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Gut verpackt. Bis auf die „El Opalo“ sind die Schiffe am Steg von Bennet Seidel noch gut eingehüllt. Bis zum Beginn der Tourismussaison Mitte März sollen die Schiffe an den neuen Steg.

© E. Bellin

Werder: Bis zum Scharmützelsee und zurück

In Werder (Havel) entsteht ein neuer Charterstützpunkt. Das Geschäft mit den Wassertouristen boomt.

Von Enrico Bellin

Werder (Havel) - Noch schützen Planen die meisten Schiffe am Steg vom Yachtcharter Werder in der Adolf-Damaschke-Straße. Aus dem weißen Plastikmeer sticht nur das Gelb der „El Opalo“ hervor, bei der nur der Steuerstand abgedeckt ist. Doch ab März werden die gut 20 Schiffe wieder in Betrieb genommen – und liegen dann an einem neuen, doppelt so großen Steg nur wenige Hundert Meter entfernt. Dort soll auch eine neue Halle entstehen, in der zwei Boote gleichzeitig gewartet werden können. „Werder ist eine maritime Hochburg, die Nachfrage nach Schiffsdienstleistungen ist hier enorm“, sagt Firmenchef Bennet Seidel. Deshalb will die Firma, die derzeit nur Yachten vermietet, auch in das Geschäft mit der Reparatur von Schiffen anderer Eigner einsteigen.

500 000 bis 600 000 Euro sollen in die Halle fließen, die ab dem Frühjahr kommenden Jahres gebaut werden soll. Die Mitarbeiterzahl von derzeit sechs soll sich dann auch erhöhen. „Insgesamt bauen wir hier einen maritimen Charterstützpunkt“, so Seidel. Das Gelände, auf dem er die neue Halle errichten will und auch die neuen Bootsstege liegen, hat er der Marina Unruh abgekauft, die sich dadurch verkleinert. Beide Firmen wollen künftig kooperieren, auch die Marina Unruh vermietet Yachten, derzeit 37. „Im Sommer könnte ich jedes Schiff dreimal verchartern, so groß ist die Nachfrage“, sagt Seidel. Die Kunst bestehe darin, auch in der Nebensaison eine hohe Auslastung zu haben. Das soll sich durch das gemeinsame Verleihen verbessern.

Nötig ist das auch durch die hohen Kosten der Schiffe: Die Preise reichen von 120 000 bis 450 000 Euro. Die Flotte ist jung, die meisten Boote sind zwischen 2011 und 2015 gekauft worden. Zwei weitere werden derzeit in den Niederlanden gebaut. Je nach Größe gibt es feste Schlafplätze für zwei bis acht Menschen an Bord. Die Miete variiert je nach Schiff und Saison zwischen 700 und 3200 Euro für eine Woche. Ein Führerschein für die Motoryachten ist nicht notwendig, in einer etwa dreistündigen Einführung kann ein Charterschein erworben werden, bei dem Mietern wesentliche Schifffahrtsregeln und Besonderheiten der Wasserstraße erklärt werden.

Beliebtestes Ziel seiner Kunden sei der Scharmützelsee bei Bad Saarow (Oder-Spree). Bei der Rundtour würden sie meist auf einer Strecke durch Berlin dorthin fahren, auf der anderen über den Teltowkanal. Vom dort in Teltow in Bau befindlichen Hafen hält Seidel wenig: Die 39 Liegeplätze, die es dort geben soll, seien viel zu wenig. „Das kann sich für einen Hafenbetreiber so nicht tragen.“ Wie berichtet sucht die Stadt Teltow bisher erfolglos nach einem Betreiber für die geplante Bootswerft und Gastronomie.

Dabei boomt der Wassertourismus, die Verleihzahlen entlang der Havel steigen jährlich auf inzwischen mehr als 120 000 pro Jahr in Berlin und Brandenburg. Allein in Werder gibt es vier Marinen, dazu kommen mehrere Charterunternehmen. Bei Bennet Seidel kommen die meisten Kunden aus dem Ruhrgebiet und der Region Hannover. Nur maximal acht Prozent kämen aus Berlin und Brandenburg. Laut Wirtschaftsministerium lässt ein Wassertourist täglich 22 Euro in der Region, die Vermietung nutzt also nicht nur den Charterunternehmen.

Und die lassen sich immer mehr einfallen: So gibt es bei Yachtcharter Werder auch einen Stützpunkt in Mirow an der Mecklenburgischen Seenplatte. „Die Kunden können in Werder ihr Boot mieten und in Mirow abgeben oder umgekehrt“, so Bennet Seidel. Zwischen den Städten liegen 25 Fahrstunden, was perfekt für eine Woche Urlaub sei. Enrico Bellin

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