zum Hauptinhalt
Baustelle statt Badestelle. Wer der Investor ist, der den seit Jahren leerstehenden, nicht fertiggestellten Thermenbau übernimmt und welche Arbeiten genau mit den 30 Millionen Euro bezahlt werden sollen, ist noch unbekannt.

© Andreas Klaer

Werderaner Blütentherme: Werder zahlt 30 Millionen für Therme

Werders Stadtverordnete beschließen mit einer Mehrheit von CDU und Freie Bürger eine erneute Millioneninvestition, um den maroden Neubau fertigzustellen. SPD, Linke und Grüne stimmen dagegen.

Werder (Havel) - Werder gibt 30 Millionen Euro aus, um die marode Blütentherme fertigzustellen und zu eröffnen. Das haben die Stadtverordneten am Donnerstagabend beschlossen. Es war der größte Investitionsposten des Doppelhaushalts 2018/19, der mit einer Mehrheit von CDU und Freie Bürger beschlossen wurde. SPD, Linke und Grüne stimmten dagegen. Überraschend war das nicht. Die Oppositionsfraktionen hatten schon zuvor klargemacht, dass sie das Vorgehen zur Blütentherme, die bereits 21 Millionen Euro verschlungen hat, nicht mittragen.

Die halbfertige Blütentherme liegt seit 2014 brach, nachdem sich die Stadt nach einem langwierigen Streit vom ersten Betreiber, der Kristall Bäder AG, getrennt hatte. Vor zwei Monaten wurde ein neuer Investor gefunden, der das Projekt für 30 Millionen Euro inklusive einer Seesauna und einem erweiterten Familien- und Wellnessbereich zu Ende bauen soll. Kritik gab es nicht nur wegen der hohen Investitionssumme. Sondern auch, weil vor der Stadtverordnetenversammlung weder der Investor noch die genauen Baumaßnahmen bekannt gemacht wurden, die mit den 30 Millionen Euro umgesetzt werden sollen.

„Wie hältst du’s mit der Blütentherme?“

Die SPD zeigte sich mit dem 103 Millionen Euro umfassenden Doppelhaushalt durchaus zufrieden, vor allem was die Investitionen in Kitas, Schulen und Infrastruktur anging. Die Frage sei jedoch: „Wie hältst du’s mit der Blütentherme?“, sagte Robert Dambon (SPD). Zusammen mit den bereits in das Projekt investierten 21 Millionen Euro ergeben sich Kosten von insgesamt rund 50 Millionen Euro für die Therme, kritisierte Dambon: „Diese gewaltige Summe ist nur möglich, weil die Stadt in den vergangenen Jahren erhebliche Investitionen zurückgestellt hat. Diese Gelder hätten wir lieber für den Ausbau von Kitas und Schulen verwendet.“ Bekanntlich fehlen in Werder rund 200 Kitaplätze, wie auch Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU) in ihrem Redebeitrag zum Doppelhaushalt erwähnte.

Die SPD hatte daher in der Vergangenheit ebenso wie die Linke eine abgespeckte Version der Blütentherme in städtischer Hand befürwortet. „Dass die Stadt die Therme selber baut, ist ein Phantom“, entgegnete Peter Kreilinger (CDU). Es sei ein Irrtum, dass eine kleinere, städtische Therme günstiger sei, da die Stadt dann erhebliche Zuschüsse leisten müsse, so Kreilinger: „Wir setzen auf eine attraktive Therme, die privat und wirtschaftlich betrieben wird.“

Gerät die Stadt in eine finanzielle Schieflage?

Die Linke kritisierte, dass die CDU weiterhin „den verlorenen 21 Millionen Euro weitere 30 Millionen Euro hinterherwerfen“ wolle, so Gabriele Janke (Linke): „Acht Jahre lang wurde versucht, dieses Projekt unter Ausschluss der Öffentlichkeit und ohne Bürgerbeteiligung durchzuziehen. Es ist noch nicht zu spät, zu klären, was die Bürger in Werder wirklich wollen.“ Vor Kurzem hatte sich in Werder die Bürgerinitiative „StadtMitGestalter“ gegründet, die den Abriss der halbfertigen Therme und stattdessen den Bau von Kitas, Schulen und einem Park mit Spielplätzen am selben Ort vorgeschlagen hatten. Lediglich die Grünen hatten sich für diese Alternative ausgesprochen.

Sigmar Wilhelm (Freie Bürger) lehnte dies ab: „Es gab auch bei uns heiße Diskussionen um die Blütentherme, aber ein Abriss und eine Neuplanung sind nicht der richtige Weg, sondern die Fertigstellung.“ Gleichzeitig mahnte Wilhelm aber auch, dass die Stadt durch die Blütentherme nicht in finanzielle Schieflage geraten dürfe.

Investitionen in Schulen und Kitas

Andere Punkte des Haushalts stießen auf mehr Zustimmung bei der Opposition, etwa der Ausbau des Ernst-Haeckel- Gymnasiums, die Errichtung von zwei neuen Kitas durch die Haus- und Grundstücksgesellschaft Werder (HGW), ein neues Gerätehaus für die Freiwillige Feuerwehr in Plessow oder der Ausbau und die Sanierung von Moosfenn- und Margarethenstraße. Insgesamt betragen die für den Doppelhaushalt geplanten Investitionen 14,5 Millionen Euro – ohne die Blütentherme, die mehr als das Doppelte kostet.

Vor allem die Linken vermissten viele Punkte im Doppelhaushalt: Senkung der Kitabeiträge, kostenloses Kitaessen, mehr Radinfrastruktur und eine Übergangslösung für das Familienzentrum und den Jugendclub Werder. „Vieles ist das Nachholen versäumter Sanierungsarbeiten“, so Janke. Sowohl Linke als auch Grüne kritisierten zudem die fünf Millionen Euro Eigenanteil der Stadt für den Bau des Hoffbauer-Campus in Glindow als zu hoch.

Mehr Transparenz beim Thermenbau

Trotz des beschlossenen Doppelhaushaltes: Die Diskussion um die Blütentherme dürfte weitergehen. Die Initiative „StadtMitGestalter“ hat angekündigt, ein Bürgerbegehren zu starten und Unterschriften zu sammeln, um mehr Mitsprache über die geplanten Investitionen für das Bauprojekt zu erlangen (PNN berichteten).

Saß (CDU) gelobte indes mehr Transparenz und kündigte eine Informationsveranstaltung in der Bismarckhöhe an, bei der der Investor und seine Pläne ausführlich vorgestellt werden sollen. Zuvor sei dies nicht möglich, da das Verfahren mit dem künftigen Betreiber, mit dem vor der Sommerpause ein Vertrag geschlossen werden soll, noch laufe. Ein genaues Datum steht noch nicht fest, Saß kündigte an, die Veranstaltung solle in den ersten zwei Juniwochen stattfinden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false