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Blüten-Resort der Planer. Auf Nachbargrundstücken der Therme sind neue Atrium-Wohnungen und ein Hotel (o. l.), zwei neue Außenbecken (o. M.) und eine abschließbare Wohnanlage – Gated Community – für wohlhabende Ältere (l. u. u.) geplant. Darstellung/

© GBP, Lutz Hannemann

Werder (Havel): Werders Blütentherme wächst zum Resort

Büro GBP aus Hamburg stellt neues Gesamtkonzept mit Vielzahl von Nachbarnutzungen vor. Eröffnung der Therme 2018 fraglich

Werder (Havel) - Die Werderschen mögen’s opulent, dementsprechend ist auch das neue Gesamtkonzept für die Blütentherme und die Bauareale nebenan geraten. Eine Vielzahl weiterer Nutzungen und Gebäude soll künftig Resortcharakter und Urlaubslaune vermitteln, die Therme selbst um eine Reihe von Attraktionen reicher werden. So zumindest die neuesten Pläne.

Das Büro GBP Project Hamburg, dessen Inhaber deutschlandweit an Neu- und Umbauten von Bädern beteiligt sind und die als Referenzen Hotels, Ferienresorts, Bahnhöfe und Stadtquartiere vorweisen können, will mit neuen Ideen Werders Bad wieder auf die Sprünge helfen – und womöglich einige Investoren gleich mitliefern.

Für Werders Stadtspitze soll bei der Auswahl des Büros mitentscheidend gewesen sein, dass es angeblich bereits mit allen deutschen Badbetreibern zusammengearbeitet hat – bis auf die mittelfränkische Kristall Bäder AG, von der sich die Stadt als Projektpartner wegen der Kostenentwicklung, eigenmächtigen Umplanungen und jahrelangen Bauverzögerungen bekanntermaßen jüngst trennte.

GBP-Geschäftsführer Gerhard Geising stellte dem Badausschuss nun am Mittwochabend in einer bildreichen Präsentation Planspiele für das Badgrundstück und die zweieinhalb Hektar großen Nachbarflächen vor, die Anleihen in Großstädten und ausgewiesenen Ferienregionen nehmen.

Allein die Therme soll durch zwei nördlich vom Bad liegenden Außenbecken – ein „Splash“ mit Kinderattraktionen und einen von Gastronomiebauten gerahmten Lido – erheblich an Attraktivität gewinnen. Eine Saunainsel in der Havel nach Vorbild der Fontanetherme Neuruppin soll den Komplex mit der Havel verbinden, an der Stichhafeneinfahrt sind ein Leuchtturm mit Restaurant und ein Dampferanleger vorgesehen.

Die Nutzungen in der Umgebung sollen in ihrer enormen Dichte ganz augenscheinlich die Augen verschiedener Investoren auf Werders Badprojekt lenken – und alle mit dem Thema Wasser verknüpft werden. Ganz vorn steht das Hotel, das näher an das Bad rücken und Wege für Hotelgäste zu den Spaß- und Wellnessbereichen verkürzen soll. Es steht nun fast zwischen Bad und Stichhafen und einige der Zimmer sollen direkt zum „Splash“-Becken ausgerichtet sein.

Innen soll das Thema Wasser durch eine Wassersäule nach dem Vorbild des Aquadoms im Berliner Hotel Radisson Blue fortgeführt werden. Westlich angedockt an das Hotel ist in Richtung Hafenbrücke ein exklusives Wohnkarree, im Atrium mit überdachtem Hafenbecken, das für Events geeignet sein soll. Es soll vom Stichhafen aus tatsächlich für Boote erreichbar sein, mit Zugbrücke über der Einfahrt. Dritte Nutzung wäre ein Wohnpark für Senioren auf der anderen, südlichen Seite der Therme, Geising gibt ihm die wohlklingende Überschrift „Grapevine 51“. Publikum in der zweiten Lebenshälfte könnte hier im Grünen am Wasser wohnen, die Therme nutzen, Gäste empfangen oder sich auch monatsweise einmieten. Statt der Geschossbauten auf der anderen Badseite soll es hier Einzel-, Doppel- und Gartenreihenhäuser geben. Nachts soll das Tor der Gated Community verschlossen werden. Der bisherige Bad-Parkplatz wird für all die Nutzer nicht reichen und soll nun durch ein begrüntes Parkdeck ergänzt werden.

