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140. Geburtstag von Karl Foerster: Audienz bei Karlchen

Am Sonntag jährt sich der Geburtstag von Potsdams berühmtem Gärtner Karl Foerster zum 140. Mal. Konrad Näser hat noch mit ihm zusammengearbeitet

Konrad Näser kann sich noch gut an seinen alten Chef erinnern. „Einmal in der Woche musste ich zur Audienz erscheinen, mit Zettelblock und Bleistift“, sagt er. Der heute 79-jährige Diplomgärtner im Ruhestand arbeitete von 1958 bis 1990 in der Staudengärtnerei von Karl Foerster in Bornim. Davon zwölf Jahre noch gemeinsam mit dem damals bereits hochbetagten, renommierten und mehrmals ausgezeichneten Staudenzüchter Karl Foerster, der 1970 verstarb. Am kommenden Wochenende wird anlässlich dessen 140. Geburtstags am 9. März auf der Freundschaftsinsel, die 1941 auf Foersters Anregung hin als Schaugarten eröffnet wurde, an den berühmten Potsdamer erinnert: mit einer Ausstellung im Inselpavillon und weiteren Veranstaltungen.

Der damalige Gärtnergehilfe Konrad Näser hatte großen Respekt vor dem „Nestor“, wie er sagt, vor dem „Übervater“ Foerster. „Er war ja vieles in einer Person, Gärtner, Züchter, Autor und Philosoph.“ Vor allem aber habe er ihn als sehr menschlich erlebt. „Er hat uns alle geduzt, weil er in uns einfach Mitmenschen sah“, sagt Näser. Er selbst habe seinen Chef natürlich gesiezt. Und ihm bei den Audienzen in dessen Arbeitszimmer vor allem viel zugehört. „Ich sollte zwar Bericht erstatten über meine Woche, aber Foerster konnte nicht mehr gut hören – also hat er meist Monologe gehalten.“

Karl Foerster wurde 1874 in Berlin geboren, der Vater war Direktor der Königlichen Berliner Sternwarte, die Mutter Malerin. Karl erlernte den Gärtnerberuf in der Schlossgärtnerei Schwerin und an der Gärtnerlehranstalt in Potsdam-Wildpark, absolvierte ein paar Wanderjahre und gründete 1903 schließlich eine Staudengärtnerei auf dem elterlichen Grundbesitz in Berlin-Westend. 1910 siedelte er nach Potsdam-Bornim über, errichtete dort sein fünf Hektar großes Gartenreich, mit Senkgarten, Steingarten, Herbstbeet und Frühlingsweg. „Sein Motto und sein Anspruch war: Es wird durchgeblüht“, sagt Näser. In dem Foerster-Garten fühlten sich nicht nur Pflanzenliebhaber, sondern auch berühmte Zeitgenossen wohl. Künstler wie der Maler Siegward Sprotte und der Pianist Wilhelm Kempff gehörten zu dem sogenannten Bornimer Kreis.

In seiner Gärtnerei ging es Foerster aber vor allem um das Züchten von Pflanzen. 370 neue Sorten gehen auf ihn zurück. Viel Zeit verbrachte er damit, Exemplare auszusuchen, die sich dann fortpflanzen durften. „Dann ging er stundenlang durch die Sämlingsquartiere, ich mit Stöckchen, Schildern und Bindfaden hinter ihm und beschilderte, was er raussuchte“, erinnert sich Näser. „Und am nächsten Tag kam er wieder, um zu schauen, wie die Pflanze dann aussah.“ Perfekt musste sie sein, und kräftig. „Kerzenknicker nannte Foerster beispielsweise die Rittersporne, die sich nicht hielten, sondern umknickten.“ Die habe er gleich niedergetreten, zur Züchtung taugten sie nicht. „Da war er unnachgiebig.“ Auch wenn es um den perfekten Zeitpunkt für den Umzug von Ansaatkisten aus dem Gewächshaus ins Freiland ging: „Foerster sagte, ich soll sie rausstellen, der Obergärtner sagte, stell sie wieder rein“, erinnert sich Näser amüsiert. Das führte natürlich zu Ärger mit „Karlchen“, wie sie ihren „großen Chef“ auch nannten.

Der habe damals nicht mehr auf Knien Pflanzen eingetopft, aber er hatte den Überblick, kontrollierte Aussaaten und ließ sich noch in den letzten Jahren, als er bereits im Rollstuhl saß, an bestimmte Stellen in seinem Garten fahren. „Pflanzen, vor allem die Stauden, das waren für ihn Lebewesen, auf die man achten musste“, so Näser. Künstliche, genetische Manipulation setzte er bei seiner Züchtung nicht ein, er erreichte über die Stärkung der positiven Eigenschaften sein Ziel, so Näser. Was schließlich gelungen war, wurde geadelt – bis heute gibt es eine Sorte Rittersporn mit dem Namen „Jubelruf“, weil ein begeisterter Gartenbesucher spontan einen solchen von sich gegeben habe, sagt Näser.

Heute gehören der Foerstergarten und auch der Garten von Konrad und Christa Näser zu den kleinen Paradiesen, die jedes Jahr am Tag der Offenen Gärten besucht werden können. Auch Karl Foersters Arbeitszimmer ist ein gern besuchter Ort, Schreibtisch und Stuhl aus dem 19. Jahrhundert stehen mittlerweile unter Denkmalschutz und werden zur Zeit restauriert. „Und immer hatte er etwas Blühendes in seinem Zimmer, zu jeder Jahreszeit“, erinnert sich der einstige Foerster-Zögling. Kunstvolle Blumensträuße, das sei eine Leidenschaft von ihm gewesen. „Er sagte, man müsse zu Hause mindestens 40 verschiedene Blumenvasen besitzen, um immer die passende darunter zu finden“, sagt Konrad Näser. „Und wenn gar nichts blühte im Winter, dann hat er Zweige reingeholt und angetrieben.“

Am morgigen Donnerstag um 17 Uhr wird die Ausstellung „Frühlingsblumen für Karl Foerster“ eröffnet, zu sehen bis Sonntag, täglich 10 bis 18 Uhr. Am Samstag führen Jörg Näthe, ehemaliger Inselgärtner, und sein Nachfolger Thoralf Götsch um 11 Uhr über die Insel, um 14 Uhr geht es im Pavillon um Karl Foersters Arbeit als Staudenzüchter. Sonntag um 11 Uhr singen Schüler der Karl-Foerster-Schule Frühlingslieder im Pavillon, um 16 Uhr werden dort Texte des Autors Karl Foerster gelesen.

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