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Die Anwohner fordern ein Verkehrskonzept. Von der Gemeinde fühlen sie sich übergangen.

© Andreas Klaer

Widerstand gegen Kita-Bauprojekt: Protest gegen Großkita im Stahnsdorf

Der Streit um eine große Kita im Blumenviertel mit den schmalen Straßen geht weiter. Anwohner sammeln Unterschriften für neues Verkehrskonzept.

Stahnsdorf - Ein Bagger hat die Baugrube bereits ausgehoben. Die Gemeinde Stahnsdorf baut eine Kita am Dahlienweg. Doch viele Anwohner:innen befürchten ein Verkehrschaos und Unfälle wegen unsicherer Straßen. Dem Bürgermeister Bernd Albers (Bürger für Bürger) werfen sie vor, ihre Anliegen zu ignorieren. Deshalb haben sie eine Bürgerinitiative gegründet und über 400 Unterschriften gesammelt. Eine Fraktion der Gemeindevertretung konnten sie überzeugen.

150 Kinder täglich auf Sandpisten in Kita

“Das ist eine katastrophale Fehlplanung”, sagt Anwohner Martin Reiss. Sein Wohnhaus befindet sich direkt gegenüber der geplanten Kindertagesstätte für etwa 150 Kinder. “Hier wird eine Groß-Kita wird auf die grüne Wiese gesetzt, obwohl überhaupt keine funktionierende Verkehrsinfrastruktur vorhanden ist.” Der Dahlienweg ist eine schmale Sandpiste, auch die etwas größere Hortensienstraße ist noch nicht asphaltiert. Reiss erwartet ein "Stop and Go” und “Chaos”, insbesondere zu Stoßzeiten morgens und abends, wenn die Eltern ihre Kinder bringen und abholen.  

Gutachten: "Kita nur unzureichend erschlossen"

Das Potsdamer Ingenieurbüro StaadtPlan hat im Auftrag der Gemeinde ein Verkehrsgutachten erstellt. Das Kita-Grundstück sei “nur unzureichend erschlossen”, heißt es darin. Für die Zukunft prognostiziert der Gutachter, dass jeden Tag etwa 340 Pkw durch die Siedlung rollen werden. Die Fahrzeuge sollen von der Hortensienstraße kommen und über den Rosenweg wieder abfahren. Direkt vor der Kita soll ein “Sicherheits- und Abstandsstreifen” errichtet werden, auf dem bis zu zehn Pkw gleichzeitig halten können. 

Die Bauarbeiten haben begonnen. Der Bürgermeister schaffe vor Ort Fakten, kritisieren die Anwohner.
Die Bauarbeiten haben begonnen. Der Bürgermeister schaffe vor Ort Fakten, kritisieren die Anwohner.

© Andreas Klaer

Dieses Verkehrsaufkommen liege unterhalb des gesetzlichen Höchstwertes, so das Gutachten. Es sei allerdings nur dann zu bewältigen, wenn zuerst die Zufahrtsstraßen ausgebaut würden. Doch die Gemeinde will es andersherum machen. 2022 werde die Kita ihren Betrieb aufnehmen, teilt Gemeindesprecher Stephan Reitzig den PNN mit. Danach sollen die Straßen kommen. “Für den Dahlienweg wurde im März die Vorentwurfsplanung vorgestellt, gebaut werden soll 2022.” Für die Hortensienstraße geschehe beides jeweils ein Jahr später. 

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Das Gutachten empfiehlt außerdem eine zweite Anbindung von Süden, um den Verkehr besser zu verteilen. Dazu müsste die Hortensienstraße verlängert werden bis zum Gladiolenweg, der an die L77 angeschlossen ist. Diese neue Straße würde über eine große Freifläche führen, auf der seit vielen Jahren ein Wohngebiet entstehen soll. Eigentümerin ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). Schon seit 2001 besteht ein Bebauungsplan, doch wurde bisher nicht gebaut. Der Gemeindesprecher argumentiert: Ohne das neue Wohngebiet könne es auch keine Straße geben. 

Kritik an Bürgermeister Albers, der kontert

Doch das glauben die Anwohnenden nicht. Anfang April konfrontierten sie den Bürgermeister vor Ort mit ihren Einwänden, wie ein Youtube-Video des lokalen TV-Programms “Teltowkanal” zeigt. Eine Anwohnerin warf Albers vor, er würde jeder Kritik ausweichen und Diskussionen zum Thema “abwürgen”. Der Bürgermeister entgegnete, die Einwände der Anwohnenden seien nicht “fakten- und sachbasiert”, sie würden die Tatsachen verzerren. Zu einer Einigung kam es offenbar nicht. Martin Reiss sagt: “Der Bürgermeister hat das Problem nicht verstanden!” 

Protest gegen mögliche Baumfällungen in der Hortensienstraße.
Protest gegen mögliche Baumfällungen in der Hortensienstraße.

© Andreas Klaer

Unterstützung erhält die Initiative von Wolfgang Brenneis, dem Vorsitzenden der CDU-Fraktion in der Gemeindevertretung. "Eine Erschließung von Süden ist schon jetzt möglich, man muss es nur wollen", sagt er den PNN. Einen entsprechenden Antrag werde er einbringen. Am Freitag wollen die Anwohner ihre Unterschriftenliste an alle Fraktionen der Gemeindevertretung übergeben.

Allerdings gibt es noch ein weiteres Problem. In der Hortensienstraße stehen mehrere Kiefern. “Die Bäume habe ich in den 1970er Jahren mit meinem Vater gepflanzt”, sagt der Anwohner Knut Gastmeier. Er befürchtet, dass sie abgeholzt werden könnten für den Ausbau der Straße. Der Gemeindesprecher entgegnet: “Jeder einzelne Baum wird untersucht und auf Erhaltungswürdigkeit und –fähigkeit geprüft. Müssen einzelne Bäume weichen, wird nachgepflanzt.” Doch das überzeugt Gastmeier nicht, er möchte alle Bäume erhalten. Seine Schwester, Frauke Schmidt-Theilig, geht noch weiter: “Wenn sie mit der Säge kommen, ketten wir uns an die Bäume an.” 

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