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Wichtiger Versorger. In Teltow ist Real mit seinem Sortiment, das auch Textilien oder Elektroartikel umfasst, einzigartig. Die Stadt dient als Mittelzentrum auch der Versorgung umliegender Kommunen, dafür ist laut Verwaltung der Markt wichtig. Die Zukunft des Markts ist wie die der Real-Filiale im Stern-Center unsicher.

© Ottmar Winter

Zukunft der Real-Filialen ungewiss: Bangen um den Supermarkt in Teltow und Potsdam

Für Teltow und Potsdam sind die Real-Filialen wichtig. Ob sie trotz des Firmenverkaufes bleiben, ist unklar.

Von Enrico Bellin

Teltow/Potsdam - Wie geht es weiter mit den Real-Supermärkten in Teltow und Potsdam? Diese Frage beschäftigt neben Kunden und Kommunen derzeit vor allem die Mitarbeiter vor Ort. Der Besitzer, die Metro-Gruppe, will bis Ende Januar Verkaufsgespräche mit einem Handelskonsortium beenden, welches jedoch nicht alle Märkte weiterführen wird. Ob die Märkte in der Teltower Oderstraße und dem Potsdamer Sterncenter bestehen bleiben, ist unklar. Zuerst hatte die „Märkische Allgemeine Zeitung“ berichtet.

Schweigen bei der Metro-Gruppe

Die Metro-Gruppe will sich auf PNN-Anfrage nicht zur Zukunft einzelner Märkte äußern, auch nicht dazu, ob die Märkte der Region zu den eher umsatzstarken oder schwachen Filialen des Konzerns gehören. Stattdessen wird auf eine Mitteilung des Metro-Vorstandsvorsitzenden Olaf Koch an die Konzernmitarbeiter vom 6. Dezember 2019 verwiesen, die den PNN vorliegt. Demnach sollen die Verhandlungen mit dem Konsortium aus den Firmen „The SCP Group S.à r.l.“ und „x+bricks“ soweit sein, dass Ende Januar der Vertrag unterschrieben werden kann, der dann noch vom Bundeskartellamt genehmigt werden müsste. Einen „Kern an Märkten“ soll es auch weiterhin unter der Marke Real geben.

Mitarbeiter im Unklaren

Der Markt in Teltow beschäftigt 155 Mitarbeiter, der im Potsdamer Stern-Center immerhin noch 136. Beide Filialleiter wollten sich gegenüber den PNN am Dienstag nicht zum möglichen Verkauf äußern. Mitarbeiter des Teltower Marktes sagten, sie wüssten schließlich auch nicht mehr, als bisher in Medienberichten stand. „Wir würden uns erst einmal freuen, selbst Infos zu erhalten. Schließlich geht es hier um unsere Jobs“, so eine Teltower Mitarbeiterin am Telefon. Teltow ist ein Mittelzentrum, nur deshalb wurde ein Markt dieser Größe in der Stadt überhaupt durch die Landesplanung genehmigt. „Wir haben ein großes Interesse daran, dass der Standort erhalten bleibt“, sagt Teltows Stadtsprecher Jürgen Stich den PNN. Schließlich müsse die Stadt ihrer Funktion als Mittelzentrum auch gerecht werden. Je geringer die Anzahl an Einzelhändlern ist, desto schwieriger werde das. Real ist ein sogenannter Vollsortimenter, neben Lebensmitteln gibt es dort auch Textilien oder Elektronikartikel. Zwar gibt es in der Nähe des Teltower Standortes mehrere Supermärkte, die bieten jedoch ein deutlich kleineres Sortiment.

Ausstrahlungskraft über Potsdam hinaus

Auch für das Potsdamer Stern-Center hat der Real-Markt eine große Bedeutung, wie Center-Manager Frank Kosterka gegenüber den PNN betont. „Aufgrund der Größe und des Sortimentes hat Real eine Ausstrahlungskraft bis in das Umland.“ Der Supermarkt ist der flächenmäßig größte Einzelhändler im Center. Gleichzeitig sei der Markt auch für die unmittelbare Nahversorgung wichtig. So gibt es für die tausenden Bewohner des Stadtviertels bis auf Real und den Rewe am Johannes-Kepler-Platz, der jedoch auf der anderen Seite der Nuthestraße liegt, nur Discounter. „Unter der Woche gibt es Kunden, die nur wegen Real ins Center kommen. Ansonsten verbinden sie den Einkauf natürlich auch mit dem Besuch anderer Geschäfte“, so der Manager. Zur Zukunft des Real-Standortes wisse auch er nicht mehr, Verhandlungen mit Mietern dieser Größe führt die ECE-Gruppe, der das Center gehört, durch.

Frank Kosterka
Frank Kosterka

© promo

Im Land Brandenburg betreibt Real derzeit zwölf Märkte, in Berlin sind es sechs. Seit mehreren Monaten wird um deren Zukunft gerungen. Zunächst wurde mit der Redos-Gruppe verhandelt, die deutschlandweit Einzelhandelsimmobilien besitzt. Diese Verhandlungen hatte Metro dann aber beendet und die derzeitigen Gespräche mit dem Firmenkonsortium aufgenommen. Eine exklusive Vereinbarung mit Kaufland, wie sie zuvor vorgesehen war, werde es nicht geben, um die Chance auf eine Genehmigung durch die Kartellbehörde zu erhöhen, kündigt Metro-Chef Koch im Schreiben an die Mitarbeiter an. Ein Großteil der Standorte werde an andere Händler abgegeben. Eine Übernahme der bisherigen Mitarbeiter soll vereinbart werden. „Leider wird es unausweichlich sein, dass auch eine Anzahl von Märkten aufgrund fehlender wirtschaftlicher Perspektiven aufgegeben werden muss“, so Koch in dem Schreiben. Metro hat allerdings eine Betriebsvereinbarung geschlossen, die eine soziale Absicherung der Mitarbeiter vorsehe, die „trotz aller Bemühungen durch betriebsbedingte Kündigung ihren Arbeitsplatz bei einem übernehmenden Lebensmitteleinzelhändler verlieren“.

Kritik und Ungewissheit

Der „Spiegel“ will in seiner jüngsten Ausgabe erfahren haben, dass deutschlandweit weniger als 30 Standorte geschlossen werden sollen. Der Vorsitzende des Metro-Konzernbetriebsrates sprach gegenüber mehreren Medien jedoch davon, dass 10.000 der derzeit rund 34.000 Stellen in Gefahr seien. Der Metro-Chef weist diese Zahlen als deutlich zu hoch zurück. Auf der Facebook-Seite des Real-Betriebsrates häufen sich wütende Kommentare von Mitarbeitern. „Ja...... X-bricks will weniger als 30 Märkte schließen, aber was ist mit den Filialen, die an Mitbewerber gehen, und für Umbaumaßnahmen 9 Monate oder länger geschlossen bleiben.....?“, heißt es da etwa.

Diese Unsicherheit und fehlende Transparenz der Verhandlungen beklagt auch die Gewerkschaft Verdi. „Seit Monaten herrscht hier die Methode ,Still ruht der See’“, sagt Andreas Splanemann, der Sprecher des Landesverbandes Berlin-Brandenburg der Gewerkschaft, den PNN. Grundsätzlich sei Transparenz bei Geschäften dieser Größenordnung keine Stärke der Unternehmen. „Es ist auch die Frage offen, ob es überhaupt zu dem Verkauf kommt“, so Splanemann.

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