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Wasser, Wurzeln, Wissenschaft. Nur der Slogan ist ein anderer geworden.

© pr

Potsdam-Mittelmark: Wellen, Rübchen und Atom

Teltower Stadtverordnete staunen über ihr selbst gewähltes, neues Stadtlogo

Teltow - Auf einmal ging die Sache mit dem Logo ganz schnell, vielleicht zu schnell. Berndt Längrich (SPD) konnte es kaum glauben. „Abgestimmt ist abgestimmt, jetzt können wir es nicht mehr ändern“, murmelte der Vorsitzende der Teltower Stadtverordnetenversammlung ins Mikro. Sein Satz ging unter im Gebrabbel und Erstaunen über das, worauf sich die Stadtverordneten da geeinigt hatten.

Ein paar schlichte Wellenlinien, ein schlankes Rübchen und ein Elektronen-umschwirrtes Atom sollen für die Rübchenstadt am Teltowkanal werben. „Tradition trifft Technologie“ lautet der Slogan dazu. Am Mittwochabend haben sich die Stadtverordneten in einem komplizierten, mehrstufigen Abstimmungsverfahren darauf geeinigt. „Es gibt mehr in Teltow als das Rübchen“, hatte Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) im Vorfeld der Abstimmung geworben.

Nachdem Unternehmer und Wissenschaftler zuletzt gegen den offiziellen Teltower Zusatztitel „Rübchenstadt“ auf Ortseingangsschildern und Briefbögen Sturm gelaufen waren, sollte mit dem neuen Stadtlogo der Spagat zwischen Tradition und Technologie gelingen. Ein Rübchen allein tauge nicht als Werbeträger für einen Technologiestandort wie Teltow, wie es hieß.

So wurde am Mittwochabend heiß über die Bildchen diskutiert. Zwei Varianten standen zur Abstimmung, eine dritte wurde zuvor schon im Hauptausschuss rausgekegelt. Bei den drei dazugehörigen Werbeslogans war es allerdings geblieben, das entpuppte sich als Problem. Weil die Stadtverordneten darauf bestanden, zwischen den zwei Logos und den drei Slogans frei wählen zu können, gewann am Ende eine Kombination, die niemand auf der Rechnung hatte. Wohl schon gar nicht die Werbeabteilung des Rathauses.

Kopfschüttelnd, schulterzuckend oder mit starrem Blick saßen die Damen der Öffentlichkeitsabteilung in den hintersten Reihen des Stadtparlaments. Von ihnen kam dieser Vorschlag so jedenfalls nicht. Ganz schlicht sollte es sein: „Wasser, Wurzeln, Wissenschaft“ und dazu drei klare Symbole. WWW, das hatte auch den Bürgermeister angesprochen, der sich an das weltweite Internet erinnert fühlte. Ein zweiter Slogan warb: „Teltow, wo Wissenschaft verwurzelt ist“.

Doch Uwe Valentin gefiel das nicht. „Warum müssen wir die Wissenschaft in den Vordergrund stellen?“, fragte der FDP-Politiker. In Teltow gebe es doch auch Industrie. „Wo Innovation verwurzelt ist“, schlug er vor. Da schüttelte der Lehrer Martin Lenz (SPD) nur mit dem Kopf. Ein Satz mit „Wo“ zu beginnen, das habe Fußballtrainer Jürgen Klinsmann oft genug gemacht und jedes Kind wisse: „Das ist schlechtes Deutsch.“

Parteikollegin Christine Hochmuth pflichtete bei: „Innovation, das ist ein Fremdwort.“ 29 Stadtverordnete, 29 Meinungen, fasste CDU-Politiker Ronny Bereczki zusammen, Kollege Peter-Joachim Trog forderte gar eine Sondersitzung. Die gab es leider nicht.

Mit einer Stimme Mehrheit entschieden sich die Stadtverordneten für das Logo mit Kanal, Rübe und Atom. Den dazu passenden Spruch „Wasser, Wurzeln, Wissenschaft“ lehnten sie jedoch ab. Stattdessen fiel die Wahl auf „ Tradition trifft Technologie“. Rathaussprecherin Andrea Neumann hatte sich am Donnerstag damit schon etwas angefreundet: „Die Logoabstimmung war durchaus kontrovers und lebhaft, aber letztlich zielführend“, sagte sie. Schließlich wurde immerhin eine Entscheidung getroffen.

Das neue Logo sei einprägsam, so Neumann. Damit könnte sie sogar recht haben. Nun werde die Stadt Briefköpfe, die Internetseite und Werbebroschüren darauf anpassen. Tobias Reichelt

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