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Eröffnet. Der 20 Tonnen schwere und 6,45 Meter hohe Turm bietet Blicke über die Havel bis nach Geltow und Petzow sowie nach Glindow.

© Andreas Klaer

Werder: Über dem Weinberg

Werders neuer Aussichtsturm bietet einen Panoramablick. Er ist ein Relikt der Bundesgartenschau.

Von Enrico Bellin

Werder (Havel) - Geradezu winzig wirkt das Riesenrad, das für das am Samstag beginnende Baumblütenfest auf der Werderaner Insel aufgebaut wird, wenn man es vom neuen Aussichtsturm auf dem Wachtelberg betrachtet. Der am gestrigen Mittwoch eingeweihte Turm selbst ist zwar nur 6,45 Meter hoch. Er steht aber an einem der höchsten Punkte der Stadt, etwa 60 Meter ragt der Wachtelberg über der Havel empor.

Deren Verlauf kann man von der Turmplattform aus gut verfolgen, von der Eisenbahnbrücke im Norden bis hinter das Resort Schwielowsee im Süden. Während im Vordergrund die beiden Kirchen der Insel hervorstechen, liegen die Gotteshäuser von Geltow und Glindow eingebettet in malerische Landschaftspanoramen.

„Der neue Turm ist ein weiterer kleiner Baustein für unsere touristische Weiterentwicklung“, sagt Werders Erster Beigeordneter Christian Große (CDU) zur Eröffnung. Im Jahr 2015 stand das Bauwerk zur Bundesgartenschau in Brandenburg/Havel, der Landkreis Potsdam Mittelmark hatte darin seinen Stand – der untere Teil der Betonkonstruktion ist begehbar. Der Kreis hat auch den Turm und seine Aufstellung bezahlt, insgesamt 45 000 Euro. Die Stadt hat die nötigen Genehmigungen für den Standort zwischen Regent-Reben am Wachtelberg eingeholt und die Aufstellung organisiert.

Seit der Gartenschau war der Turm in Werder eingelagert. „Eigentlich sollte er am Havelradweg wieder aufgebaut werden“, sagt Helga Brandt von der Wirtschaftsförderung des Kreises. Doch dort gab es keinen geeigneten Standpunkt: Der Havelradweg verläuft meist durch Naturschutzgebiet, das Gießen eines tiefen Fundamentes für das etwa 20 Tonnen schwere Bauwerk wurde deshalb nicht genehmigt. Eine Mitarbeiterin der Kreisverwaltung, die auch im Werderaner Weinverein Mitglied ist, hat der Stadt dann den Wachtelberg als Standort vorgeschlagen. Damit der Turm sich dort optisch einpasst, wurde er vom knalligen Blau der Gartenschau ins Beige des märkischen Sandes umgestrichen, Werders Stadtlogo ziert die Spitze.

Die können Spaziergänger kostenlos erklimmen. „Womöglich kommen mehr Leute überhaupt auf den Berg, wenn sie vom Schiff oder der Bundesstraße 1 aus den Turm sehen“, sagt Katharina Lindicke, die die kleine Gastwirtschaft auf dem Wachtelberg betreibt. Sie wird es auch sein, die künftig abends den Zugang zum Aussichtsturm absperrt, damit dort niemand bei einer Privatfeier angetrunken über die Brüstung fällt.

Die Absperrung muss noch montiert werden. Auch ist die Gestaltung des Innenraums noch nicht fertig. „Wir haben die entsprechenden Infotafeln jetzt beauftragt“, so Christian Große. Rechtzeitig zum Blütenfest würden sie aber nicht mehr kommen.

Der Aufbau des Gebäudes selbst ging am Dienstag vonstatten. „Wir hatten alle Teile auf einem Lastwagen in den Wachtelwinkel gefahren, ein Kran hat sie dann einzeln auf den Berg gebracht“, erklärt Anselm Franz, Geschäftsführer der Firma veloform, die den Turm gebaut hat. Die einzelnen Betonelemente müssen untereinander nicht verbunden werden. „Ihr Gewicht sorgt dafür, dass sie sicher aufeinanderliegen“, so Franz. Nur das Montieren der Wendeltreppe sei aufwendig.

Die ist auch für Menschen mit leichter Höhenangst geeignet: Die Stufen sind nicht durchsichtig wie sonst bei vielen modernen Bauten. Und selbst beim gestrigen Sturm über Werder spürt man auf der Aussichtsplattform keine Schwankungen.

Gedacht ist die Bauform eigentlich als Hotel. „Im ersten Ring gibt es normalerweise eine Dusche und das WC, darüber folgen die Wohnräume“, so Anselm Franz. Insgesamt gut 2000 solcher Türme hätte die Firma bisher schon aufgestellt, hauptsächlich in Deutschland. Bei Ziesar gebe es in der Mittelmark schon einen solchen Turm als Hotel. In Werder und Umgebung suche die Firma noch nach geeigneten Standorten. In Metropolregionen würden sich zudem immer mehr Menschen einen solchen Hotelturm in den Garten stellen und dann auf Internetforen wie Airbnb zur Vermietung anbieten. Grundsätzlich könne man die Bauten auch deutlich höher machen, in Werder hätte man Franz zufolge die Höhe theoretisch verdoppeln können. „Für die Aussicht bringt das aber kaum noch einen Effekt“, so der Geschäftsführer.

Ihm zufolge können sich Berliner auf dem Baumblütenfest auch schon an den Anblick der Türme gewöhnen: Die Polizei in der Hauptstadt habe Modelle mit kleinerem Durchmesser bestellt, die als Schutz für Revierposten dienen sollen.

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