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Zwischen 2006 und 2018 stieg die Zahl der Einwohner in den Havelauen von 448 auf heute 2379. 

© Enrico Bellin

Werders Geschichte: Von den Havelauen bis ins Universum

Die neuen Heimatgeschichtlichen Beiträge aus Werder sind erschienen. Darin geht es neben den Havelauen um das Baumblütenfest und Künstler. 

Von Sarah Stoffers

Werder (Havel) - Fast 200 Jahre lang wurde das Gebiet der heutigen Havelauen landwirtschaftlich genutzt: Dann entschieden die Nationalsozialisten 1935 eine Luftkriegsschule mit einem Fliegerhorst zu errichten. Auch die sowjetischen Streitkräfte nutzen das Areal nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1994 für ihre Zwecke. Erst nach der Wende sollte die zivile Entwicklung des Gebiets in die Wege geleitet werden. Und die ist – trotz Rückschlägen höchst erfolgreich.

Klaus-Peter Meißner von der Havelauen Projektgesellschaft (HPG), die das Gebiet nach der Insolvenz des vorherigen Bauträgers Mega AG erschlossen und entwickelt hat, blickt in einem Artikel im 29. Heft der „Heimatgeschichtlichen Beiträge“ auf die Geschichte und den Ausbau der Havelauen. Am Dienstag wurde das aktuelle Heft im Rathaus in Werder von Stadtchronist Baldur Martin, dem Vorsitzenden des Heimatvereins Klaus Froh sowie dem Geschäftsführer Erhard Schulz und Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU) vorgestellt. Neben der Geschichte der Havelauen von Meißner haben sich acht weitere Autoren an der Ausgabe beteiligt. So schreibt etwa die langjährige Schriftführerin des Obst- und Gartenbauvereins, Karin Watzke, über 140 Jahre Baumblütenfest, Sopranistin Dietlinde Schröder erinnert sich an Konzerte und Auftritte von Laien-Künstlern zwischen 1967 bis 1982 in Werder.

Werder als Heimat bekannter Wissenschaftler

Der neue Stadtteil Havelauen ist mittlerweile weitestgehend fertig. 2007 wurde die in Potsdam ansässige Gesellschaft für Grundstücksentwicklung und Erschließung von Klaus-Peter Meißner angesprochen, das Gebiet zu planen. 2010 wurde die Havelauen Projektgesellschaft gegründet. Mehr als 250 Baugrundstücke für Einfamilienhäuser seien entstanden, so Meißner. Ebenso hunderte Wohnungen, Kindergärten und Spielplätze, ein Pflegeheim, zwei Marinen, Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten. Viele Firmen haben sich in den Havelauen angesiedelt. Auch der Zuzug ist enorm: Zwischen 2006 und 2018 stieg die Zahl der Einwohner von 448 auf 2379. Die Projektgesellschaft hat ihre Arbeit in diesem Jahr eingestellt.

Stephen W. Hawking mit Nicolai (hinten r.) in Potsdam. 
Stephen W. Hawking mit Nicolai (hinten r.) in Potsdam. 

© privat

Über Werder als Heimat von bekannten Wissenschaftlern berichtet Baldur Martin in seinem Porträt von Hermann Nicolai. Der weltweit renommierte Physiker zog 1997 in die Inselstadt nachdem er wissenschaftliches Mitglied der Max- Planck-Gesellschaft und einer der Direktoren am Institut für Gravitationsphysik wurde. Bei seiner Arbeit gehe es um die Weiterentwicklung der Quantenphysik und Albert Einsteins allgemeiner Relativitätstheorie zu einer Theorie der Quantengravitation, wie Nicolai erklärt. Die soll Aufschluss über den Ursprung des Universums geben. Die Vorstellung das ganz in der Nähe in Berlin Einstein seine Relativitätstheorie abgeschlossen habe und dass er während seiner Zeit in Caputh häufiger mit seinem Segelboot auf der Havel vorbeigekommen ist, würden Werder zu einem ganz besonderen Ort für den Wissenschaftler machen. Nicolai, der von 1979 bis 1986 am CERN in Genf arbeitete, gilt als Koryphäe auf seinem Gebiet, arbeitet mit internationalen Experten zusammen. So war Stephen W. Hawking 1999 bei einer Konferenz seines Instituts zu Besuch. Sarah Stoffers

Die Heimatgeschichtlichen Beiträge sind in Werder (Havel) in der Buchhandlung Hellmich, Brandenburger Str. 161 sowie im Kartenhaus, Auf dem Strengfeld 6 erhältlich und kosten 7,50 Euro.

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