie werden die am besten vorbereiteten Lehramtsabsolventen Brandenburgs sein!“ 

In dieser Form sei es einmalig in Deutschland, sagte Ernst. Um die 25 Plätze hatten sich Studenten aus dem Bundesgebiet bewerben können, die bereits fünf Fachsemester studiert haben. 47 Bewerbungen gingen ein. 18 der 23 Stipendiaten studieren an der Uni Potsdam, die anderen verteilen sich auf Berlin, Leipzig und Halle. Zwei Plätze sind noch frei, da nicht alle Bewerber die Kriterien erfüllten. Sie sollen zum Sommersemester vergeben werden. 2022 gebe es weitere 25 Plätze, sagte Ernst. 

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Besonders attraktiv ist das Stipendium bislang offenbar für Einheimische wie Fischer, den die Provinz nicht schreckt, im Gegenteil: „Ich bin auf dem Land aufgewachsen. Für mich war klar, dass ich auf’s Land gehe.“ Er wird an der Dachsberg-Grundschule in Premnitz Mathematik und Musik unterrichten. Er studiere in Potsdam, wohne in Brandenburg an der Havel, das passe auch von den Wegen, sagt er. 

Schreckt die Rückzahlungspflicht ab?

Schreckt ihn nicht die Rückzahlverpflichtung, falls er es sich anders überlegt? „Das wird nicht passieren. Ich ziehe das durch, so wie ich mein Studium bisher durchgezogen habe“, antwortet Fischer. 

„Für mich war die Entscheidung schon schwer“, sagt hingegen Luisa Marggraf, 23 Jahre, die an der Uni Potsdam Lehramt in der Kombination Deutsch/Lebensgestaltung, Ethik, Religion (LER) studiert. Sie sei ein Arbeiterkind, schon ein Studium sei für sie nicht selbstverständlich gewesen, und ihre Eltern hätten die letzten vier Jahre finanziert. 

Was den Ausschlag gab? „Ich habe die Praxis gesucht“, sagt Marggraf. An der Uni gebe es da nicht so viele Möglichkeiten. „Ich habe mich mit meiner Schule schon vertraut gemacht und freue mich auf die Herausforderung.“

Denn der Einzugsbereich sei auch sozial kein einfacher. Es ist die Oberschule „Ulrich-von-Hutten“ in Frankfurt an der Oder, im Osten des Landes, mit 505 Schülerinnen und Schülern, sechszügig – die wohl größte Oberschule des Landes, sagt Schulleiterin Kerstin Reinhardt, die heilfroh über Marggraf ist. Sie sei glücklich über „das junge Menschenkind, das unseren Altersdurchschnitt dramatisch senken wird“, sagt Reinhardt. „Wir werden sie gut aufnehmen. Am roten Teppich wird noch geknüpft!“ 

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