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Thomas Walter Maria (r.) und Gösta Oelstrom organisieren das Jazz-Festival seit 2017 in Werder.

© Andreas Klaer

"Werder klingt im Licht": Drittes Jazz-Festival setzt auf Farbe

Zur dritten Auflage des inzwischen etablierten Jazz-Festivals in Werder wird es erstmals Farbenspiele an Häusern geben. Hauptattraktion bleiben aber die Musiker.

Von Enrico Bellin

Werder (Havel) - Salsa gemischt mit Swing, eine Kapelle, die ein Soul-Duo begleitet: Ganz besondere Konzerte verspricht der Organisator des Festivals „Werder klingt“ im Werderaner Scala Kulturpalast, Thomas Walter Maria, den Besuchern. Auch optisch soll bei der dritten Auflage des Musikevents vom 15. bis zum 17. März Neues geboten werden: Erstmals werden sieben Häuser zwischen der Bismarckhöhe und dem Marktplatz auf der Insel in wechselnden Farben beleuchtet. Deshalb heißt der Event nun auch „Werder klingt im Licht“.

Was das Jazzfestival musikalisch bieten wird

Hauptattraktion bleiben aber die Musiker. Am Freitag, dem 15. März, wird das Ruth Hohmann sein. Die 87-Jährige gilt als Wegbereiterin des Jazz in der DDR. Begleitet wird sie von der Kleinmachnower Kombo „Papa Binnes Jazz Band“, in der der Werderaner Walter Maria selbst Saxophon spielt. Geboten wird ein Programm von Dixieland bis Filmmusik.

Samstag und Sonntag treten dann jeweils zwei Bands auf: Zunächst geben sie einzeln Konzerte, danach stehen beide zusammen auf der Bühne. „Im vergangenen Jahr hatten wir das einmal gemacht, und es war der Burner“, so Thomas Walter Maria. Die Bands, die nie vorher zusammen gespielt haben, improvisieren gemeinsam. Am Samstag kommen auf diese Weise das Berliner Swing-Trio „Safe, Sane & Single“ ab 19 Uhr und die Salsa-Gruppe „Vientos del Caribe“ ab 20.30 Uhr zusammen. Die Salsa-Kombo aus Leipzig vereint deutsche und kubanische Musiker.

Film-Medley, Simpsons, Aschenbrödel

Thomas Walter Maria wird in jeder der Bands zu hören sein, wie er sagt. Er singt und spielt acht verschiedene Instrumente, Saxophone, Flöten und Klarinetten. Mit seiner Band wird er am Sonntag ein Film-Medley aufführen. Hauptsächlich stammen die Stücke aus den 1960er Jahren, etwa „Goldfinger“ aus dem gleichnamigen James Bond Film. „Mit dabei sind aber auch die Simpsons oder ein Aschenbrödel-Medley“, so der 47-jährige Jazzmusiker.

Besonders beliebt beim Publikum sei auch das Kinderkonzert am Sonntagvormittag. In diesem Jahr wird das Kinderhörspiel „Spatzenschwatzen“ als Konzert mit Gitarre und Cello gespielt. „Erstmals nehmen wir dafür zwei Euro Eintritt, um so kontrollieren zu können, dass auch wirklich nur 200 Gäste im Saal sind“, erklärt der Scala-Betreiber Gösta Oelstrom.

Tickets rechtzeitig kaufen

Die Hauptkonzerte kosten wie in den Vorjahren jeweils 25 Euro im Vorverkauf und 28 Euro an der Abendkasse, ein Festivalticket für alle drei Tage gibt es für 60 Euro. Außer an der Scala-Kasse kommen noch Vorverkaufsgebühren hinzu. Es ist ratsam, die Tickets rechtzeitig zu kaufen. „Freitag und Samstag waren wir zuletzt immer beinahe ausverkauft“, so Oelstrom. Nur der Sonntag sei mit etwa hundert Gästen weniger gut besucht gewesen.

Die Gäste haben erstmals die Möglichkeit, sich am Samstag bereits vormittags im Scala musikalisch einzustimmen: Am Samstag wird um 11 Uhr das musikalische Drama „Whiplash“ gezeigt. Regisseur Damien Chazelle erzählt darin die Geschichte eines 19-jährigen Jazzschlagzeugers, der auf einen genialen, aber sadistischen Lehrer trifft. Um 13 Uhr folgt Chazelles wohl bekanntester Film „La La Land“, in dem eine Schauspielerin und ein Jazzpianist sich ihren Traum von der Hollywood-Karriere erfüllen wollen.

Gäste kommen teilweise von weiter her

„Durch die Filme wollen wir den Festivalcharakter noch einmal aufwerten“, so Oelstrom. Schließlich gebe es Gäste, die nur für „Werder klingt“ weitere Anreisen in Kauf nehmen und so auch tagsüber etwas Kulturelles geboten bekommen. Eine Befragung im Vorjahr habe ergeben, dass etwa zwei Drittel der Gäste aus Werder, Potsdam und Umgebung kommen, der Rest aber aus dem ganzen Bundesgebiet. „Im Vorfeld hatte ich in den Vorjahren immer Anfragen, wo man in der Stadt übernachten kann“, so der 56-jährige Kinobetreiber. Kultur als Wirtschaftsfaktor für das Gastgewerbe.

Das hat auch die Werderaner Stadtverwaltung erkannt. Die Idee für das Festival hatte Thomas Walter Maria vor fast zehn Jahren, 2017 konnte sie dann im Rahmen der 700-Jahr-Feier der Stadt realisiert werden. Seither ist die Stadt neben örtlichen Firmen Hauptsponsor des Festivals, aktuell mit 6000 Euro. Dazu kommen nun noch 10 000 Euro, die die Stadt für die Beleuchtung ausgeben will. Die Idee dazu hatten Verwaltungsmitarbeiter.

"Effekte durch Farbwechsel"

Neben dem Scala werden Bismarckhöhe, Altes und Neues Rathaus, Mühle, Schützenhaus und das Gebäude des Wasserversorgers am Marktplatz jeweils von 19 bis 24 Uhr beleuchtet. Wechselnde Projektionen mit Beamern, wie man sie etwa vom Berliner Festival of Lights kennt, soll es nicht geben, aber „Effekte durch Farbwechsel“, heißt es aus der Verwaltung. Verantwortlich ist die Berliner Firma Boehlke Beleuchtungstechnik, sie stellt unter anderem die Weihnachtsbeleuchtung auf dem Berliner Kurfürstendamm.

„Es ist wirklich toll, wie uns die Stadt hier unterstützt“, so Thomas Walter Maria. Er erhofft sich dadurch Besucher, die sonst nicht zum Festival gekommen wären, sowie mehr Abwechslung für die Stammgäste. Das Festival könne weiter wachsen, vielleicht in den kommenden Jahren sogar einen Tag länger gehen. Werder hätte Potential, glaubt er. So träumt der Jazzer auch von einem Kindermusikfestival im Sommer. Bis das finanziell zu stemmen ist, würden aber wie bei „Werder klingt“ wohl Jahre vergehen.

Karten ab sofort im Werderaner Scala, Eisenbahnstraße 182, und im PNN-Shop in der Wilhelmgalerie, Platz der Einheit 14 in Potsdam. Programm und weitere Infos online >> 

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