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Werders Pfarrer Joachim Klingebiel gestorben: Ein Katholik in der Diaspora

Er konnte nicht von Werder lassen: 32 Jahre lang war Joachim Klingebiel Pfarrer der katholischen Kirche Maria Meeresstern in Werder (Havel).

Von Eva Schmid

Werder (Havel) - Und als er sich mit 70 Jahren in den Ruhestand verabschiedete, versuchte er erfolglos in Friesenhausen bei Fulda und in Angermünde Wurzeln zu schlagen. Es zog ihn wieder zurück, auf seine Inselstadt. Der 90 Jahre alte Geistliche ist am 5. Februar dieses Jahres verstorben, am Samstag wird er in Werder beigesetzt.

Als Katholik in der Diaspora und als pommerscher Sturkopf hat sich Klingebiel oft bezeichnet, erinnern sich Freunde von ihm. Der in Stettin geborene Priester erlebte das Grauen des Zweiten Weltkrieges, wurde mit 16 Jahren bereits eingezogen und landete in dänischer und britischer Kriegsgefangenschaft. Nach dem Krieg wollte er zur Versöhnung unter den Menschen beitragen und begann ein Theologiestudium in Fulda. 1953 wurde er zum Priester geweiht. Die Menschen aus seiner Heimat lagen ihm besonders am Herzen, weshalb er sich ein Leben lang für die deutsch-polnische Verständigung und Freundschaft einsetzte.

Mit dem Rad über die Alpen

Klingebiel war ein Priester mit vielen weltlichen Leidenschaften, er war begeisterter Radfahrer, überquerte auf dem Drahtesel die Alpen. Er war aber auch ein verkappter Karnevalist, fast immer an Rosenmontagen habe er neue Stellen angetreten, betonte er oft unter Freunden.

Und er war erfolgreicher Bauherr – Altbürgermeister Werner Große würdigte das, als Klingebiel sich 1998 ins Goldene Buch der Stadt eintrug. „Keiner baut in Werder – nur der katholische Pfarrer baut“, sagte er damals lachend. Tatsächlich sorgte Klingebiel nicht nur für ein aktives Gemeindeleben von Maria Meeresstern, sondern auch für ein schön gestalteten Kircheninnenraum.

Requiem am Samstag

Für den Altar holte er Buntsandstein aus einem Steinbruch südlich von Leipzig, aus Bulgarien besorgte er dafür Muschelkalk. Fertig renoviert war die Kirche schließlich 1973 – in Zeiten, in denen es nicht nur in Werder gerne mal an allerlei Baumaterialien mangelte. Der Bischof von Stettin/Pommern würdigte ihn mit dem Titel eines Domherren. Eine besondere Ehre für den gebürtigen Stettiner. Das Requiem für Pfarrer Klingebiel findet am Samstag um 10 Uhr in der Kirche Maria Meeresstern statt. Anschließend geht die Prozession zum Friedhof der Heilig-Geist-Kirche. Die Beisetzung erfolgt gegen 12 Uhr.

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