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Waldbrand: Fichtenwalde: Eine Rauchsäule über dem Landkreis

Der Großbrand in Fichtenwalde war am Donnerstagabend weitgehend unter Kontrolle Eine Evakuierung des Ortes blieb aber nicht ausgeschlossen. Die Löscharbeiten dauerten über Nacht an.

Von Enrico Bellin

Fichtenwalde - Eine Feuerwalze, die sich den Waldboden entlangschlängelt und eine Rauchsäule, die noch vom knapp 20 Kilometer entfernten Potsdam aus zu sehen war: Ein riesiger Waldbrand bei Fichtenwalde hat am Donnerstag den ganzen Landkreis in Atem gehalten. Rund 200 Feuerwehrleute aus dem ganzen Kreis und aus Potsdam waren bis zum Abend im Einsatz, um die etwa 50 Hektar große Brandfläche zwischen der A 9 und dem Europaradweg bei Fichtenwalde zu löschen. Die Bewohner mussten sich auf eine Evakuierung vorbereiten. Das Innenministerium des Landes hatte eine Krisenkommission gemeinsam mit Landkreis, Feuerwehr, Stadt und Polizei am Klaistower Spargelhof eingerichtet.

„Wir haben das Feuer inzwischen unter Kontrolle. Wechselnde Winde verhindern aber, dass es gelöscht werden kann“, so Kreissprecherin Andrea Metzler am späten Donnerstagabend. Auch durch Funkenflug am Waldboden würde der Brand immer wieder angefacht. Der Landkreis hatte am Abend Feuerwehrleute aus dem Landkreis Havelland angefragt, die die seit Stunden im Einsatz befindlichen mittelmärkischen Kameraden ablösen sollten. „Wir haben zudem auch noch einen Löschhubschrauber beim Innenministerium angefordert“, so Metzler. Am Tage war nur ein Hubschrauber der Polizei zu Aufklärungszwecken im Einsatz.

„Leider können wir derzeit auch noch keine Entwarnung in Bezug auf eine Evakuierung geben“, so die Kreissprecherin. Bis zum Abend war diese nicht nötig. Falls der Wind in der Nacht aber dreht und das Feuer wieder in Richtung Fichtenwalde treibt, sei es möglich, dass die Fichtenwalder in bereitgestellten Notquartieren in Turnhallen und auf Spargelhöfen übernachten müssen. Die Feuerwehr hat am Abend einen Teppich aus Löschschaum angelegt, um ein Übergreifen der Flammen auf den Ort zu verhindern. Wie die Fichtenwalder Feuerwehr auf facebook mitteilte, haben sie die Flammen am Abend nur noch vom Europaradweg aus löschen können, der zwischen dem Brandherd und Fichtenwalde liegt. Da es Explosionen auf der Fläche gab, durfte der Wald nicht mehr betreten werden.

Der Brand war gegen 13.30 Uhr ausgebrochen. Dem Landeswaldschutzbeauftragten Raimund Engel zufolge war das Feuer aus ungeklärter Ursache am Rande der A 9 ausgebrochen. Die Autobahn war seit dem Nachmittag hinter der Abfahrt Beelitz komplett gesperrt, ebenso wie die A10 zwischen den Dreiecken Werder und Nuthetal. In den Ort Fichtenwalde selbst wurden bis zum Abend nur Anwohner hineingelassen.

„Ich habe noch nie so viele Feuerwehrleute auf einmal gesehen. Die Lage war sehr angespannt und ernst, es gab im Ort aber keine Panik“, sagt der Beelitzer Bürgermeister Bernhard Knuth (Bürgerbündnis) den PNN. Fichtenwalde ist ein Ortsteil von Beelitz, rund 3000 Menschen wohnen dort. Gegen 15.30 Uhr hatte der Fichtenwalder Ortsvorsteher Tilo Köhn die Einwohner des Ortes gebeten, sich auf eine Evakuierung vorzubereiten und wichtige Dokumente einzupacken. „Die Leute sollten im Ernstfall schließlich schnell wegkommen“, so Köhn gegenüber den PNN. Er selbst wohnt am Rande von Fichtenwalde, nach eigenen Angaben nur etwa 600 Meter vom Feuer entfernt. „Im Ort ist es zum Glück den Tag über ruhig geblieben, die Menschen haben sich vernünftig vorbereitet, ihre Autos gepackt und sich ansonsten im Haus aufgehalten.“ Köhn habe aber gegen 17.45 Uhr mehrere Explosionen gehört. Er vermutet, dass sie von Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg stammen. „Hier im Wald haben ja Kampfhandlungen stattgefunden“, so der Ortsvorsteher. Zwei sehr laute Explosionen habe es direkt hintereinander gegeben. „Dann war kurz Pause, und dann kam der dritte Knall“, so Köhn. „Es klang in etwa so, als ob auf dem nahen Schießplatz in Lehnin ein Mörser losgeht.“ Er hoffe, das kein Feuerwehrmann verletzt worden ist. Informationen darüber gab es bis Redaktionsschluss nicht.

