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Landeshauptstadt: 100 Jahre Deutsche Bank in Potsdam Am 15. Juni 1910 eröffnete die erste Filiale der Stadt

Wie verschwenderisch die kaiserliche Familie mit ihrem Geld umging, ist nicht überliefert. Was an Beweisen vorhanden war, ist durch den britischen Bombenhagel im April 1945 zerstört worden.

Von Matthias Matern

Wie verschwenderisch die kaiserliche Familie mit ihrem Geld umging, ist nicht überliefert. Was an Beweisen vorhanden war, ist durch den britischen Bombenhagel im April 1945 zerstört worden. „Das Gebäude ist bis auf das Kellergewölbe zerstört worden. Der Tresor hielt Stand, wurde aber von den sowjetischen Truppen geplündert“, berichtet Martin Müller, Leiter des Historischen Instituts der Deutschen Bank. Vor 100 Jahren wurde die erste Filiale der Deutschen Bank in Potsdam eröffnet. Für das Jubiläum hat Müller die Geschichte des Bankhauses rekonstruiert. „Wir wissen leider wenig über die Anfangsjahre“, erläutert der Historiker.

Bekannt ist zumindest, wo die Bank damals der wohlbetuchten Potsdamer Gesellschaft ihre Finanzdienstleitungen anbot. Am 15. Juni 1910 eröffnete das Geldinstitut eine sogenannte Depositenkasse am Alten Markt 17. Dabei habe es sich um eine Art Zweigstelle der Berliner Stadtzentrale gehandelt, berichtet Martin Müller. „Die Hauptaufgabe war die Verwaltung von Privatvermögen.“ Auch die kaiserliche Familie durfte die Deutsche Bank zu ihrer Kundschaft zählen. Ein Vorsteher des Hauses war jahrelang Vermögensberater und rechte Hand der Schatullenverwaltung des deutschen Kaiserhauses.

Nach der Fusion der Deutschen Bank mit dem bis dahin ärgsten Konkurrenten, der Disconto-Gesellschaft, zog das Bankhaus 1929 in die damalige Nauener Straße 34 a um. „Der Zusammenschluss war auch der Weltwirtschaftskrise geschuldet. Wegen des Zusammenbruchs der Finanzmärkte lastete ein erheblicher Druck auf den Banken“, erläutert Müller.

Die Bombentreffer zum Ende des Zweiten Weltkriegs ließen nicht nur viele Dokumente in Rauch aufgehen, sondern markierten auch das vorläufige Ende der Deutschen Bank in Potsdam. „Alle Privatbanken in der sowjetischen Zone wurden in die neu gegründete Provinzialbank Mark Brandenburg übergeleitet, aus der später die Staatsbank der DDR wurde“, erzählt der Historiker.

Am 1. Juli 1990 war die Deutsche Bank zurück. Marion Hanisch, Mitarbeiterin der ersten Stunde, erinnert sich noch an die damalige Euphorie. „Die Leute standen Schlange, haben ihr angespartes Geld sogar in Plastetüten zu uns gebracht.“ Mit einem solchen Andrang wären die Mitarbeiter der Depositenkasse vermutlich hoffnungslos überfordert gewesen. „Die Filiale am Alten Markt dürfte zwischen zehn und 15 Mitarbeiter gehabt haben. Mehr nicht“, schätzt Bank-Historiker Müller. Heute beschäftigt die Deutsche Bank in Potsdam mehr als 80 Mitarbeiter. Matthias Matern

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