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Entwicklungspotenzial. Dass der Hafenbau für Teltow trotz aller Probleme und der Verdreifachung der Kosten die richtige Entscheidung war, davon geht die Wasserbau-Expertin Bärbel Koppe aus. Der Hafen könnte auch weitere Wohnungs- und Gewerbebauprojekte anziehen.

© Manfred Thomas

Potsdam-Mittelmark: „Wir hätten Kosten vermeiden können“

Bärbel Koppe, Leiterin des Bremer Wasserbauinstituts, über den Rechtsstreit beim Teltower Hafen.

Frau Koppe, Sie wurden Ende 2012 von der Stadt Teltow engagiert, um mit Ihrem Institut für Wasserbau der Hochschule Bremen das Hafenprojekt voranzubringen. Die Stadt hatte das Institut anschließend auf Schadenersatz verklagt, da Altlastenrisiken nicht richtig eingeschätzt worden seien. Am Mittwoch hat das Landgericht Bremen die Klage abgewiesen. Wie geht es Ihnen damit?

Es geht mir gut damit. Ich habe es nicht anders erwartet.

Teltow hatte Sie einst aufgrund Ihrer Expertise ins Boot geholt. Inwieweit enttäuscht Sie die Klage?
Persönlich enttäuscht bin ich nicht. Jedoch wäre ein anderes Vorgehen sicher sinnvoll und auch möglich gewesen. Zielführend wäre es gewesen, wenn die Stadt Teltow bei Irritationen im Bauablauf Rücksprache gehalten hätte. Wir hätten die Problematik besprechen und unnötige Mehrkosten direkt vermeiden können. Auch der Rechtsstreit war nicht erforderlich. Die Fragen hätten in Ruhe und einvernehmlich geklärt werden können. Auch deutlich früher und kosteneffektiver.

Teltow wirft Ihrem Institut und einem Subunternehmer vor, bei ersten Gutachten zur Bodenbeschaffenheit auf dem Hafenareal nicht genau genug gearbeitet zu haben. Wie sehen Sie das?
Es lagen Informationen zur Vornutzung des Areals und einige Angaben zu Voruntersuchungen hinsichtlich der Bodenbeschaffenheit vor. Hierauf aufbauend wurden in einem den Vorkenntnissen entsprechenden Raster weitere Untersuchungen geplant, durchgeführt und ausgewertet. Auf Basis dieser Daten konnten die Verhältnisse richtig eingeschätzt werden. Das hat sich auch im Nachgang bestätigt. Ich kann also sagen, dass ausreichend Informationen zur Einschätzung der Lage vorlagen oder im Rahmen der Untersuchungen beschafft wurden.

Die Stadt hat geklagt, weil ein Berliner Sachverständiger, der die Kostensteigerungen bei der Marina zu untersuchen hatte, zu dem Schluss gekommen ist, dass Ihr Institut dafür mitverantwortlich ist. Wie erklären Sie sich sein Ergebnis?
Es steht mir nicht zu, den Gutachter der Stadt Teltow zu begutachten.

Sie sagen, Erkenntnisse lagen ausreichend vor. Dennoch führten die Probleme mit dem Boden und den Altlasten dazu, dass sich die Projektkosten auf 14 Millionen Euro verdreifacht haben. Was ist aus Ihrer Sicht schiefgelaufen?
Auch dazu kann ich nichts sagen. In die Entscheidungen zum Bodenmanagement, die zu hohen Kostensteigerungen geführt haben, war ich nicht involviert.

Der Hafen sollte schon im Frühjahr 2017 eröffnen, noch ist er nicht fertig und es gibt auch noch keinen Betreiber. Wie beurteilen Sie die Situation?
Bisher gibt es ein Hafenbecken mit Ufersicherung und die Verankerungen der Steganlagen sind gesetzt. Zudem wird aktuell die Betriebsfläche des Hafens erstellt. Es ist bekannt, dass ein kostendeckender Betrieb eines Hafens mit wenigen Liegeplätzen kaum machbar ist. Dies ist keine neue Erkenntnis. Insofern wundert es mich nicht, dass die Suche nach einem Betreiber schwierig ist. Andererseits strahlen Wasserflächen allgemein und Hafenanlagen im Speziellen eine hohe Attraktivität für die allgemeine Freizeitnutzung, aber auch für Wohn- und Gewerbebebauung aus. Dies gilt es bei einer Weiterentwicklung des Projekts zu nutzen und mit dem Betrieb des Hafens zu kombinieren.

Sie glauben an ein Happy End?
Ja, es wird ein Happy End für die Marina Teltow geben. Trotz aller Querelen und Schwierigkeiten wird der Hafen neben den anderen positiven Entwicklungen, die in Teltow zu erkennen sind, die Attraktivität der Stadt erhöhen. Der Hafen führt die Stadt an den zuvor eher abseits des Ortes gelegenen Teltowkanal heran – er öffnet sozusagen die Wasserfläche zur Stadt hin. Somit wird der Hafen in einigen Jahren ein fester Bestandteil im Freizeitleben der Stadt sein und sicher auch seinen Platz als attraktiver Gewerbe- und Wohnstandort finden.

Das Gespräch führte Solveig Schuster.

Bärbel Koppe, studierte Bauingenieurin, ist seit 20 Jahren im Wasserbau und als Küsteningenieurin tätig. Seit 2012 leitet sie an der Bremer Hochschule das Institut für Wasserbau.

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