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Potsdam-Mittelmark: Widerstreitende Ideen

Die Zukunfts-AGs von Stahnsdorf haben sich in gegensätzlichen Vorschlägen verrannt

Stahnsdorf - Stahnsdorfs Suche nach einer neuen Identität gestaltet sich schwieriger als gedacht. Bei den Diskussionen um die Zukunft der Ortsmitte ist ein Streit entbrannt. Seit knapp einem Jahr arbeiten vier Arbeitsgruppen, bestehend aus Politikern, Anwohnern und Experten, an verschiedenen Ideen. Konkret geht es um ein neues Heim für die Feuerwehr, ein Bürgerhaus, die Umgestaltung des Dorfplatzes und die Ausgestaltung der Brache rund um das Rathaus. Vorschläge gab es viele. Der Versuch, alle unter einen Hut zu bringen, ist jedoch gescheitert. Der Ärger bei Feuerwehr, Beteiligten und Anwohnern ist groß.

„Es wurde ein Lehrstück, wie Bürgerbeteiligung und Politik immer noch nicht in der Realität des Jahres 2013 angekommen sind“, klagt Uta Reuss-Knote gegenüber den PNN. Vor knapp einem Jahr hatte die Stahnsdorferin begonnen, sich an den Diskussionen zu beteiligen. Das Rathaus hatte auf Anregung der Gemeindepolitiker eingeladen. Gemeinsam wollte man Identität stiften. Doch stattdessen erwuchs ein kompliziertes Gebilde aus verschiedenen Vorschlägen, die sich zum Teil widersprechen.

So fühlt sich jetzt auch die Freiwillige Feuerwehr verprellt, sagt Ortswehrführer Sebastian Diwiszek. „Unsere Vorschläge wurden beiseitegeschoben“, beschwert er sich. Gemeinsam mit Anwohnern und Politikern hatte man in der AG Feuerwehr nach einer neuen Bleibe gesucht. Das alte Haus ist zu klein, müsste vergrößert oder woanders neu gebaut werden. Mehrheitlich habe man sich für einen Neubau in der Nähe des Rathauses an der Annastraße ausgesprochen. „Wir haben uns ein Jahr ans Bein gebunden, um das auszuarbeiten“, sagt Diwiszek. Dann wurde der Vorschlag in der jüngsten Sitzung aller vier Arbeitsgruppen gestrichen. Die neue Feuerwehr soll an der Ruhlsdorfer Straße entstehen, in Nachbarschaft des Fitnessstudios „Fit 2000“. Für Diwiszek die schlechteste aller Varianten: Die vielen Staus am Stahnsdorfer Hof wären ein Problem, wenn die Feuerwehrleute rechtzeitig zu Einsätzen in der Wache sein müssen. „Unsere Ausrückzeiten würden sich deutlich erhöhen.“

Doch den Vorschlag abzulehnen ist nicht so leicht: Wird für die Feuerwehr keine neue Bleibe gefunden, sind die Mitglieder der AG Bürgerhaus enttäuscht. Die wollten das alte Feuerwehrdepot für Kunst und Kultur nutzen. Auch sie sehen ihre Pläne nun in Gefahr. In der AG Annastraße hingegen wurden Vorschläge besprochen, das freie Areal am Rathaus insgesamt für seniorengerechtes Wohnen zu nutzen. Das schließt den Bau der Feuerwehr aus.

Es ist kompliziert, das weiß auch Dietmar Otto. Der Stahnsdorfer SPD-Politiker hatte als Koordinator die Aufgabe übernommen, alle Vorschläge unter einen Hut zu bringen. Sein erster Versuch ging nach hinten los. Das weiß er nun selbst. Seine Vorschläge seien nur eine Diskussionsgrundlage gewesen, rechtfertigt er sich und mahnt: „Bekommen wir das nicht zusammen hin, müssen die Gemeindevertreter einzeln über die Vorschläge abstimmen.“

Es ist fraglich, ob das der Identitätsstiftung zuträglich ist. Trotzdem ist Otto zuversichtlich. Im Februar sollen alle Arbeitsgruppen noch mal über die Zukunft Stahnsdorfs beraten – und, so hofft er, das Kriegsbeil begraben. Tobias Reichelt

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