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Hetze im Stadtgebiet. Gut 30 dieser Plakate hingen in Werder und Umgebung.

© Privat

Werder (Havel): Mehr als 30 fremdenfeindliche Plakate in Werder

In Werder (Havel) sind zahlreiche Plakate mit fremdenfeindlichen Botschaften aufgetaucht. Es ist nicht die erste Aktion dieser Art in der Stadt.

Von Enrico Bellin

Werder (Havel) – Eine Stadt, zuplakatiert mit fremdenfeindlichen Botschaften: Mehr als 30 Plakate, auf denen ein großes Stoppschild über einer Gruppe flüchtender Menschen steht, sind in der vergangenen Woche in Werder auf Stromkästen, an Laternen und Containern angebracht worden. Im Hintergrund ein von Minaretten umgebener, brennender Fernsehturm. „Mir sind die Plakate das erste Mal bei einer Fahrt am Donnerstagmorgen zum Werderaner Bahnhof aufgefallen“, sagt Cille Lindermann den PNN. Die 20-Jährige wohnt im Ortsteil Glindow und hatte die Vorfälle am Montagabend öffentlich gemacht.

Noch ist unklar, von wem sie stammen

Auch ihrem Vater, der auf der Bundesstraße 1 in Richtung Groß Kreutz unterwegs war, begegneten die fremdenfeindlichen Botschaften gleich mehrfach. Gemeinsam hätten sie dann im Tagesverlauf etwa 30 Plakate entfernt, meist in der Brandenburger Straße und am Plantagenplatz in der Werderaner Innenstadt. „Ein paar Reste haben wir auch gesehen, anscheinend haben schon andere Werderaner die Plakate abgerissen“, so Lindermann. Sie hat die Vorfälle der Polizei gemeldet. Heiko Schmidt, Pressesprecher der Polizeidirektion Potsdam, bestätigt das. Die Polizei habe auch selbst einige Plakate sichergestellt. Die Prüfung durch die Rechtsabteilung dauere noch an. „Nach erster Sichtung konnte jedoch kein strafbarer Inhalt festgestellt werden“, so Schmidt auf Nachfrage der PNN. Die Plakate waren in der Region bisher nicht bekannt. Vom wem sie stammen, sei noch unklar.

In Werder war wie berichtet eine Zeit lang die rechtsextreme Splitterpartei „Der III. Weg“ aktiv, vor knapp zwei Jahren gab es etwa eine Kundgebung auf dem Strengfeld. Auch zwischenzeitlich hatten die Mitglieder der Bewegung massenhaft Aufkleber im Werderaner Stadtgebiet, besonders auf der Inselstadt, an Laternen geklebt. Wie das Netzwerk derzeit aufgestellt ist, war am gestrigen Dienstag nicht zu erfahren. Der Verfassungsschutz des Landes sah sich zu einer kurzfristigen Stellungnahme nicht in der Lage.

Bürgermeisterin Saß: "Leider nicht die erste Aktion in Werder"

Werders Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU) verurteilt die rechtsextreme Propagandaaktion. „Leider ist es nicht die erste Aktion dieser Art in unserer Stadt.“ Das Ordnungsamt sei sensibilisiert und würde entsprechende Plakate selbst so schnell wie möglich entfernen. Laut Stadtsprecher Henry Klix habe etwa auch am Bürgerservice auf der Insel ein solches Plakat gehangen, was die Mitarbeiter selbst entfernt hätten. Ob die Stadt Anzeige gegen die Urheber erstattet, werde derzeit geprüft. Manuela Saß: „Wir sind ein Ort der Vielfalt. Die Stadt tritt ein für Toleranz und Demokratie.“ Wer Asylpolitik sachlich diskutieren wolle, dem stünden andere Wege offen, „als unser Stadtbild zu verschandeln“. Wer solche Plakate oder Aufkleber sieht, solle sie am besten unter Tel.: (03327) 7830 melden.

Schockiert über den Vorfall ist auch Joachim Thiele vom Werderaner Bündnis Kurage, einem Zusammenschluss von Vereinen, Schulen und Parteien gegen Rassismus und Gewalt. „Solche Vorfälle passieren zum Glück relativ selten, im Stadtbild sind auch die Leute vom III. Weg nicht mehr so zu merken“, so Thiele. Wer mit offenen Augen durch die Stadt geht, sehe aber „entsprechende Kumpanen“ schon noch, die etwa durch Aufkleber mit dem Eisernen Kreuz am Auto auffielen.

Aktiv ist auch die Facebook-Plattform „Werder wach auf“, auf der fast täglich fremdenfeindliche Inhalte verbreitet werden. So wurde etwa ein Video vom nicht genehmigten Neonazi-Aufmarsch in Cottbus am 13. Januar geteilt mit dem Kommentar „Der Widerstand wird größer und größer“. Mehr als 100 Vermummte waren mit Pyro-Fackeln durch Cottbus’ Innenstadt marschiert. Die Plattform gefällt derzeit 467 Menschen, vor einem Jahr waren es 100 weniger. Auf der Seite postet auch die identitäre Bewegung Freies Potsdam, die gestern etwa einen Beitrag teilte, der Björn Höckes (AfD) Rede verteidigt, in der er das Berliner Holocaust-Mahnmal als „Denkmal der Schande“ bezeichnete. Aufkleber der Bewegung Freies Potsdam waren vor wenigen Wochen am Werderaner Bahnhof geklebt worden.

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