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Public Picknick. Zum Weißen Fest am Havelufer in Caputh, Geltow und Ferch sind am Samstag etliche Besucher gekommen. Sie kamen nicht nur komplett weiß gekleidet, sondern sollten auch Picknickdecken, Tische, Stühle, Essen und Trinken mitbringen. Bis in den Abend hinein wurde unter freiem Himmel gegessen, getanzt und getrunken. Das Fest in britischem Stil wurde zum zweiten Mal in Schwielowsee gefeiert. Seit rund fünf Jahren hält das White Dinner bisher vor allem in deutschen Großstädten Einzug.

© Andreas Klaer

Weißes Band an der Havel: Neues Wohngebiet soll kleiner werden

Wilhelmshorster und ein Investor streiten über die Entwicklung der alten Gärtnereivilla an der B 2.

Von Eva Schmid

Wilhelmshorst - Der Putz bröckelt, die Scheiben sind zerbrochen, die Brennnesseln wuchern. Die alte Villa am Rande von Wilhelmshorst, in der einst Familie Liebster ihre Gärtnerei betrieb, verfällt seit Jahren. Der Potsdamer Immobilienunternehmer Philipp Krentz will sie retten. Doch seine Pläne stoßen auf wenig Gegenliebe in Wilhelmshorst.

Neben der alten Gärtnerei will Krentz das gesamte Areal am Ende der Straße An der Aue entwickeln. Wo derzeit viele Bäume und Datschen stehen, sollen neue Häuser gebaut werden. Vor rund fünf Jahren hat der Immobilienunternehmer die 3,6 Hektar große Fläche nahe der Bundesstraße 2 gekauft. Um dort bauen zu dürfen, müssen Teilflächen aus dem Landschaftsschutzgebiet Potsdamer Wald- und Havelseengebiet ausgegliedert werden. Die Kommunalpolitik muss zudem den Flächennutzungsplan ändern, der dort bisher Grünflächen und Wochenendnutzungen vorsieht.

Durch das Grün radeln zur morgendlichen Hauptverkehrszeit etliche Menschen auf einem Trampelpfad in Richtung Michendorf. Keiner von ihnen achtet auf das verfallene Haus am Waldrand. Dabei ging dort Einstein, als er in Caputh lebte, ein und aus. Mit dem Gärtnerehepaar Liebster soll er gute Gespräche geführt haben. Zu Fuß soll Einstein von Caputh nach Michendorf gelaufen sein, erzählt Krentz. Das habe ihm die letzte Besitzerin der Villa erzählt. Krentz, der selbst in Wilhelmshorst lebt, zieht ein altes Foto hervor. Darauf die um 1910 erbaute Villa mit Sprossenfenstern und weißen Gardinen, umgeben von Bäumen. So ähnlich soll es wieder werden, sagt Krentz. Er wolle den Gärtnereicharakter des Areals erhalten, bei der Villa Altes mit Neuem verbinden. Immer wieder spricht er von behutsamer Entwicklung.

Die Gegner des Projekts befürchten indes, dass Krentz wenig behutsam vorgehen wird. Es geht ihnen um die Frage, wie viel Wachstum die Waldgemeinde Wilhelmshorst noch verträgt. Ganz so schlimm wie in Kleinmachnow, ebenfalls Waldgemeinde mit altem Kiefernbestand, ist die Situation im Michendorfer Ortsteil noch nicht. Es gibt noch Platz. Aber wo und für wie viele, das ist strittig. Die Planungen auf dem Areal würden zu weit gehen, das vertrage der Ort nicht, sagt Johannes Esselbach. Schule und Kita seien jetzt schon bis auf den letzten Platz belegt. Esselbach wohnt nahe der alten Gärtnerei und hat gemeinsam mit anderen Anwohnern eine Unterschriftensammlung gestartet. 554 Wilhelmshorster haben gegen die Bebauungspläne unterschrieben, damit hat sich jeder Sechste im Ort gegen das Vorhaben ausgesprochen.

Krentz hebt die Schultern leicht hoch. Ja, er habe noch Geduld, das Projekt fortzuführen. Doch stellt er auch die Frage in den Raum, was passiere, wenn er an einen Ortsfremden verkaufen würde. Ob der wohl auch so behutsam vorgehen würde. Der Immobilienunternehmer nennt Architekt Albert Gessner, einen der zwei Gründer von Wilhelmshorst. Er hat den Süden des Ortes entwickelt, Krentz wohnt in einem von Gessner erbauten Haus. Ähnlich dem, was der Architekt rund um den Irissee geschaffen hat, will auch Krentz das Gärtnereiareal planen. Bei Gessner sei keine Straße geradlinig, erklärt Krentz. Wenn man nicht an das Ende der Straße durchschauen könne, sei das spannend. Es habe seinen Reiz, nicht zu wissen, wie es weitergeht. Daher will auch Krentz den Eingang zum neuen Wohngebiet etwas verschwenken, am Ende der künftigen Straße soll ein kleiner Platz stehen, die neue Straße von Obstbäumen gesäumt sein. Die Planungen hat Krentz mit dem Langerwischer Architekten Justus Mayser vorgenommen. Mayser setzt sich mit seinem Verein, dem Langerwischer Obstgarten, seit mehreren Jahren dafür ein, dass in Michendorf wieder Obstbäume gepflanzt werden und Streuobstwiesen entstehen. Der Baumbestand soll weitestgehend erhalten bleiben. Er plane mit Grundstücksgrößen von 800 bis 1000 Quadratmetern, so Krentz. Neben Einfamilienhäusern soll es auch Mietwohnungen geben. Die Fassaden sollen mit Holz oder Klinker verkleidet sein, die Dächer begrünt. Eine genaue Anzahl an Wohnungen kann Philipp Krentz noch nicht nennen.

Um seinen Gegnern entgegenzukommen und grünes Licht auf der nächsten Sitzung des Gemeindeparlaments Anfang September zu bekommen, will der Investor zunächst darauf verzichten, ein Drittel der Fläche zu bebauen. Und um die Wilhelmshorster vom Charme der alten Villa zu überzeugen, plant er eine Filmvorführung unter freiem Himmel im verwilderten Garten. Krentz ist dafür mit dem Wilhelmshorster Cineasten Jakob Damms im Gespräch, der mit seinem Wanderkino vor Ort einen Film zeigen will. Passenderweise über eine Gärtnerin.

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