zum Hauptinhalt

Potsdams Partnerstadt: Spenden und zusammenarbeiten: Ein Besuch in Sansibar

Die ehemalige Beigeordnete Gabriele Fischer besuchte Potsdams Partnerstadt Sansibar, pflegte Kontakte und kurbelte Schulpartnerschaften an.

Potsdam - Sonnenschein und Palmen, der blaue Himmel spiegelt sich im Wasser eines Pools und Gabriele Fischer zeigt Kindern, wie man am besten schwimmt. Wie ein Frosch, macht sie vor. Doch die Kinder verstehen nicht. „Bei uns heißt das: Schwimmen wie ein Krokodil“, kommt Hilfe vom Beckenrand. Gabriele Fischers kleiner Schwimmkurs findet nämlich in Sansibar-Stadt statt, Potsdams Partnerstadt seit 2017. Die Potsdamerin Fischer macht dort vier Wochen Station. Sie vertritt ehrenamtlich, aber ganz offiziell die Stadt Potsdam, reiste im Oktober mit einer Klimapartnerschafts-Delegation an und bleibt dann, um die Insel und die Stadt mit dem gleichen Namen sowie seine Bewohner näher kennenzulernen. Vor allem aber will sie Partnerschaften zwischen Schulen in beiden Städten ankurbeln.

Und da sie bemerkt, dass selbst auf einer Insel Schwimmen nicht unbedingt zu den Grundfertigkeiten der Bewohner gehört, macht sie als Aushilfslehrerin gleich mal die Probe aufs Exempel. Geschwommen wurde dann aber doch nicht wie ein Krokodil, dass sich ja eher im Hundepaddelstil fortbewegt, sondern eben wie ein Frosch. Auf Sansibar spricht man Suaheli, erste Fremdsprache ist Englisch und spielt vor allem im Tourismus eine große Rolle. Die Insel gehört als autonome Teilrepublik zu Tansania, sie hat mehr als eine Million Einwohner, davon lebt etwa ein Viertel in der Hauptstadt.

Briefe und Material für den Chemielehrer

Gabriele Fischer, die in Potsdam von 2001 bis 2009 Beigeordnete für Bildung, Kultur und Sport war, kann bei der Vertiefung von Schulpartnerschaften große berufliche Erfahrung einbringen. Die Kontakte zwischen der Mwembeladu Secondary School und dem Potsdamer Humboldt-Gymnasium bestehen schon, sollen aber in eine vertragliche Partnerschaft münden. Schüler aus Potsdam hatten ihr Briefe an die Schüler in Sansibar mitgegeben und nun bringt sie auch Briefe aus Sansibar für die Humboldtianer mit. Und für den Chemielehrer, der für Versuche unbedingt Material braucht, hat sie schon Hilfe im Gepäck. 300 Euro an Spendengeldern kann sie dafür ausgeben und gemeinsam mit Lehrer Ali Idrissah werden Versuchschemikalien eingekauft. In den nächsten Tagen und Wochen sollen nun beide Schulen entwerfen, wie sie sich eine weitere Zusammenarbeit vorstellen. Danach kann man zur Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrages schreiten.

Aber auch andere Kontaktmöglichkeiten hat Fischer geprüft. So könnte sich zum Beispiel das Oberstufenzentrums 1 Technik in Potsdam um die Mikunguni Technical Secondary School kümmern, die ähnlich der Berufsschulen hier eine praktische Berufsausbildung vermittelt. Berufsschulen sind in Sansibar noch nicht populär, obwohl sie eine Vielzahl von Jobmöglichkeiten eröffnen. Allerdings ist die Technik in der Schule sehr veraltet und das Unterrichtsmaterial in schlechtem Zustand. Deshalb wurde der Potsdamerin eine Liste von dringend benötigten Dingen übergeben, mit der Bitte, ob man nicht Sachspenden im Bereich Elektronik sammeln könne.

Elektronik erwünscht

Diese Bitte möchte Fischer an Firmen weiterreichen. Vorschläge nimmt entweder der Freundeskreis oder die Berlin-Brandenburgische Auslandsgesellschaft (BBAG) e.V. entgegen, über deren Geschäftsführer Kilian Kindelberger bereits etliche der Kontakte nach Sansibar laufen. Eine moderne technische Neuheit nutzt die Schule allerdings schon und sie hat sich in dem sonnigen Land als sehr hilfreich erwiesen: Als Modellprojekt wurden solargetriebene Ventilatoren unter der Klassenzimmerdecke eingebaut, die für Luftzirkulation sorgen. Noch fehlen allerdings mindestens 16 Ventilatoren, um insgesamt einen guten Lüftungseffekt zu erzielen. Mit der Mwanakwerekwe H. Primary School, die sprach- und hörgeschädigte Kinder betreut, sollten die Kontakte mit der Bruno-H.-Bürgel-Schule wieder aktiviert werden. Um dabei voranzukommen, hat Fischer Briefe der Mwanakwerekwe-Schüler mitgebracht. Außerdem bekam die Schule 200 Euro für den Bau von Regalen für die Schulbibliothek.

Insgesamt hat Sansibar-Stadt 38 staatliche und 37 private Schulen, die erheblich besser ausgestattet sind, ein Waisenhaus und eine Berufsschule. Der Standard der öffentlichen Schulen, sagt die Potsdamerin Fischer, ist überhaupt nicht mit dem in Potsdam zu vergleichen. In eine Klasse gehen oft bis zu 140 Kinder. Es gibt nicht immer Schulmöbel, erzählt sie. Die Kinder und sogar die Lehrer oder Lehrerinnen sitzen dann auf dem Fußboden. Schulbücher sind nicht vorhanden. Sie könnten vor Ort gekauft werden, sind aber für die Eltern zu teuer. Falls vorhanden, ist der Zustand der Schulbibliotheken katastrophal. Bücher lägen ungeordnet auf dem Boden herum. Ein deutscher junger Mann, Eric Stohldreier, absolviert gerade ein freiwilliges Jahr und versucht an der Mto Pepo Secondary School eine Schulbibliothek aufzubauen. Er hat damit Fortschritte gemacht, sein Projekt gilt als gutes Beispiel. Mit Spendengeldern des Leibniz-Gymnasiums konnte dort außerdem eine Wasserzisterne aufgebaut werden.

Sportlich geht es allerdings nicht nur ums Schwimmen. Etwas Geld hat Gabriele Fischer auch für den Frauenfußball abgezweigt. Sie übergibt elf Kniebandagen und einen neuen Ball. Und vielleicht weitere Spenden, wenn sie wiederkommt. Denn der jüngste Besuch in Sansibar-Stadt soll nicht ihr letzter sein. Über den Freundeskreis Potsdam-Sansibar will sie sich weiter einbringen.

Hella Dittfeld

Zur Startseite