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Rund 80 Anwohner und Naturschützer haben am Samstag gegen die Rodung eines Wäldchens in Wilhelmshorst demonstriert. 

© A. Klaer

Zuzug in Potsdam-Mittelmark: Wald soll Eigenheimen weichen

In Wilhelmshorst soll ein Waldstück gerodet werden - für 18 neue Eigenheime. Anwohner und Naturschützer wollen das verhindern. In Nachbargemeinden gibt es ähnliche Pläne. 

Von Eva Schmid

Wilhelmshorst/Bergholz-Rehbrücke – Laute Sprechchöre, Schilder mit der Aufschrift „Unser Wald soll bleiben“ und Aktivisten vom Hambacher Forst: Rund 80 Anwohner und Naturschützer haben am Samstag gegen die Rodung eines Wäldchens in der Waldgemeinde Wilhelmshorst demonstriert. Ein Berliner Investor plant auf dem 1,8 Hektar großen Areal an der Straße An den Bergen/Heideweg den Bau von 18 Einfamilienhäusern. Luxusimmobilien, sagen die Anwohner dazu, die sich seit August zu einer Bürgerinitiative zusammengeschlossen haben.

Zuzug bereitet Probleme in Kleinmachnow und Wilhelmshorst

Was sich derzeit in Wilhelmshorst abspielt, lässt sich auch auf andere Nachbargemeinden übertragen. Wilhelmshorst, Bergholz-Rehbrücke und Kleinmachnow kämpfen mit den Folgen des Zuzugs, in allen drei Gemeinden sollen – zum Teil die letzten – innerörtlichen Grünflächen bebaut und verdichtet werden. Alles sind Flächen, die jahrelang von den Bewohnern der Gemeinden zur Naherholung genutzt wurden.

Es mangelt an Wohnraum

Der Druck auf die Wohnungsmärkte ist bis in die Umlandgemeinden zu spüren. Es mangelt an Wohnraum, heißt es aus der Politik. Die Anwohner sehen das anders. Zuzug wolle man zwar nicht verhindern, sagen sie, ihn aber zumindest mit Augenmaß regeln. Die Politik, allen voran die Bürgermeister würden jedoch versäumen, sie ausreichend miteinzubeziehen, so der Vorwurf der Anwohner. Von Willkür ist mancherorts die Rede.

In Wilhelmshorst weiß man bereits, dass das Bauprojekt nicht mehr verhindert werden kann. „Uns geht es jetzt vor allem darum, so viel Bäume wie möglich zu erhalten“, betont Katrin Schifelbein, die die Wilhelmshorster Demo mitorganisiert hat. Schifelbein und ihre rund 30 Mitstreiter der Bürgerinitiative „Unser Wald Wilhelmshorst“ haben gute Kontakte zu Umweltschützern in ganz Deutschland. So kam es auch, dass am Samstag sechs Aktivisten, die vor Kurzem noch in den Bäumen im Hambacher Forst hangen, die Wilhelmshorster bei ihrem Protest unterstützten.

Investor will ein kleines Stück Wald erhalten

Das Angebot des Investors, rund 2000 Quadratmeter des Waldes gegenüber dem Wilhelmshorster Friedhof zu erhalten, reicht ihnen nicht. Sie kritisieren die Größe der Bebauung. Zum Vergleich: der vorherige Investor hatte nur acht Häuser geplant. Das sei verträglich für eine Waldgemeinde gewesen, „doch dieser Investor hat sich leider zurückgezogen und wieder verkauft“, sagt Schifelbein.

Das Areal ist als Wohngebiet ausgewiesen, das Gemeindeparlament hat für die Aufstellung des Bebauungsplanes bereits im Juni grünes Licht gegeben. Und dennoch kämpfen die Anwohner weiter. Auf der Demo am Samstag sei kein politischer Vertreter der Gemeinde vorbeigekommen – trotz Einladung, erzählt Schifelbein. Dabei stehe im Leitbild Michendorfs, dass man nachhaltig wachsen, die Waldgemeinde Wilhelmshorst erhalten wolle, so die Anwohnerin, die darüber nur noch den Kopf schütteln kann.

Wohnungen auf Grünfläche in Bergholz-Rehbrücke

Ähnlich geht es auch den Anwohnern im Rehgrabengebiet des Nachbarortes Bergholz-Rehbrücke. Dort fällt im Gegensatz zu Wilhelmshorst die Verdichtung deutlich höher aus. So könnten auf einer rund 2,2 Hektar großen, letzten innerörtlichen Freifläche zwischen den Straßen Am Milanring, Rehgraben und Bergblick bis zu 150 Wohnungen entstehen.

Noch Grün. Bald soll am Rehgraben in Rehbrücke gebaut werden. 
Noch Grün. Bald soll am Rehgraben in Rehbrücke gebaut werden. 

© Andreas Klaer

Das sehen bisher die Planungen des Wilhelmshorster Bauunternehmers Philipp Krentz vor, dem etwas weniger als die Hälfe der Fläche vor Ort gehört. Die andere Hälfte gehört der Gemeinde. Die wiederum hat nach Protesten von Anwohnern die Anzahl an Wohnungen etwas verringert. 110 Wohneinheiten sollen demnach im Rehgrabengebiet entstehen.

Die aktuellen Pläne sollen im Ortsentwicklungsausschuss am Donnerstag beraten werden. Auch plant das Rathaus in dem Neubaugebiet eine Kita mit 80 bis 100 Plätzen. „Und das obwohl wir laut den Prognosen als Gemeinde bis 2030 nicht weiter wachsen“, so Jens Lewerenz. Auch in Nuthetal haben sich die Anwohner zusammengeschlossen und eine Bürgerinitiative gegründet, deren Sprecher Lewerenz ist.

Die rund 40 Mitstreiter der Nuthetaler Bürgerinitiative bezweifeln den Bedarf an so vielen neue Wohnungen, ebenso die Größe der geplanten Kita. Mit so vielen neuen Bewohnern sowie Eltern, die ihre Kinder zum Teil aus Potsdam nach Rehbrücke bringen werden, drohe dem Gebiet ein Verkehrsinfarkt, betont die Bürgerinitiative. Sie schlägt eine Bebauung mit maximal 80, eher 50 neuen Wohnungen vor. „Das würde dem Charakter der bisherigen Gartensiedlung entsprechen“, so Lewerenz. Auch er verweist auf das Leitbild der Gemeinde, das ähnlich wie in Michendorf die Schlagworte Nachhaltigkeit und Erhalt von Grünflächen enthält.

Nach Protesten in Kleinmachnow wurde Wald-Bebauung untersagt

In Kleinmachnow indes ist man nach langen Diskussionen und reichlich Protest immerhin etwas weiter. So wurde jüngst für das Buschgrabengebiet, einem der letzten größeren Waldstücke am Rande der Gemeinde, die Bebauung in Teilen untersagt.

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