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Werder: Flüssig durchs Zentrum

Noch ein Mal behindert eine Baustelle für Arbeiten am Trinkwassernetz den Verkehr in Werder. Doch die Anwohner wissen sich zu helfen.

Von Enrico Bellin

Werder (Havel) - Werderaner suchen sich ihre eigenen Wege, das wird dem Betrachter am Dienstagnachmittag am Plantagenplatz klar. Obwohl auf der wichtigsten Kreuzung der Innenstadt nur eine von drei Spuren befahrbar ist, stockt der Verkehr in alle Richtungen kaum. „Wer etwa aus Phöben nach Potsdam will, fährt jetzt wohl eher über Kemnitz und Derwitz, als durch die Innenstadt“, sagt Eugen Etter, Technologe des Wasser- und Abwasserzweckverbandes Werder Havelland (WAZV), der seit Montag eine Hauptwasserleitung unter der Kreuzung erneuert.

Seither gibt es bis Mitte August nur eine Fahrspur für beide Richtungen, eine Ampel regelt den Verkehr. Für Fußgänger gibt es an beiden Enden der Baustelle einen Überweg. Die Brandenburger Straße am südlichen Ende der Baustelle ist nur als Einbahnstraße stadtauswärts befahrbar, auch das beschleunigt den Verkehrsfluss.

Für Autofahrer ist derweil aber noch nicht erkennbar, warum die Fahrspuren gesperrt sind: Löcher auf der Fahrbahn fehlen noch, auch der Bagger steht auf dem Gehweg. Aus Arbeitsschutzgründen sind die Absperrungen Etter zufolge aber schon jetzt nötig: So dürfe im Bereich, in dem der Baggerarm ausschwenken kann, nicht gefahren werden.

Hundert Jahre altes Rohr muss erneurt werden

Das Stahlrohr mit 27 Zentimetern Durchmesser, das unter der Straße liegt, verbindet den Wasserhochbehälter im Norden der Stadt mit den Wohngebieten im Süden. Das Rohr ist Etter zufolge hundert Jahre alt und muss unbedingt erneuert werden, um Rohrbrüche durch sogenannte Lochkorrosion zu verhindern. Dazu wird die Leitung erst mehrmals durchgespült. Anschließend wird ein Inlay, ein kleineres Rohr, in das bestehende eingesetzt. In Werder wird dieses Verfahren erstmals eingesetzt, sonst wurde immer das komplette Rohr ausgetauscht. Da die Leitungen für Gas, Strom und Telefon aber sehr dicht neben der Wasserleitung liegen, sei dieses Verfahren Etter zufolge im Stadtzentrum sinnvoller.

Für die direkten Anlieger der Baustelle wird eine Notleitung, die jetzt gebaut wird, die Wasserversorgung sicherstellen. Dafür muss noch in dieser Woche auch im Fahrbahnbereich ein Loch ausgebaggert werden, sodass die Absperrung dann auch für Autofahrer verständlicher wird. Die Bewohner des Werderaner Südens werden während der Bauarbeiten über andere Leitungen, etwa aus Glindow, mit Trinkwasser versorgt, das Leitungsnetz in Werder ist Etter zufolge eng.

Die Arbeiten am mehrere hundert Meter langen Teil der Hauptwasserleitung kosten den WAZV insgesamt 350 000 Euro. Sie werden sich bis in den Herbst hinziehen: Wenn die jetzigen Arbeiten zwischen dem Theater Comédie Soleil und dem Zeitungskiosk Mitte August beendet sind, wird direkt dahinter in der Eisenbahnstraße zwischen Plantagenplatz und Bernhard-Kellermann-Straße gearbeitet. Die Eisenbahnstraße soll in diesem Bereich dann nur in nördliche Richtung befahrbar sein, in Richtung Süden erfolgt die Umleitung über Kesselgrund- und Kemnitzer Straße.

Größere Arbeiten am Werderaner Trinkwassernetz hatte es zuletzt im vergangenen Sommer gegeben

Danach haben die Werderaner aber erst einmal Ruhe: 90 Prozent der Stahltrinkwasserleitungen in Werder seien bereits erneuert, sagt Eugen Etter. Im Grunde fehle dann nur noch der Abschnitt zwischen der Bernhard-Kellermann-Straße und dem Scala-Kino. Dort werde man die Leitung aber erst erneuern, wenn auch die Straße saniert wird.

Einen Termin dafür hat der zuständige Landesstraßenbetrieb jedoch noch nicht genannt, Etter rechnet zumindest in den nächsten zwei Jahren nicht mit einem Baubeginn. Wie berichtet wird ab dem kommenden Jahr erst einmal der nördliche Abschnitt der Landesstraße zwischen Werder und Phöben erneuert.

Größere Arbeiten am Werderaner Trinkwassernetz hatte es zuletzt im vergangenen Sommer gegeben: Über Wochen hinweg war damals hauptsächlich in den Ferien die Bundesstraße 1 zwischen dem Glindower Eck und der Brandenburger Straße nur einspurig befahrbar, weil eine Leitung erneuert wurde. „Auch damals ist es kaum zu Staus gekommen, deshalb haben wir in der jetzigen Sperrung ebenfalls kein Problem gesehen“, so Eugen Etter. Die Werderaner würden ihre Wege schon finden.

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