Auch Britta Wittlinger, PNN-Mitarbeiterin und Einwohnerin von Fichtenwalde, hat die Explosionen gehört. Auch sie vermutet Munitionsreste als Auslöser. „Ansonsten war es im Ort aber deutlich ruhiger als sonst.“ Von Hektik war überhaupt keine Spur. Da nur noch Anwohner in das Dorf hinein fahren durften, gab es keinen Durchgangsverkehr. Auch auf den Gehwegen sei kaum ein Mensch zu sehen gewesen. Zudem habe man von Fichtenwalde aus auch keinen Rauch gesehen, der sei vom Wind in die Gegenrichtung getrieben worden.

Gegen 16.30 Uhr wurde langsam klar, dass keine Evakuierung nötig wird. Zwischen dem Brandherd und dem Ort verläuft der Europaradweg 1 – er bildet eine baumfreie Schneise durch den Wald, an der die Brandbekämpfer das Feuer zurückhalten konnten. Auch eine nahe des Radweges verlaufende Gasleitung war so geschützt. Laut der Kreisverwaltung haben auch die Autobahnen 9 und 10 als Schneisen gewirkt, die eine weitere Ausbreitung des Feuers verhinderten.

Direkt am Feuerherd an der Autobahn gibt es keinen Fluss oder See, aus dem die Feuerwehr Wasser hätte pumpen können. Deshalb wurde auf dem Klaistower Spargelhof ein Einsatzzentrum eingerichtet. „Bei uns konnten die Feuerwehren an einem Beregnungsbrunnen ihre Löschtanks wieder auffüllen“, sagt Hofbetreiber Ernst-August Winkelmann den PNN. Er selbst war gestern nicht auf dem Hof, wurde von seinen Mitarbeitern aber ständig informiert und bekam auch Fotos zugeschickt. „Es ist eine Superleistung, die unsere Freiwilligen Feuerwehrleute hier vollbringen“, so  Winkelmann. Die Bilder der Rauchsäule, die auch auf seinem Hof zu sehen war, seien beängstigend gewesen. „Allein rund um unseren Hof haben die Kameraden, die dabei ja auch ihr Leben aufs Spiel setzen, in diesem Jahr schon mehrere Brände gelöscht“, sagt Winkelmann.

Von seinem Hof seien auch zwei Traktoren mit Wassertanks unterwegs gewesen, um beim Löschen zu helfen. Mindestens drei weitere Bauern haben mit Güllewagen die Löscharbeiten unterstützt.

Bürgermeister Bernhard Knuth zufolge werden die Löscharbeiten nun die ganze Nacht hindurch dauern. „Die Fläche ist einfach zu groß, als dass man das am Abend schaffen kann“, so Knuth. Er selbst ging gegen 19.45 Uhr nicht mehr davon aus, dass Anwohner evakuiert werden müssen. „Und wenn, dann betrifft es nur einen Teil, der östlich der Landesstraße wohnt.“

Die Stadt habe vorsorglich aber Wasser und Lebensmittel bereitgestellt. Auch über genügend Betten, die bis zum Abend aber noch nicht in die Turnhallen und zu den Spargelhöfen gebracht wurden, verfüge die Stadt. Spargelbauer Jürgen Jakobs bestätigte den PNN ebenfalls, dass sein Hof gerüstet sei. „Wir haben auch eine Bereitschaft aufgestellt, die im Notfall die Fichtenwalder einsammelt und in die Unterkünfte bringt“, so Bernhard Knuth.

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