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Was Mario Barth vom neuen Hafen in Teltow hält: „Nicht kleckern, kotzen“

Zu teuer und unnötig: In der RTL-Sendung „Mario Barth deckt auf“ wurde das Teltower Hafenprojekt zerlegt. Was davon stimmt? Ein Faktencheck.

Teltow - Ob ein Comedy-Format geeignet ist, um Steuerverschwendung aufzudecken, darüber lässt sich kaum streiten. Es kommt sogar an: „Mario Barth deckt auf“ hat am Mittwoch 3,5 Millionen Zuschauer erreicht, etwas mehr als Anne Will mit ihrem Interview der Bundeskanzlerin. Was bekamen sie auf RTL zu sehen? Neben Blitzerabzocke in Berlin, einem Museumsprachtbau in Ottobeuren und Stuttgart 21 ging es um den Teltower Hafen, für Barths Spürhund Joachim Llambi die reinste Steuergeldverschwendung. Er lässt Euro-Faltbötchen im Teltowkanal versinken. Ein Faktencheck.

Teltow als 25. Hansestadt?

„Ich bin hier, weil Teltow die 25. Hansestadt in Deutschland wird“, sagt Llambi. Er entlarvt das Hafenprojekt als Unsinn, da der Teltowkanal wegen Wasserqualität, Güterverkehr und schlechter Anbindung an Havel und Spree dafür total ungeeignet sei. Fakt ist: Teltow wird eher nicht Hansestadt. Für die 19 Dauerliegeplätze gibt es allerdings ein Vielfaches an Anmeldungen, außerdem werden 20 Gastlieger gebaut. Der Hafen, der 2017 fertig werden soll, ist Wunschprojekt des Wassersportentwicklungsplans des Landes Brandenburg. Der Wirtschaftsverband Wassersport hat Potenzial für einen größeren Hafen gesehen. Der Teltowkanal gewinnt als Umfahrungsroute für Berlin an Bedeutung, der Sportbootverkehr hat sich in zehn Jahren fast verdoppelt.

„Nicht kleckern, kotzen“, erklärt Llambi und übergibt sich showmäßig, weil sich der Hafen von 3,8 auf 11,1 Millionen Euro verteuert habe. „Ganz viele“ meinten, dass er am Ende 15 Millionen kosten wird. Fakt ist: Die Stadtverordneten haben Ausgaben von 10,1 Millionen Euro für das Hafenprojekt freigegeben. Ursprünglich sollte der Hafen tatsächlich nur 4,2 Millionen kosten. Dass es teurer wird? Wohl nicht auszuschließen. 15 Millionen? Wer hat das gesagt?

80 000 Euro für Umsiedlung für 19 Eidechsen

Llambi erklärt, dass Kostentreiber die Natur gewesen sei und die Stadt für die Umsiedlung von 19 Zauneidechsen vom Hafengrundstück „80 000 Kröten, äh, Euro“ ausgeben musste. Richtig ist, dass der größte Kostentreiber die Altlasten sind. Tatsächlich musste die Stadt auch 80 000 Euro zahlen, um – so ist es vom Naturschutzgesetz gefordert – die Zauneidechsen vom Baugrundstück zu retten und ihnen ein neues Biotop am Stadtrand zu bauen. Es wurde sogar eine Eidechsenexpertin dazu eingestellt.

Llambi erklärt, dass sich auf dem Gelände mal eine Galvanikfabrik befunden habe und Berliner Mauerteile produziert wurden. Kabel, Teer, Schutt und Schwermetalle seien im Boden gefunden worden. Eine Galvanikfabrik gab es zwar nicht, aber richtig ist, dass es mal eine Betonfabrik gab und nebenan noch gibt, in der auch Berliner Mauerteile gebaut wurden. Unter anderem die alten Schal-Ölreste sind heute ein Problem.

Neuer Hafen: Ein Bürgermeister-Projekt?

In der Sendung heißt es, dass der Hafen ein Bürgermeisterprojekt sei, die Teltower sich lieber ein Schwimmbad wünschten und das Geld besser für löchrige Straßen verwendet worden wäre. „Wie viel Wut haben Sie eigentlich auf den Bürgermeister?“, fragt Llambi einen Teltower, geschlossene Frage nennt man das. Tatsächlich beruht das Hafenprojekt auf Mehrheitsbeschlüssen der Stadtverordneten. Der Wunsch nach einem Schwimmbad rückte auf Platz eins des Bürgerhaushalts, als das Hafenprojekt schon im Gange war. Allein in diesem Jahr wird noch mit der Sanierung von drei Straßen begonnen, erst am Mittwoch wurden zudem 1,4 Millionen Euro für die Ruhlsdorfer Straße freigegeben. Die löchrige Max-Sabersky-Allee wurde übrigens aus dem Haushalt gestrichen, weil sich Bürger gegen die Sanierung wehrten – wegen der Ausbaubeiträge.

Fazit: Llambi war Börsenmakler und Turniertänzer, ist als TV-Juror von „Let’s Dance“ bekannt. Seine journalistische Leistung geht dafür in Ordnung, für Comedy dürfte es lustiger sein. Bemerkenswert an Teltow findet Llambi den Rübchengeist. Ein halbes Fläschchen, und die Sendung war nicht mal schlecht. Wobei Bürgermeister Thomas Schmidt mit seinem Original-Barth-T-Shirt „Nicht quatschen, machen“ mithält.

Wie es aktuell auf der Baustelle in Teltow aussieht >>

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