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Streitobjekt. Die Feuerwache am Dorfplatz im alten Ortszentrum.

© S. Schuster

Potsdam-Mittelmark: Wohin mit der Feuerwehr?

CDU, SPD und „Wir vier“ stellen nach langer Debatte gefällte Standortentscheidung nun wieder infrage

Stahnsdorf - Jahrelang ist debattiert worden, nun scheint die Entscheidung wieder offen: Bleibt Stahnsdorfs Feuerwehrwache doch am jetzigen Ort, dem ehemaligen Vierseithof am Dorfplatz 2? Ausgelöst hat die erneute Diskussion die Stahnsdorfer CDU mit ihrem „Zukunftskonzept Feuerwehr“, das derzeit in den Ausschüssen beraten wird. Darin fordern die Christdemokraten den Verbleib der Wehr am Dorfplatz und entfachen somit eine Diskussion, die eigentlich längst entschieden schien. Gemeindewehrführer Sebastian Diwiszek fasst das Dilemma in zwei knappe Worte: „Total verfahren.“

Schon im Dezember 2013 hatten die Gemeindevertreter mehrheitlich den Beschluss gefasst, der Feuerwehr ein neues Domizil auf der Freifläche neben dem Gemeindehaus an der Annastraße zu errichten. Vorausgegangen waren jahrelange Auseinandersetzungen, Analysen und hitzige Debatten um mögliche Standorte sowohl in der Arbeitsgemeinschaft Feuerwehr als auch in der Gemeindevertretung, die mit der Entscheidung pro Annastraße endeten (PNN berichteten).

Dann kam die Kommunalwahl im Mai 2014. Seither schöpft die CDU die Hoffnung, ihre von Beginn an verfolgte Idee doch noch durchzusetzen. Die Karten in der Gemeindevertretung seien neu gemischt, sagt der Vorsitzende der Stahnsdorfer CDU, Daniel Mühlner. Es sei unvernünftig, die Feuerwehr vom Dorfplatz wegzuholen, begründet er seinen Vorstoß und wirbt bei neuen wie alten Gemeindevertretern um Zustimmung für seinen Vorschlag. Zudem würde ein Feuerwehrbau die Fläche an der Annastraße entwerten, sagt er. Mühlner stellt sich dort stattdessen behinderten- oder seniorengerechte Wohnungen vor, für die es großen Bedarf gebe. Auch den Bolzplatz, der rege genutzt werde, möchte er erhalten.

Unterstützer für die Vorlage fand die Stahnsdorfer CDU sowohl bei der SPD als auch den Vertretern von „Wir vier“. Wächst die Zustimmung, könnte der Beschluss aus dem Jahr 2013 tatsächlich gekippt werden. „Ich bin zuversichtlich, dass wir für diese wichtige Strukturentscheidung breite Mehrheiten bekommen“, sagt Mühlner. Denn im Kern gehe es um viel mehr als nur den Feuerwehrneubau. Es gehe noch immer um die Frage der Identität und darum, wo Stahnsdorf seine neue Mitte entwickeln soll. Somit bringt die Frage nach dem Feuerwehrstandort auch alle anderen um Ortsgestaltung und -entwicklung nochmals auf den Prüfstand. Bleibt die Wehr am Ort, stirbt die Idee der Nachnutzung des ehemaligen Vierseithofes als Bürgerhaus.

Doch auch dafür will Mühlner bereits eine Lösung parat haben. Sie zu präsentieren hält er jedoch für verfrüht. Der Standort Dorfplatz für die Feuerwehr und ein mögliches Familienzentrum seien jedoch nicht losgelöst zu betrachten, sagt er. Parallel forciert der Grünen-Politiker Thomas Michel gemeinsam mit fünf weiteren Initiatoren die Gründung einer Agendagruppe „Gestaltung“, die sich um ein ansprechendes Ortsbild bemühen will. Ihm gehe es vor allem darum, auch abseits eines möglichen Zentrums das „Flair“ der Stahnsdorfer Gebiete aufzuspüren und hervorzuheben, erklärt er.

Bürgermeister Bernd Albers (BfB) ist indes bemüht, den Beschluss aus dem Dezember 2013 schnell umzusetzen. Eine Änderung des Bebauungsplanes, der für den Feuerwehrneubau nötig ist, ist auf den Weg gebracht, ein Schallschutzgutachten erstellt, die Ausschreibung für den Neubau, für die Albers wie berichtet herbe Prügel aus den Reihen von SPD und CDU bezog, erfolgt. „Es ist wichtig, dass wir schnell zum Baurecht für ein neues Feuerwehrdepot kommen“, sagt der Bürgermeister. Gemeindewehrführer Sebastian Diwiszek sieht das ähnlich. „Es muss endlich was passieren“, mahnt er mit Verweis auf die Vorgaben der Unfallkasse, die die beengten Verhältnisse vor Ort kritisiert.

Mit dem Herzen würden zwar auch die Kameraden an dem 1897 errichteten und denkmalgeschützten Gebäudekomplex am Dorfplatz hängen, doch vernünftig erscheint Diwiszek ein Verbleib nicht. „Wenn man alles abreißen und neu bauen könnte“, sagt er. Vor allem aber sind die Feuerwehrleute die Diskussionen leid. Inzwischen, meint Diwiszek, würden sie mit allem leben. Solveig Schuster

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