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In der Nacht zu Montag setzte auch im Wald bei Beelitz Regen ein.

© Annette Riedl/dpa

Waldbrände in Mittelmark: Glutnester und Munition im Boden bleiben gefährlich

Der Regen kam den Einsatzkräften bei den Bränden zu Hilfe. Anwohner in Beelitz und Treuenbrietzen kehrten in ihre Häuser zurück. Aber die Gefahr ist noch nicht endgültig gebannt. 

Beelitz/Treuenbrietzen - Die beiden Waldbrände in Potsdam-Mittelmark sind nach kräftigen Regenschauern und einem Löscheinsatz mit mehreren Hundert Einsatzkräften seit Montagmorgen unter Kontrolle. Am Vormittag konnten mehr als 600 Menschen aus drei evakuierten Ortsteilen in Treuenbrietzen sowie die Anwohner von drei Straßenzügen in Beelitz in ihre Häuser zurückkehren.  „Hier ist in wenigen Stunden Übermenschliches geleistet worden, und so wurde großer Schaden, der für die Bürgerinnen und Bürger und die gesamte Stadt hätte entstehen können, von uns abgewendet“, sagte der Bürgermeister von Beelitz, Bernhard Knuth (parteilos). In beiden Orten fiel am Montag der Schulunterricht aus. Auch die Landesgartenschau in Beelitz blieb für Besucher geschlossen. 

Stübgen: Die Lage war hochdramatisch 

Sowohl in Beelitz als auch im 20 Kilometer entfernten Treuenbrietzen brannten am Wochenende jeweils bis zu 200 Hektar Kiefernwald nahe an Wohnsiedlungen. Die Brandursache ist noch unklar. Das heiße Wetter der vergangenen Tage und aufkommender Wind hatten die Ausbreitung der Feuer auf dem extrem trockenen Waldboden begünstigt. Die Lage sei hochdramatisch gewesen, sagte Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) am Montag bei einem Besuch im Brandgebiet. Eine Feuerwalze sei erst 200 Meter vor den ersten Wohnhäusern von Beelitz gestoppt worden. 

"Fire Watch" hat frühzeitig Alarm geschlagen 

„Das waren die Vorboten für viel Gefährlicheres“, sagte Brandenburgs Forstminister Axel Vogel (Grüne) am Montag bei einem Besuch der Einsatzzentrale in Beelitz. „Wir brauchen ein ganz anderes Waldklima.“ Der Umbau des typischen märkischen Kiefernwaldes zu weniger feueranfälligem Mischwald müsse weiter vorangebracht werden. Die Orte vor noch Schlimmerem bewahrt habe das Brandenburger Waldbrand-Früherkennungssystem „Fire Watch“. Die Sensoren hätten die Brände sehr schnell lokalisiert und gemeldet, so dass unverzüglich hätte reagiert werden können, so Vogel. 

Dank an die Helfer vom Bundespräsidenten 

Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) machte sich in Beelitz ein Bild von der Lage. Die Bundeswehr unterstützte die Löscharbeiten am Wochenende mit 70 Soldaten und fünf Löschhubschraubern. Auch Landes- und Bundespolizei, Feuerwehren aus den Nachbarländern Berlin, Sachsen und Sachsen-Anhalt sowie das Technische Hilfswerk und Hilfsorganisationen wie die Johanniter kamen den örtlichen Einsatzkräfte zur Hilfe. Dank dafür kam auch vom Bundespräsidenten: „Ich danke allen Feuerwehrleuten und allen anderen Helferinnen und Helfern für ihren großen Einsatz, um die Waldbrände in Brandenburg zu begrenzen und zu löschen“, zitierte seine Sprecherin Frank-Walter Steinmeier. 

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Komplett gebannt ist die Gefahr in beiden Waldgebieten aber noch nicht. Hauptsorge seien nun die Glutnester im Boden, die sich über drei bis vier Wochen halten könnten, da sie bis zu 70 Zentimeter tief seien, sagte die Sprecherin des Landkreises Potsdam-Mittelmark, Andrea Metzler. Bei Hitze und Wind könnten die Feuer rasch wieder aufflammen. 

Glutnester im kampfmittelbelasteten Boden bergen weiter Gefahr 

Zudem könnten sich Kampfmittel im Boden wieder entzünden. Besonders im Wald um Treuenbrietzen, wo es 2018 schon einmal einen verheerenden Brand gab, waren die Löscharbeiten wegen der Hinterlassenschaften aus dem Kampf um Berlin im Zweiten Weltkrieg schwierig. Aber auch in Beelitz explodierte auf einem Teilstück während des Brandes Munition, die laut Landesforstchef Carsten Leßner von der Bombardierung des nahen Seddiner Güterbahnhofs 1945 herrührt. 

Nach Angaben des Innenministeriums wurden im vergangenen Jahr in Brandenburg fast 330 Tonnen Kampfmittel gefunden und vernichtet. Auf Flächen mit erhöhter Waldbrandgefährdung und im besonders belasteten Oranienburg wurden seit dem vergangenen Jahr Flächen von insgesamt 75 Hektar untersucht und etwa 35 Tonnen Kampfmittel geborgen. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) forderte angesichts der Waldbrände vom Bund mehr Unterstützung bei der Kampfmittelberäumung. Brandenburg könne das nicht alleine schultern. (mit dpa)

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