Geising zeigte sich fest überzeugt, dass alle Bausteine vermarktbar sind, sich Investoren dafür finden. Er selbst führe dazu bereits Gespräche. Die Verdichtung rund um die Therme zielt klar auch darauf ab, für ein Grundrauschen hinsichtlich der Gästezahlen des Bads zu sorgen, sich womöglich vertraglich Einnahmen zu sichern. Die Nachbarschaft schaffe Sicherheit für einen wirtschaftlichen Betrieb des kostenintensiven Bades, sagte Geising.

So sieht es auch Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU): Wohnpark und Hotel seien wie zwei Schultern für das neue Bad. Sie betonte am Mittwochabend aber auch, dass es sich um eine langfristige Vision handele. „Werder ist nicht verrückt geworden. Wir bauen das nicht alles selbst.“ Doch vor weiteren Bauarbeiten an der Therme selbst müsse man wissen, wie die Entwicklung des gesamten Geländes weitergehe. Einige der Nutzungsideen hatte schon die Kristall Bäder AG im Gepäck, im Bebauungsplan sind bereits ein Hotel und ein Ferienpark verzeichnet. Jetzt sei aber die Stadt am Zuge, ein Gesamtpaket für den touristischen Bereich zu schnüren, so die Bürgermeisterin. „Die Ergebnisse müssen sich in Änderungen des Bebauungsplanes widerspiegeln“, sagte Saß. Der Stadt dürften da noch Diskussionen bevorstehen.

Mitglieder des Badausschusses fragten schon mal, ob der Zeitplan für das Bad, das an sich 2018 – sieben Jahre nach der Grundsteinlegung – endlich eingeweiht werden sollte, so noch einzuhalten ist. Zumal Architekt Geising davon sprach, dass die verschiedenen Bausteine am besten gleichzeitig gebaut und fertiggestellt werden sollten, denn wer wolle sich schon auf einer Dauerbaustelle erholen.

„Wie müssen die Potenziale natürlich im Blick behalten“, sagte CDU-Fraktionsvize Ditmar Wick. „Aber die Seele des Ganzen ist die Therme, und da muss es jetzt zügig weitergehen.“ SPD-Ortschef Robert Dambon dachte laut darüber nach, wie sich das neue Umfeld und die Zusatzattraktionen auf die Kostenentwicklung des städtischen Thermen-Projektes auswirken wird. Fragen gab es auch, ob die exklusive Ausstrahlung verschiedener Bereiche für Werders Stadtentwicklung gewollt ist. „Das sieht nicht so aus, als wenn ich das Geld habe, dort mit meiner Freundin mal einen schönen Tag zu verbringen“, sagte etwa der Stadtverordnete Henri Hinze (Linke).

Ausschussvorsitzende Anja Spiegel (SPD) wollte mit der Sitzung am Mittwochabend die weitere Marschrichtung festgelegt wissen, um die erforderlichen bauleitplanerischen Weichenstellungen vorbereiten zu können. Der Bebauungsplan müsste geändert werden, wenn man Geisings Weg weiter verfolgt. Kosten, Investoren oder Bauzeiträume wurden im Badausschuss keine genannt, die Diskussion ohne Beschlussfassung beendet.

Bürgermeisterin Saß fragte noch, ob womöglich Bedarf an einer zusätzlichen Ausschusssitzung vor dem nächsten Sitzungstermin am 24. Juni besteht, wo der Fokus wieder auf die Blütentherme gerichtet werden soll. Völlig offen ist nach wie vor auch, ob nun die Stadt das Thermenprojekt fortführen wird oder sich einen Partner dafür suchen will.

Sinnvoll wäre ein Zusatztermin wohl, denn noch vor der Sommerpause sollen die Stadtverordneten abschließend über die Zukunft der Therme mit Nachbargrundstücken entscheiden, wie es zuletzt hieß. Das klingt angesichts der neuen Vorschläge überaus ambitioniert.

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