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Potsdam-Mittelmark: Werder weiter ausgebremst

Land sieht derzeit keine Chance zur Finanzierung einer Bahnunterführung. Baustart wohl nicht vor 2018

Werder (Havel) - Werder muss weiter warten. Das Land Brandenburg sieht nach mehr als achtjähriger Diskussion immer noch keine Möglichkeit, in den kommenden Jahren eine Eisenbahnunterführung zu finanzieren. Auf erneute Nachfrage des Bundesverkehrsministeriums hat das Land bekräftigt, dass „zum jetzigen Zeitpunkt der Landesanteil für die Umsetzung der Maßnahme aus dem Landeshaushalt mittelfristig nicht abgesichert werden kann“.

Vorerst wird es also kein Geld für die dringende Verbindung vom Stadtgebiet zu den Havelauen und zur neuen Blütentherme geben. Im Berufsverkehr ist die Schranke in einer Stunde mehr als eine halben Stunde unten, und das auf einer vielbefahrenen Landesstraße, auf der immer mehr Fahrzeuge unterwegs sind. Die Staatssekretärin des Bundesverkehrsministeriums, Katherina Reiche (CDU), brachte die schlechte Nachricht am Donnerstag bei einem Besuch von Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) in Werder mit. Der Bund hatte schon vor einem Jahr zugesagt, seinen Anteil für den Tunnel erbringen zu wollen. Solche Bahn-Straßen-Projekte finanzieren Bund, Bahn und Land gemeinhin zu je einem Drittel.

Laut Katherina Reiche ist nicht nur der Bundesanteil, sondern auch der der Deutschen Bahn AG abgesichert. Nur das Land Brandenburg drücke sich vor seiner Verantwortung. Auch Werder hat Mittel für das Projekt beiseitegelegt: Die Kommune muss häufig zum Landesdrittel etwas zusteuern, wenn sie zum Beispiel die Baulast eines Gehwegs an einer Straße trägt. Werders Bürgermeister Werner Große (CDU) reagierte gestern empört auf die Untätigkeit des Landes. „Es ist ein Unding, wie Werder ausgebremst wird.“

Immerhin läuft offenbar die Planung für das Projekt. Nach Aussage des Potsdamer Landesbetriebs Straßenwesen gegenüber dem Bundesverkehrsministerium wird gegenwärtig an einem Vorentwurf für das Bauprojekt gearbeitet. In Abstimmung mit der Stadt und der Bahn werde dabei vorerst an der Tunnelvariante festgehalten, zeitweise wurde über eine deutlich günstigere Brücke über die Bahngleise nachgedacht. Sie würde 10,5 statt 19 Millionen Euro kosten, gilt jedoch als städtebaulich unverträglich. Ganz abgeschlossen sind die Variantenüberlegungen offenbar nicht, laut Landesangaben würden noch Abstimmungen dazu laufen.

Nach aktueller Einschätzung des Landes könnte im Jahr 2015 mit einem Planfeststellungsverfahren für das Projekt begonnen werden. Solche Verfahren dauern gemeinhin mindestens ein Jahr, in Werder ist außerdem nach Abschluss des Verfahrens mit Klagen von Grundstückseigentümern zu rechnen, die durch das Projekt teilweise ihre Hausgärten verlieren werden. Damit dürften wenigstens weitere zwei Jahre ins Land gehen, an einen Baustart vor 2018 ist also nicht zu denken. Die Werderaner und ihre Gäste werden also weiter an der Schranke stehen, wenn sie ihre Wohn- und Arbeitsorte oder die neuen Freizeitangebote in den Havelauen erreichen wollen. Henry Klix (mit thm)

Henry Klix (mit thm)

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