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Potsdam-Mittelmark: Wo die Kartoffel eine Nudel ist Landkreise Uckermark und Uecker-Randow machen sich

für das Plattdeutsche stark

für das Plattdeutsche stark Von Juliane Sommer „Plattdütsch ist nicht gleich Plattdütsch“, sagt Sabine Witthuhn. Die Leiterin der Pasewalker Volkshochschule weiß, wovon sie spricht. Gemeinsam mit dem uckermärkischen Sprachforscher Eberhard Krienke hat sie in länderübergreifender Arbeit eine Ausstellung über die plattdeutsche Sprache in den Landkreisen Uckermark (Brandenburg) und Uecker-Randow (Vorpommern) erarbeitet, die sich der Geschichte und dem Erhalt des Niederdeutschen in beiden Landkreisen widmet. Im Zuge der Recherchen zu dieser Ausstellung, die jetzt in Prenzlau eröffnet wurde, stieß Sabine Witthuhn auf ein merkwürdiges Phänomen: „Bei einer Familie, die wir besuchten, wurden morgens Nudeln, mittags Tüften und abends Kartoffeln gegessen - im Grunde genommen aber immer das Gleiche“, berichtet sie. „Der Vater der Familie kam aus Stettin. Dort heißen die Kartoffeln wie auch in der Uckermark Nudeln. Die Mutter kam aus Mecklenburg. Dort werden Tüften gegessen.“ Die Kinder hätten einfach keine Lust mehr auf Platt gehabt und Kartoffeln zu den Knollen gesagt. Der Unwille der Kinder, die Sprache ihrer Groß- und Urgroßeltern zu pflegen, brachte die Macher der Ausstellung denn auch dazu, mit der Exposition durch die Region zu touren. „Insbesondere jüngere Menschen sind gern gesehene Gäste, vor allem Schulklassen sollten sich für das Niederdeutsche interessieren“, sagt die Leiterin der Pasewalker Volkshochschule, die auch mit Kursen für Kindergärtnerinnen versucht, die vom Aussterben bedrohte Sprache am Leben zu halten. „Wenn wir jetzt nicht tätig werden, wird in zehn Jahren niemand mehr Plattdeutsch sprechen können“, sagt sie. Die Ausstellungstafeln widmen sich sowohl der Pflege der mundartlichen Eigenheiten der Region als auch Projekten, mit deren Hilfe das Plattdeutsche für Kinder und Jugendliche attraktiv gemacht werden soll. Sie informieren über mundartlich schreibende Dichter der Vergangenheit und über heute lebende Autoren, die ihre Geschichten in Plattdütsch verfassen. Ein weiterer Schwerpunkt widmet sich dem jahrhundertelangen Kampf, dem Plattdeutsch auch als Behördensprache Geltung zu verschaffen. Ein Kampf, der letztendlich zum Erfolg führte. Eine Richtlinie der EU zum Schutz von Minderheitensprachen und mundartlichen Besonderheiten legt fest, dass diese Sprachen auch bei Verwaltungsakten und vor Gericht verwendet werden können. Allerdings, so hatte Sprachforscher Krienke vor Jahren gesagt, könne er sich so richtig keinen Strafprozess vorstellen, der in plattdeutscher Sprache ausgetragen wird. Diese Mundart sei zu gemütlich für solche Angelegenheiten. Die Ausstellung, die noch bis Mitte März in der Prenzlauer Kreisverwaltung zu sehen ist, tourt danach weiter durch die Landkreise Uckermark und Uecker-Randow.

Juliane Sommer

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