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Die Schülervertreter des Kleinmachnower Gymnasiums kritisierten gegenüber Bildungsministerin Britta Ernst (SPD, M.) das Technikwissen der Lehrer.

© A. Klaer

Weinberg-Gymnasium Kleinmachnow: Schüler kritisieren mangelnde Digitalkompetenz bei ihren Lehrern

Das Kleinmachnower Weinberg-Gymnasium bekommt Landesförderung für neue Technik. Es wurde wegen innovativer Unterrichtsmethoden ausgewählt.

Von Enrico Bellin

Kleinmachnow - Gut ausgestattete Klassenzimmer, jahrgangsübergreifender Unterricht und die gezielte Förderung einzelner Schüler: Das Kleinmachnower Weinberg-Gymnasium zählt für Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) zu den herausragenden Schulen des Landes. „Es war ein Privileg, heute hier die Kurse sehen zu können“, sagte Ernst am Freitagvormittag zum Abschluss eines dreistündigen Schulbesuches, bei dem sie auch einen Förderbescheid über gut 37 000 Euro übergab. Von dem Geld will die Schule unter anderem 30 Tablets kaufen.

Digitale Tafeln gibt es bereits in den Klassenzimmern. „Wir brauchen aber auch die mobilen Geräte, damit die Schüler im Kunstunterricht kleine Filme drehen oder für den Deutschunterricht Szenen einspielen können“, so Schulleiterin Birgit Thiele. Dafür sollen die Schüler künftig nicht mehr in den Computerraum müssen, die Lehrer können die Tablets für ihren Unterricht reservieren.

Neue Technik, aber Schüler sind skeptisch

Die Schülervertreter, die am Freitag viele Fragen an die Ministerin hatten, freuten sich zwar über die Förderung, sind aber zum Einsatz der Geräte skeptisch: „Wie sollen die Tablets genutzt werden, wenn viele Lehrer noch nicht einmal mit den digitalen Tafeln richtig arbeiten können?“, fragt eine Schülerin. Fabian Tober aus der Elften sieht das ähnlich: „Die meisten Lehrer benutzen nur die Schreibfunktion der Tafeln. Und wenn es einen Fehler gibt, kann ihn entweder ein Schüler beheben, oder wir können die Tafel für den Unterrichtsblock nicht mehr nutzen.“

Britta Ernst warb nur um Verständnis für die Lehrer: „Viele sind sicher in meinem Alter, und wir waren beim Studium froh, dass die Schreibmaschine eine Korrekturtaste hatte“, so die 57-Jährige. Noch müsse bei der Digitalisierung viel ausprobiert werden. Und Schulleiterin Thiele zufolge sind es nur wenige Lehrer, die Probleme hätten. Im Rahmen des Programms „Medienfit“, aus dem die Fördergelder für die Tablets kommen, sollen die Lehrer zudem zwei Jahre lang durch das Landesinstitut für Schule und Medien beraten werden. Unter anderem sollen Unterrichtskonzepte zum Lernen mit und über Medien erstellt werden.

Ministerin Ernst hofft auf 160 Millionen Euro für Brandenburg 

Die Ministerin hofft, künftig mehr Geld für die Schuldigitalisierung ausgeben zu können, wie sie auf eine Schülerfrage zum Digitalpakt antwortete – der Pakt mit dem Bund wurde von den Ländern mehrheitlich abgelehnt, da sie künftig Bundesmittel für Projekte nur bekommen hätten, wenn sie noch einmal genauso viel Geld wie der Bund investieren. „Ich hoffe, dass wir im Vermittlungsausschuss am 15. Februar zu einer Lösung kommen werden“, so Ernst. Immerhin gehe es für Brandenburg um 160 Millionen Euro aus dem Digitalpakt.

Zum Vergleich: Im Rahmen des Medienfit-Programms könne die Landesregierung derzeit zwei Millionen Euro für 50 weiterführende Schulen bereitstellen. Ernst selbst hätte den Digitalpakt gern schon unterzeichnet, „50 Prozent des Geldes vom Bund sind besser als nichts.“ Dafür gab es unter den Bildungsministern der Länder aber keine Mehrheit.

Dass die Schüler mit digitaler Technik umgehen können, konnte Britta Ernst im Biologie-Leistungskurs der zwölften Klasse sehen: Vier Teenager haben eine Simulation programmiert, die berechnet, wie sich verschiedene Evolutionsfaktoren auf die Entwicklung von Lebewesen auswirken. So kann etwa ermittelt werden, wie viele Tiere einer Art eine Seuche überleben würden und ob sich die Art dadurch genetisch verändert.

Neue Technik und neue Unterrichtsformen in Kleinmachnow

Die Schüler nutzen aber nicht nur neue Technik, sie können im Weinberg-Gymnasium auch neue Unterrichtsformen wählen: So nimmt das Gymnasium, dessen Träger der Landkreis ist, wie berichtet am Programm „Leistung macht Schule“ teil. Ein Bestandteil des Programms ist ein Kurs für bilinguale Geschichte. Am Freitag debattierten die Schüler auf Englisch darüber, wie die Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg mit früheren Nationalsozialisten umgegangen sind. 

Auch jahrgangsübergreifenden Unterricht konnte Bildungsministerin Ernst beobachten: Während die Fünftklässler der Leistungs- und Begabungsklasse des Gymnasiums in Gruppen unter Anleitung von Elftklässlern lernten, beobachteten die Elftklässler in ihrem „Unterricht“ wiederum die Jüngeren. „Für das Fach Deutsch sollen sie herausfinden, ob Jungen und Mädchen unterschiedlich kommunizieren“, erklärt die Lehrerin Kathrin Heilmann das jahrgangsübergreifende Lernprojekt. Es sei das zweite Zusammentreffen der Klassen in diesem Schuljahr. Auch wegen dieser Konzepte ist die Schule laut Britta Ernst für die Förderung ausgewählt worden.

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