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Werder (Havel): Werder will die Margaretenstraße 2017 ausbauen

Im Stadtpark müssen dafür viele Bäume weichen. Anwohner fürchten wachsenden Durchgangsverkehr

Von Enrico Bellin

Werder (Havel) - Knapp 700 Meter Straße sorgen in Werder derzeit für Unruhe: Die Stadtverwaltung plant, im kommenden Jahr die Margaretenstraße auszubauen. „Laut Verkehrsprognose wird die Staugefahr im Stadtzentrum in den kommenden Jahren deutlich zunehmen“, erklärte Thomas Habig, der den Ausbau plant, am Dienstagabend bei einer Bürgerversammlung im Werderaner Schützenhaus. Für Dreiviertel der Werderaner Bevölkerung fehlt Habig zufolge eine zweite Anbindung an die Bundesstraße B1, deshalb brauche man als Entlastung die Margaretenstraße.

Ein Großteil der etwa 60 anwesenden Anwohner fürchtet hingegen, dass die Margaretenstraße künftig zu einer Hauptachse im Nord-Süd-Verkehr durch die Stadt wird. „Wir müssen gemeinsam dagegen vorgehen, dass hier so eine breite Straße gebaut wird“, sagte etwa eine Anwohnerin des südlichen Straßenteils. Eine Nachbarschaftsinitiative hat sich bereits gegründet. Sie ist nicht grundsätzlich gegen den Ausbau, fürchtet aber ebenfalls zusätzlichen Verkehr, Luftverschmutzung und den Verlust von Lebensqualität, wie ihr Vertreter Andreas Naumann verdeutlichte.

Derzeit ist die Straße zwischen dem Freibad und der Kemnitzer Straße mit einer 4,75 Meter breiten Asphaltschicht versehen, daneben sind Sandstreifen. „Wir wollen die Margaretenstraße durchgängig auf sechs Meter ausbauen, damit sich auch Lastwagen begegnen können“, so Thomas Habig, der in Werder schon den Ausbau mehrerer ähnlicher Straßen etwa im Kesselgrund und den Havelauen geplant hat. Die Straße soll auch künftig eine Tempo-30-Zone bleiben, mehrere Einengungen der Fahrbahn auf 3,75 Meter sollen den Verkehrsfluss entsprechend bremsen. Nördlich der Fahrbahn soll ein Gehweg entstehen.

Mehrere Bäume müssen für die Straßenverbreiterung gefällt werden, da die Straße am Stadtpark entlang führt. Ob es sich um eine zwei- oder dreistellige Zahl handelt, könne man Sachgebietsleiterin Corinna Sieber zufolge noch nicht sagen. Den Stadtpark gibt es seit mehr als 100 Jahren. Er fällt zur Straße hin steil ab, auf einer Länge von 70 Metern muss deshalb eine Stützwand errichtet werden.

Im südlichen Abschnitt zwischen Strandbad und Bundesstraße B1 heißt die Straße Am Plessower See und ist vor mehr als 15 Jahren auf eine Breite zwischen 4,75 und sechs Metern ausgebaut worden. Im Zuge des Ausbaus der Margaretenstraße soll in der Kurve vor dem Strandbad die Fahrbahn auf sechs Meter verbreitert werden, nahe der B1 bleibt es jedoch vorerst bei 4,75 Metern Breite.

Bauamtsleiter Ralf Schwarzer zufolge ist nach den derzeitigen Vorplanungen mit Baukosten von etwa einer Million Euro zu rechnen. Die Anwohner müssten davon einen Anteil von etwa 540 000 Euro zahlen, zuzüglich der Baukosten für ihre Auffahrten.

Corinna Sieber zufolge soll mit dem Straßenbau im kommenden Jahr begonnen werden, bis Ende 2017 soll die Straße fertig sein. „Das ist zwar straff, aber man muss sich solche Ziele setzen“, so die Sachgebietsleiterin. Ein besonders kritischer Punkt für den Zeitplan: Die Stadt muss für die Verbreiterung der Straße Flächen von etwa 20 Privateigentümern kaufen. In den vergangenen Tagen gingen entsprechende Schreiben an die Betroffenen. Noch ist unklar, ob alle verkaufen, die Baupläne verändert werden müssen oder es womöglich zu Gerichtsverfahren kommt, die den Straßenausbau um Jahre verzögern würden.

Mehrere Anwohner forderten bei der Versammlung, statt des Straßenausbaus den Durchgangsverkehr zu minimieren. Schließlich habe das Gebiet rund um den Stadtwald – für den die CDU–Fraktion in einem Antrag in der Stadtverordnetenversammlung am heutigen Donnerstagabend eine Aufwertung etwa um einen großen Spielplatz und einen Fitnesspfad fordert – starken Erholungscharakter. Laut Bauamtsleiter Ralf Schwarzer werden in der wachsenden Stadt jedoch auch die Verkehrsströme weiter zunehmen.

Für großes Gelächter im Publikum sorgte die Antwort auf die Frage, warum es auf der besonders bei radelnden Schülern von Oberstufenzentrum und Gymnasium beliebten Strecke keinen Radweg geben soll: Das sei Corinna Siebert zufolge auf einer Straße mit Tempo 30 nicht nötig. An die Geschwindigkeitsbegrenzung halte sich den Anwohnern zufolge jedoch kaum ein Fahrer, selbst Lastwagen würden die Strecke mit 60 Stundenkilometern befahren. Die Stadt weist laut einer Bauamtsmitarbeiterin sowohl Polizei als auch Landkreis ständig auf die Überschreitungen hin und fordert mehr Kontrollen, deren Effekt jedoch sehr begrenzt sei.

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