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Was Gräber in Potsdam-Mittelmark kosten: Die letzte Ruhe und ihr Preis

Die Gebühren für Gräber im Umland schwanken stark. Was teuer ist, was günstig – und was gefragt.

Von Eva Schmid

Sie ruhen unter Kieferwäldern, prächtig blühenden Rhododendronbüschen, nahe der Havel und mit Prominenten als Grabnachbarn. Es sind wildromantische Orte, an denen Verstorbene im Potsdamer Umland bestattet werden. Die Preise jedoch schwanken von Friedhof zu Friedhof gewaltig. Auf einer der bedeutendsten Ruhestätten der Region, dem Stahnsdorfer Südwestkirchhof, wurden zum Jahresbeginn die Gebühren deutlich erhöht. Jetzt fürchtet Friedhofsverwalter Olaf Ihlefeldt, dass sich künftig weniger Menschen für ein Grab oder eine Urne auf dem großen Waldareal entscheiden.

Zu Wendezeiten waren die Gebühren "utopisch niedrig"

„Der Slogan Geiz ist geil wirkt sich leider auch auf Friedhöfe aus, am Ende ist der entscheidende Punkt oft der Preis“, sagt Ihlefeldt. Für ein Grab, das man sich aussuchen kann, fallen auf dem Südwestkirchhof neuerdings einmalig fast 1600 Euro an. Dafür bleibt das Grab dann auch 20 Jahre lang – diese Ruhezeiten sind der Durchschnitt. Für ein Urnengrab, in das bis zu vier Urnen passen, muss man seit Anfang des Jahres einmalig 880 Euro bezahlen. Vor der Gebührenerhöhung war es fast ein Drittel weniger. Ihlefeldt erklärt die gestiegenen Gebühren mit erhöhtem Pflegeaufwand, die letzte Erhöhung lag immerhin mehr als zehn Jahr zurück. Zu Wendezeiten, erinnert sich Ihlefeldt, waren die Gebühren noch „utopisch niedrig“. Unglaubliche 15 DDR-Mark musste man einst bezahlen.

Vorbei die Zeiten günstiger Ruhestätten? Nicht ganz: Vor einigen Jahren berichtete das Schwielowseer Rathaus von einem regelrechten Bestattungstourismus. Kein Wunder: Mussten Hinterbliebene in Potsdam damals wie heute tief in die Tasche greifen, waren die Gebühren der zwei kommunalen Friedhöfe in Ferch und Ferch-Kammerode sehr günstig. Noch dazu ist der Fercher Friedhof äußerst schön gelegen – mit einer denkmalgeschützten Fischerkirche aus dem 17. Jahrhundert in Fachwerkoptik. Damals verlangte die Verwaltung für ein Einzelgrab 300, für eine Urnengrabstelle 200 Euro. Vor zwei Jahren stiegen die Gebühren und blieben mit Erhöhungen um bis zu 200 Euro dennoch moderat. Nach wie vor sind Bestattungen dort im Vergleich zu anderen Friedhöfen am günstigsten.

Nachfrage an Gartengräbern rückläufig

Ganz anders sieht es in Werder (Havel), Kleinmachnow und Michendorf aus. Auf allen drei Friedhöfen, die bis auf den in Kleinmachnow in kommunaler Hand sind, muss für Grabstellen um die 1000 Euro bezahlt werden, der Preis für Urnen variiert jedoch deutlich. Am unteren Ende steht Michendorf mit 365 Euro, am oberen Kleinmachnow mit 950 Euro. Der Pfarrer der Kleinmachnower Kirchengemeinde kündigte auf Nachfrage an, dass auch er demnächst mehr Geld verlangen müsse. Besonders luxuriös sind bereits sogenannte Gartengräber, die die evangelische Kirche am Steinweg anbietet. Sie würden laut Friedhofsverwalterin Ramona Nicolai-Gürlich mehr Platz zum Gestalten bieten. „Die Nachfrage ist aber rückläufig, weil es doch recht teuer ist.“

Überhaupt dominieren nicht nur auf dem Waldfriedhof in Kleinmachnow seit Jahren die Urnenbestattungen. Der Trend auf vielen Friedhöfen gehe zu Urnengärten, die vom Friedhofspersonal gepflegt würden, so die Kleinmachnower Friedhofsverwalterin. Auch auf dem Südwestkirchhof soll es demnächst eine Anlage für Ehepaare geben. So könnten Partner nebeneinander bestattet werden, zudem werde die Grabpflege im Voraus bezahlt, die Arbeit für Hinterbliebene entfalle.

Ein Grab im Wald

Wenig Arbeit machen auch naturnahe Gräber, wie sie zum Beispiel in einem großen Waldstück in der Nuthetaler Parforceheide angeboten werden. Ein Grab befindet sich dort unter einem Baum, nur wer genau hinschaut, erkennt an den Stämmen kleine Metallschilder. Darauf meist eine Nummer, damit Hinterbliebene den Baum finden, unter dem der Verstorbene begraben ist. Blumen, Kerzen oder Inschriften sind nicht erlaubt – der Wald bleibt Wald.

Auch auf dem Stahnsdorfer Friedhof ist seit mittlerweile zehn Jahren eine Bestattung unter Bäumen möglich. Doch langsam nehme die Nachfrage nach anonymer Bestattung ab. „Es geht weg von der Anonymität hin zu dezent gestalteten Grabmalen“, sagt Ihlefeldt. Vielen Menschen sei es wieder wichtiger, ein Grab besuchen zu können.

Berliner lassen sich im Stahnsdorfer Waldareal begraben

Wer auf dem Stahnsdorfer Waldareal zu einem bestimmten Grab möchte, muss oftmals bis zu zwei Kilometer laufen. Beerdigen lassen sich dort meist Berliner, in den vergangenen Jahren zählte Ihlefeldt im Durchschnitt zwischen 800 und 1000 Beisetzungen. Für Berliner wie auch für Potsdamer seien selbst die neuen Gebühren verhältnismäßig günstig, so Ihlefeldt. In beiden Städten würde für Gräber rund ein Drittel mehr verlangt.

Auch wenn der Preis wichtig ist, die Angebotspalette muss breit sein. Der Verwalter des Südwestkirchhofes will nun alte Grabsteine anbieten. „Ich will die schönen Steine von mehr als 100 Jahre alten Gräbern erhalten“, so Ihlefeldt. Die Ruhefristen seien bei diesen Gräbern lange überschritten, „das heißt, formal existieren sie nicht mehr“. Doch statt die Steine wegzuschmeißen, könnten Familien sie erwerben. Man müsse nur einen neuen Namen darauf setzen lassen. Der alte Stein macht viel her, ist günstiger als ein neuer und erhält den Charme des verwunschenen Friedhofs.

Lesen Sie weiter: Interview mit Fabian Lenzen, Sprecher des Berufsverbandes der Bestatter von Berlin und Brandenburg, über Preise und Trends bei Bestattungen >>

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