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Werder (Havel): Mehr Obstplantagen für die Blütenstadt

Die Firma Havelfrucht will in Werder in den nächsten Jahren hektarweise Acker neu bepflanzen. Vor allem regionale Apfelsorten sollen angepflanzt werden.

Von Enrico Bellin

Werder (Havel)/Potsdam - In den kommenden Jahren soll es rund um Werder (Havel) wieder deutlich mehr Obstplantagen geben. „Noch betreiben wir auf dem Großteil unserer Flächen Ackerbau, in den kommenden Jahren wollen wir aber jährlich acht bis zwölf Hektar Fläche für den Obstbau umnutzen“, sagte Gerrit van Schoonhoven am Montagabend am Rande des Wirtschaftsforums Brandenburg im Potsdamer Dorint-Hotel den PNN. Van Schoonhoven und seine Frau sind die Geschäftsführer einer Unternehmensgruppe, zu der unter anderem die Firmen Havelfrucht, Werder Frucht und Frucht Express im Werderaner Ortsteil Glindow und in Groß Kreutz (Havel) gehören, und die insgesamt rund 800 Mitarbeiter hat. Die Havelfrucht GmbH bewirtschaftet in der Region knapp 600 Hektar Fläche, auf 130 davon werden Äpfel angebaut.

Regionale Produkte seien immer gefragter

Vor allem Zwetschgen und regionale Apfelsorten wie Pinova oder Topaz, die gut mit den örtlichen Boden- und Wetterverhältnissen klar kommen, sollen angepflanzt werden. Regionale Produkte seien immer gefragter, deshalb müsse man langfristig mehr anbauen. Insgesamt sei der Wandel ein Generationenprojekt, dass auch bei der Firma Havelfrucht in Fünf-Jahres-Zyklen geplant werde. „Es dauert etwa zwei Jahre, bis der Züchter die gewünschten Bäume liefern kann, und dann noch einmal drei Jahre bis zum ersten Ertrag“, so Schoonhoven. Er betonte, dass durch die Umwandlung von Acker zu Obstbauflächen auch die Kulturlandschaft in der Havelregion erhalten werde.

Das Wachstum der eigenen Produktion sei allerdings auch nötig, um mit den gewachsenen Strukturen des Unternehmensverbundes insgesamt schrittzuhalten: Die Groß Kreutzer Unternehmenstochter Frucht Express beliefert Gerrit van Schoonhoven zufolge gemeinsam mit der ebenfalls zu seinem Unternehmenskomplex gehörenden Firma Früchte Vertrieb aus dem sächsischen Nossen 500 Supermärkte in allen östlichen Bundesländern. Mehr als 100 Lastwagen seien täglich unterwegs. Neben regionalem Obst transportieren sie vor allem Bananen: Am Groß Kreutzer Standort gibt es nach eigenen Angaben eine der größten Bananenreifereien Deutschlands, in der pro Woche bis zu 45 000 Kartons der gelben Früchte lieferfertig gemacht werden.

„Es wird auch künftig keine großen Obstschläge von 30 oder 40 Hektar wie zu DDR-Zeiten geben“

Ein Großteil der Felder der Havelfrucht GmbH liegt auf der Glindower Platte, einem landwirtschaftlich genutzten Gebiet zwischen Glindow, Bliesendorf, Plötzin und Plessow. Bereits im vergangenen Jahr waren dort zwölf Hektar neu mit Zwetschgen und acht mit Äpfeln bepflanzt worden. Vor neuen Monokulturen müsse man sich aber trotzdem auch in Zukunft nicht fürchten, sagt Walter Kassin. Er ist der Vorsitzende des Werderaner Obst- und Gartenbauvereines, in dem auch die Havelfrucht GmbH Mitglied ist. „Es wird auch künftig keine großen Obstschläge von 30 oder 40 Hektar wie zu DDR-Zeiten geben.“ Stattdessen würden jetzt Flächen von vier bis sechs Hektar Größe am Stück neu bepflanzt, mit verschiedenen Früchten. Diese Größe sei für eine rentable Bewirtschaftung auch notwendig.

Über die Glindower Platte führt der sogenannte Obstpanoramaweg: Ein gut zwölf Kilometer langer Radweg von Petzow nach Derwitz. Vor Beginn der Neupflanzungen wurde oft beklagt, dass man entlang des Weges aber statt Obst hauptsächlich Raps und Getreide sehen würde. Das soll Walter Kassin zufolge durch die Neupflanzungen behoben werden. Auch kleinere Betriebe wie der Obstbau Zorn aus Göhlsdorf würden vor Ort neue Kirschbäume anpflanzen.

Bürgermeisterin Saß: "Werder bleibt eine wirkliche Blütenstadt"

Über diese Mischung kleiner und großer Betriebe in ihrer Stadt ist Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU) besonders froh. „Alle zusammen sorgen dafür, dass Werder seinen Ruf als Obstgarten Berlins behält und eine wirkliche Blütenstadt bleibt.“ Durch die laufende Erneuerung der Obstplantagen könnten etwa die Gäste des Baumblütenfestes auch in Zukunft eine blühende Obstflur in Werder vorfinden.

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