zum Hauptinhalt
Feiern am Bahnhof. Der Bunker, der laut Gemeinde verschlossen werden soll, gehört dem Bahnhofsbesitzer.

© Andreas Klaer

Wilhelmshorst: Nachbarn zeigen Jugendliche an: Partys im Bahnhofsbunker treiben Anwohner auf die Palme

Illegale Partys, Drogen und laute Musik: Wilhelmshorster erstatten Anzeige wegen feiernder Jugendlicher. Allerdings: Der Grundstücksbesitzer akzeptiert die Teenager.

Von Eva Schmid

Wilhelmshorst - Von illegalen Partys ist die Rede, lauter Musik, vom Konsum weicher und harter Drogen: Ein verstörendes Bild zeige sich nahe des Wilhelmshorster Bahnhofes in einem kleinen Bunker, in dem Jugendliche Nachbarn zufolge an den derzeitigen warmen Sommerabenden vermehrt feiern würden. Der Bunker steht auf dem Grundstück von Maik Nadolny, direkt an den Bahngleisen. Nadolny hatte vor drei Jahren den Wilhelmshorster Bahnhof und das angrenzende Gelände mit dem Bunker erworben. Es ist nicht das erste Mal, dass es Ärger gibt.

Kritik kommt von Wilhelmshorstern, denen die Verhältnisse vor Ort ein Dorn im Auge sind. Als jugendgefährdend wird der kleine Bunker bezeichnet. Die Kritiker wollen nicht mit ihrem Namen in der Zeitung stehen, merken aber an, dass es dort keine Toiletten gibt und der Müll nach den Partys herumliege. Über die Vorwürfe kann der Unternehmer Nadolny, der einen Haus- und Montageservice in der oberen Etage des Bahnhofs betreibt, nur den Kopf schütteln. „In ganz Michendorf gibt es für die Jugendlichen keinen Ort, wo sie sich aufhalten können“, sagt der 45-Jährige. Er habe ihnen deshalb erlaubt, sich auf seinem Gelände zu treffen, auch mal zu feiern. Ausarten solle es zwar nicht, „aber das macht es auch nicht“. Dass die Jugendlichen Bier trinken, manche rauchen würden, gehöre dazu. Die Raucher würde er ansprechen, und fragen, ob die Eltern das wissen. Viele der Eltern kenne er, so Nadolny. Ginge es nach ihm, würde er gerne einen Jugendtreff dort etablieren und mit dem Michendorfer Rathaus dafür enger zusammenarbeiten.

Doch nicht nur in der Michendorfer Verwaltung, auch bei anderen offiziellen Stellen ist man vorsichtig, was die Entwicklung des Wilhelmshorster Bahnhofes angeht. Nadolny hatte beim Kauf des denkmalgeschützten Gebäudes noch Großes vorgehabt. Er wollte ein Kulturzentrum einrichten, einen Saal im Bahnhofsanbau für Veranstaltungen nutzen. Auf der Außenfläche ein großes Trampolin für Kinder installieren, einen Sportverein gründen. Das meiste davon wartet noch auf seine Umsetzung. „Ich kann keine Veranstaltungen organisieren, wenn ich keine Genehmigung habe“, sagt Nadolny. Ihm seien die Hände bisher gebunden.

„Da geht es zwei Meter tief runter, wenn etwas passiert, haftet der Besitzer“

Tatsächlich sitzt der Bahnhofsbesitzer seit dem Kauf der Immobilie zwischen den Stühlen. Das Gebäude hat die Bahn nach Angaben Nadolnys noch nicht entwidmet, und die Bauaufsicht des Kreises fühlt sich für die von Nadolny geplanten und bereits umgesetzten Umbauten nicht zuständig. Die Bahn verweist auf die Baubehörde, die wiederum auf die Bahn.

Zwischenzeitlich hat Nadolny einfach schon mal angefangen, ohne Genehmigung. Das Ergebnis: Er befindet sich im Rechtsstreit mit der Unteren Bauaufsicht. „Erst sagen sie, sie sind nicht zuständig, und dann untersagen sie mir die Nutzung – was gilt denn jetzt?“, fragt sich Nadolny und lässt seinen Anwalt die Sache vor dem Verwaltungsgericht klären.

Aber auch aus dem Michendorfer Rathaus gibt es Rüge. Bereits im vergangenen Jahr wurde der Unternehmer aufgefordert, den Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg zu verschließen. Schon damals gab es eine Anzeige, schickte die Verwaltung anschließend Mitarbeiter des Ordnungsamtes vorbei, um nach dem Rechten zu sehen. „Anschließend erfolgten keine Meldungen mehr“, so Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU) gegenüber den PNN. Vor zwei Tagen indes ging erneut eine Anzeige ein, Mirbach kündigte an, dass das Ordnungsamt die etwa vier mal sechs Meter große Betonhöhle kontrollieren werde. „Auch wurde bereits die Jugendsozialarbeiterin aufgefordert, verstärkt rund um die Bahnhöfe Jugendliche anzusprechen“, so Mirbach weiter. Vermittelnd eingeschaltet hat sich auch Ortschef Gerd Sommerlatte (FBL/UWG), der gestern vorbeigefahren ist und Nadolny daran erinnerte, den Bunker zu schließen. Oder zumindest zu sichern. „Da geht es zwei Meter tief runter, wenn etwas passiert, haftet der Besitzer“, so Sommerlatte.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false