Wildschwein-Plage in Stahnsdorf: Bogenjagd muss doch noch warten

Stahnsdorf/Kleinmachnow - Von Wildschweinen geplagte Anwohner in Stahnsdorf und Kleinmachnow müssen sich noch gedulden: Die Entscheidung über eine mögliche Jagd mit Pfeil und Bogen auf Wildschweine dauert noch. Zuvor müsse grundsätzlich der Erfolg einer solchen Maßnahme untersucht werden, sagte Jens-Uwe Schade, Sprecher des Brandenburger Agrarministeriums, am Sonntag auf Anfrage. Die wissenschaftliche Begleitung müsse ausgeschrieben werden. Daher ziehe sich das Genehmigungsverfahren noch etwas hin.

Brandenburg wolle auch klären, ob die Tötung durch einen Pfeilschuss dem Tierschutz entspreche. Personen, die mit Pfeil und Bogen auf Jagd gehen, müssen nach den Angaben zudem einen Jagdschein, ein Zertifikat des europäischen Bogenjagdverbandes sowie ausreichenden Versicherungsschutz haben. Jäger in Stahnsdorf lehnen die Jagd mit dem Gewehr in dem dichtbewohnten Ort als zu gefährlich ab.

Bogenjagd wäre bundesweit einmalig

Stahnsdorf und Kleinmachnow wären die ersten Gemeinden bundesweit, in denen die Jagd mit Pfeil und Bogen dann erlaubt ist. Das Verfahren liege ausschließlich in Brandenburg, sagte Schade. Das Ministerium sei als oberste Jagdbehörde für eine Ausnahmegenehmigung zuständig. Das Bundeslandwirtschaftsministerium hatte sich einem Bericht der Augsburger Allgemeinen am Freitag zufolge gegen die Wildschweinjagd mit Pfeil und Bogen ausgesprochen. Seit 1976 verbietet das Bundesjagdgesetz in Deutschland die Jagd mit Pfeil und Bogen – allerdings können die Länder das Verbot zeitweise aufheben. In Stahnsdorf werden pro Jahr etwa 60 bis 70 Wildschweine gesichtet. Sie zerstören Vorgärten und versetzen Bewohner in Angst. Der Einfall eines Wildschweins in einen Friseursalon in Stahnsdorf hatte bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. (mit dpa)