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Ab Januar städtisch. Der Steg in Phöben gehört seit 2002 der Stadt, ab Januar 2018 will sie ihn auch selbst betreiben. Die Wassersportfreunde würden ihn gern nutzen, da ein Neubau nur für sie ihrer Meinung nach nicht genehmigt werden würde und sie derzeit nur über den öffentlichen Strand Zugang zum Wasser haben.

© Andreas Klaer

Wassersport: Der lange Weg zum Steg

Es ist eine verworrene Geschichte: Ein Steg in Phöben, der einst für die Öffentlichkeit bestimmt war, wurde jahrelang privat verpachtet. Jetzt läuft der Pachtvertrag aus.

Von Enrico Bellin

Werder (Havel) - Der Verein nennt sich „Wassersportfreunde Phöben“. Seit seiner Gründung hat er jedoch keinen eigenen Zugang zum Wasser. So gesehen sind die rund 30 Mitglieder des Vereins durchaus ein Phöbener Kuriosum. Denn es kommt noch besser. Zusammengefunden haben sie sich einst als „Steggemeinschaft“. Ihr Ziel: den maroden Steg an der Phöbener Badestelle wieder herzurichten.

Die Stadt Werder, zu der Phöben als Ortsteil gehört, hatte den zu DDR-Zeiten errichteten und seither kaum gepflegten Steg im Jahr 2002 ersteigert. Im Jahr 2008 allerdings hatte sie die Anlage an zwei Privatpersonen verpachtet – die auch Mitarbeiter der Stadtverwaltung Werder waren.

Mitglieder informierten die "Steggemeinschaft" nicht

Zwar waren die beiden anfangs Mitglieder der sogenannten „Steggemeinschaft“ – um Nutzung und Betrieb der Steganlage bewarben sie sich jedoch jeweils beide allein und ohne Information der Mitstreiter. Mit dem Ergebnis, dass der Steg an die beiden Bieter ging – und der Verein „Wassersportfreunde Phöben“, der aus der „Steggemeinschaft“ hervorging, ohne Steg da stand. „Uns fehlt seither die Basis für den Wassersport“, sagt Ralf Forkmann, der Vorsitzende des Wassersportfreunde.

Doch jetzt ist wieder Bewegung in die Sache gekommen. Der Pachtvertrag für den Steg läuft zum Jahresende aus. „Seit 2015 versuche ich mit der Stadt zu klären, was mit dem Steg passiert“, so Forkmann. Auf eine konkrete Antwort warte er bis heute. Gern würde der Verein die Anlage übernehmen, sich dabei auch um die Sauberhaltung der Badewiese am Steg kümmern.

„Wir haben uns in den vergangenen Jahren einen festen Platz im Ort erarbeitet, bieten etwa Nordic Walking und andere Kurse an und beteiligen uns an den Festen in Phöben und Werder“, führt Forkmann zur Begründung an. Auch Windsurfen wird in kleinem Maßstab angeboten, vom Phöbener Strand aus. „Doch da müssen wir im Sommer durch die Menschenmassen hindurch, mit Kindern ist eine Arbeit so nicht möglich“, so Forkmann. 

Geringe Chancen für neuen Steg

Daher brauche der Verein einen Steg – doch ein neuer, eigener würde allem Anschein nach aus Gründen des Biotop-Schutzes nicht genehmigt werden, so Forkmann. Die aus Sicht der Vereins einzige Lösung: der schon vorhandene, ihnen einst abhanden gekommene Steg. Den sie sogar einst mit der damaligen „Steggemeinschaft“ mit hergerichtet hätten.

Genehmigt hatte die Stegsanierung im Jahr 2007 Klaus Böer, der damals bei der Unteren Naturschutzbehörde tätig war. „Eigentlich wollten wir den Steg weg haben, da er ein Fremdkörper im Havelbiotop ist“, erinnert Böer sich bis heute. Doch weil der Steg öffentlich nutzbar sein sollte und die Phöbener sich gemeinschaftlich auch an dessen Sanierung beteiligen wollten, habe das öffentliche Interesse den Biotopschutz überwogen.

„In der jetzigen Form mit privatem Betreiber wäre der Steg nie genehmigt worden“, sagt Böer. Er habe es auch „befremdlich“ gefunden, als er erfahren habe, dass ausgerechnet die Mitarbeiterin der Stadtverwaltung, mit der er einst über die Stegsanierung verhandelt habe, einer der Pächter geworden war.

Stadtverwaltung konnte keinen Interessenskonflikt erkennen

Dennoch, es soll alles mit rechten Dingen zugegangen sein. Werders heutiger 1. Beigeordneter Christian Große (CDU) verweist darauf, dass der Hauptausschuss im Jahr 2006 einstimmig für die Verpachtung an die damaligen Rathausmitarbeiter gestimmt hat, die dann 2008 nach den Genehmigungen der Stegsanierung erfolgt ist. „Insofern vermochten die Stadtverwaltung und der Hauptausschuss keinen Interessenkonflikt zu erkennen“, so Große. Auch die Kommunalaufsicht bestätigte den PNN, dass Verwaltungsmitarbeiter grundsätzlich private Verträge mit der Stadt abschließen dürften.

Wie es nun weiter geht? Wie Große den PNN sagte, will die Stadt den Steg ab Januar in Eigenregie betreiben. Ob dann Platz für die Wassersportfreunde ist, ist allerdings weiter unklar. Die Stadt werde die „bestehenden Nutzungsverträge mit den privaten Anlegern“ weiterführen – also mit Privatleuten, die Bootsliegeplätze gemietet haben.

„Sollten freie Kapazitäten bestehen, was wir derzeit noch nicht wissen, dann können sich Interessenten selbstverständlich dafür bewerben“, so Große. Die Steganlage solle wie bisher weiter betrieben werden. Die Liegeplätze sind durch ein verschlossenes Tor gesichert. „Es handelt sich nicht um einen Erholungssteg“, so der Beigeordnete.

Ortsbeirat ist für öffentliche Nutzung

Doch der Ortsbeirat Phöben hatte sich laut Mitglied Carsten Mendling, der auch stellvertretender Vorsitzender der „Wassersportfreunde Phöben“ ist, deutlich für eine öffentliche Nutzung ausgesprochen. Auch sei im Bebauungsplan eine öffentliche Nutzung von Steg, Badewiese und benachbartem Spielplatz vorgesehen. Grundsätzlich finde er es zwar begrüßenswert, dass die Stadt den Steg künftig selbst betreiben will. „Die Öffentlichkeit ist aber entscheidend“, so Mendling.

Im Werderaner Rathaus hingegen geht man nicht davon aus, dass eine öffentliche Nutzung des Steges vorgeschrieben ist. Zwar sollen Badewiese und Spielplatz weiterhin zugänglich bleiben. Ein Anlegeplatz für private Boote könne aber nur privatwirtschaftlich betrieben werden. „Auch die Stadt kann die Aufgabe jetzt nur übernehmen, weil der Tourismusbereich seit einiger Zeit ein Betrieb gewerblicher Art ist“, so Christian Große.

Den Wasserfreunden ohne Wasserzugang um Ralf Forkmann bleibt wohl nur die Hoffnung. Sie wollen mindestens ein paar Anlegeplätze für die Jugendarbeit nutzen. „Da bleibt aber natürlich auch die Frage, wie es passt, wenn wir mit Jugendlichen trainieren und nebenan die Yachtbesitzer Ruhe haben wollen“, so Forkmann.

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