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Gefilmt. Jasmin Tabatabai (l.) und Susanne Bormann.

© ZDF

ZUR PERSON: „Es war eine Überwindung, das zu spielen“

Die Kleinmachnower Schauspielerin Susanne Bormann über ihre neue Krimiserie und ihre alte Heimat

Frau Bormann, das ZDF zeigt jetzt neue Folgen von „Letzte Spur Berlin“, in der Sie eine Kommissarin spielen, die nach Vermissten sucht. Sind das wahre Fälle?

Nein. Aber wir haben bei der Entwicklung der Serie eng mit der Vermisstenstelle zusammengearbeitet. Es gibt auch einen Kriminologen, der die Drehbücher auf Unstimmigkeiten prüft. Die Fälle sind fiktiv, aber könnten auch in der Realität vorkommen.

In einer Folge wird ein Kind entführt – das ist in Kleinmachnow, wo sie aufgewachsen sind, vor drei Jahren auch passiert. Wie sehr denken Sie über solch reale Gefahren nach?

Die Vorstellung, dass einem das Kind entrissen wird – ich selber habe noch keins –, ist wohl eine der Urängste. Eine der neuen Folgen zeigt auch die Geschichte eines Kindes, das schon seit Jahren vermisst wird. Das ist wirklich eine unvorstellbare Situation. Wenn das über Jahre anhält und es nie einen eindeutigen Beleg über den Verbleib des Kindes gibt, kann die Familie nicht abschließen, kann die Trauer nicht verarbeiten. Ich habe mir vorher darüber nie Gedanken gemacht, bis ich angefangen habe, mich mit der Serie zu befassen.

Gibt es Fälle, die Sie lange beschäftigen?

Dass es unglaubliche Geschichten gibt, hat uns die Vermisstenstelle bestätigt. Zum Beispiel war eine Frau zwanzig Jahre lang verschollen, bis sich herausstellte, dass sie gleich um die Ecke ihrer Familie gelebt hat. Ihr Mann hatte ihr Leben bedroht, sie ist abgetaucht, aber wollte ihre Kinder noch sehen.

Was brauchen Ermittler, um solche Rätsel zu lösen?

Es sind menschliche Qualitäten, die nötig sind. Dazu zählt auch viel Einfühlungsvermögen. Ohne das funktioniert nichts, weil sich die Leute nicht öffnen. Genau das ist auch in Spielsituationen spannend. Es war eine Überwindung, jemanden zu spielen, der in einen privaten Raum anderer vordringt, sie nach intimen Sachen fragt.

Würden Sie so einen Job auch im wahren Leben machen?

Das hatte ich ehrlich gesagt nie vor. Aber ich habe großen Respekt vor der Arbeit.

Viele Zuschauer kennen Sie aus dem Fernsehen, vielleicht auch viele aus Kleinmachnow. Was verbindet sie mit dem Ort?

Es ist meine Heimat und ich komme gerne dahin zurück. Meine Eltern leben dort. Ich lebe jetzt schon lange in Berlin, eigentlich seit dem Jahr 2000. In Kleinmachnow hat sich seitdem unheimlich viel verändert. Das Feld, über das ich zur Schule gelaufen bin, ist jetzt zugepflastert mit Wohnhäusern. Auch meine Eltern wohnen leider nicht mehr in dem Haus, in dem ich aufgewachsen bin. Es war ein Haus, bei dem nach der Wende Rückansprüche gestellt wurden. Wir mussten es abgeben. Insofern ist Kleinmachnow auch ein Teil verlorene Heimat. Aber ich bin da immer gerne. Mittlerweile ziehen auch Freunde dorthin.

Haben Sie auch überlegt, zurückzuziehen?

Wer weiß. Solange das mit den Flugrouten nicht geklärt ist, wohl nicht. Das würde ich mir erst mal angucken.

Schauspielerin Susanne Bormann („Baader Meinhof Komplex“) ist in Kleinmachnow aufgewachsen. Seit 2012 steht die 34-Jährige für das ZDF vor der Kamera: „Letzte Spur Berlin“ läuft heute um 21.45 Uhr auf ZDFneo, am Freitag um 21.15 Uhr im ZDF. Ein Interview von Tobias Reichelt

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