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Schutzschild. Erst im Dezember war der 1,7 Kilometer lange Radweg nach Ludwigsfelde-Struveshof eröffnet worden.

© Daniel Bockwoldt/dpa

Zur Lkw-Rennstrecke verkommen: Mit 100 km/h über den Radweg in Sputendorf

Sputendorfs neuer Wegeverbindung fehlt die Beschilderung. Deswegen nutzen statt Radfahrern jetzt Lkw und SUV die 1,7 Kilometer lange Piste. Landkreis und Gemeinde schieben sich die Verantwortung zu.

Stahnsdorf - Der Ärger um den neu gebauten Radweg im Stahnsdorfer Ortsteil Sputendorf reißt nicht ab. Gerade erst hat ein Projektentwickler mit seinen Plänen für einen gigantischen Solarpark entlang der Strecke die Bewohner aufgeschreckt. Nun sind es schwere Laster und Autos, die mittenmang der Radler über den neuen Asphalt rollen. „Das geht so nicht mehr weiter“, sagt Sputendorfs Ortsvorsteher Rolf-Denis Kupsch. „Es ist Gefahr im Verzug und der Amtsschimmel wiehert“, beklagt er. Denn während sich die Sputendorfer um ihre Gesundheit und den Zustand des neuen Weges sorgen, schieben sich die Ämter gegenseitig die Verantwortung zu.

Schilder fehlen

Erst im Dezember war der 1,7 Kilometer lange Radweg nach Ludwigsfelde-Struveshof eröffnet worden, doch seitdem gehen immer mehr Beschwerden von Bewohnern ein. Der Radweg verkomme zur Lkw-Rennstrecke und werde auch von Autofahrern immer häufiger als Abkürzung genutzt. Doch ändern können die Sputendorfer daran zurzeit nichts. Es gibt keine Schilder, die die Nutzung von größeren Fahrzeugen oder bestimmten Personengruppen unterbindet. Somit gelten die Regeln der Straßenverkehrsordnung. „Im Ergebnis dürfen nun alle Fahrzeuge den als Rad- und Landwirtschaftsweg konzipierten Einspurer benutzen. Geschwindigkeit 100 Kilometer pro Stunde“, sagt der Ortsvorsteher.

Wie gefährlich das werden kann, hat der Sputendorfer Reinhold Krause kürzlich erlebt, als er mit seinen beiden zwei und drei Jahre alten Enkelkindern auf dem Radweg unterwegs war. „Die Kinder waren ganz begeistert, wie gut ihre Laufräder auf dem feinen Asphalt rollten“, berichtet er. Plötzlich allerdings kam ein SUV angerast. „Sie hatten solche Angst bekommen, dass sie dort nicht mehr fahren wollten“, erzählt er.

Der Radweg war vor vier Jahren von den Stahnsdorfern im Bürgerhaushalt gewünscht und im vergangenen Jahr realisiert worden. Rund 360 000 Euro hatten die beiden benachbarten Kommunen Ludwigsfelde und Stahnsdorf in den Ausbau der 3,50 Meter breiten Straße investiert. Keine zehn Minuten dauert die Fahrt auf dem Drahtesel nach Ludwigsfelde und zum Bahnhof nach Struveshof.

Vor allem sollten aber auch Gäste aus dem Umland und Touristen, die auf Rädern oder Inline-Skates die Region erkunden wollen, von dem extra feinen Asphalt profitieren. Für die ersten, die die Strecke erprobten, endete der Ausflug jedoch wegen des unerwarteten Lkw-Begegnungsverkehrs „mit einem Sprung ins frische Bankett“, erklärt Sputendorfs Ortsvorsteher.

Durchgangsverkehr soll verhindert werden

Die Gemeinde hatte von Beginn an den Wunsch, die Strecke so zu beschildern, „dass einerseits der Durchfahrtsverkehr verhindert und andererseits eine sichere Verkehrsführung für Radfahrer und Skater garantiert wird“, erklärt Stahnsdorfs Gemeindesprecher Stephan Reitzig. Danach sollten jeweils am Beginn des Radwegs Durchfahrtverbotsschilder aufgestellt werden. Lediglich landwirtschaftliche Fahrzeuge sollen den Radweg von der jeweiligen Seite bis zur Kreisgrenze nutzen dürfen. So werde sichergestellt, dass die Äcker links und rechts des Weges auch weiterhin bewirtschaftet werden könnten, erklärt Ortsvorsteher Kupsch. Auf Höhe der Kreisgrenze sollen jedoch Poller installiert werden, um eine komplette Durchfahrt zu verhindern, sagte er.

Dass die Gemeinde ihr Vorhaben bislang nicht umgesetzt hat, liege nach Angaben der Stahnsdorfer Verwaltung an der fehlenden „Verkehrsrechtlichen Anordnung“ durch die zuständigen Verkehrsbehörden. Die Kommune hatte sich mit ihrem Anliegen noch in der Bauphase an die Landkreise Potsdam-Mittelmark und Teltow-Fläming gewandt. Dennoch offenbar zu spät. Wären die Straßenverkehrsbehörden früher einbezogen worden, hätten schon im Verfahren wichtige Hinweise gegeben werden können, erläutert Mittelmarks Landkreissprecher Kai-Uwe Schwinzert. So sei eine Ausweisung als Rad- und Landwirtschaftsweg nicht ohne Weiteres möglich, da noch andere Anlieger, darunter ein Flugplatz, betroffen seien. Der Ball liege bei der Gemeinde, die prüfen müsse, wie der Weg vor dem Ausbau gewidmet und welche Verkehrsarten dort zugelassen waren, so der Landkreissprecher. Decke sich dies nicht mit den aktuellen Wünschen, müssen die Kommunen eine entsprechende Widmungsverfügung veranlassen und den Nutzerkreis festlegen, erklärte er.

Der Landkreis Teltow-Fläming, durch den der kleinere Teil des Radweges führt, hat seine Hausaufgaben indes bereits gemacht. Demnach sei der Weg in der Gemarkung Ludwigsfelde als Gemeindestraße ohne Widmungsbeschränkung verzeichnet, so Pressesprecherin Heike Lehmann. Alles weitere sollte mit allen Beteiligten bei einem Vor-Ort-Termin geklärt werden, der bisher aber nicht zustande kam, sagte sie.

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