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Potsdam-Mittelmark: „Wachstumsmusik“

Mit Sanierung und Umbau des Michendorfer Wolkenberg-Gymnasiums wurde ein Zeichen gesetzt

Michendorf - Fünf Jahre auf einer Baustelle lehren und lernen – man stellt es sich nicht einfach vor. Und der Leiter des Michendorfer Wolkenberg-Gymnasiums, Henrik Reinkensmeier, tat gestern auch gar nicht erst, als sei es anders gewesen. Aber jetzt ist es geschafft: Kein Abrisskrach wird mehr zu Zahnschmerzen bei den Schülern führen, keine Brettertunnel und Holzstiegen in Unterrichtsräume und Speiseraum führen, keine Firmenpleiten die Sache hinaus zögern. Es wird auch kein Unterricht mehr in Containern stattfinden. Nach fünf Jahren sind Sanierung und Umbau des Gymnasiums abgeschlossen. Reinkensmeier bediente sich bei Alfred Biolek, um die Episode demütig zusammenzufassen: „Baulärm war früher mal Krach. Heute ist er Wachstumsmusik.“

Es ist tatsächlich beeindruckend, was aus dem ausgedienten Schultyp „TS 69 Erfurt“ herausgeholt wurde, der seit den 70er Jahren wie am Fließband in der DDR gebaut wurde. Architekt Helmut Will hat vor fast 40 Jahren selbst an Erfurts Entwicklung mitgewirkt. So war er mit Streifenwänden und Fertigteildecken gut vertraut, von denen teils wenig übrigblieb. Neue Flure wurden angedockt, eine Rotunde als Aula angebaut und neue Aufenthalts- und Lernbereiche in und an der Schule geschaffen – wie zum Beispiel eine kleine Bühne vor den Kunsträumen, die in den Keller gewandert sind. Lernen eckig, Pausen rund – so lautete das architektonische Motto, dass sich in Grundrissen widerspiegelt. „Eine der modernsten Schulen im Umland von Berlin ist hier entstanden“, sagte Will.

Ein solch großes Werk ist auch Politik. So war es keine Überraschung, dass sich zwischen zahlreicher politischer Prominenz auch Bildungsminister Holger Rupprecht und Landrat Lothar Koch blicken ließen. Rupprecht erinnerte sich daran, wie er vor neun Jahren – damals noch Leiter des Potsdamer Humboldt-Gymnasiums – dort den Aula-Neubau eröffnete. Die Bauarbeiten waren nach anderthalb Jahren abgeschlossen, die Investitionssumme betrug ein Bruchteil der Michendorfer. Rupprecht zeigte sich sichtlich beeindruckt von den Zuwendungen des Landkreises, der erst im Jahr 2000 die Schulträgerschaft von der Gemeinde Michendorf übernommen hatte. Ist das Michendorfer besser geworden als das Humboldt-Gymnasium? Rupprecht diplomatisch: „Es ist genauso gut.“

Über drei Millionen Euro wurden investiert, bis zum Sommer 2008 entsteht noch eine Turnhalle für über 2 Million Euro. Es besteht kein Zweifel, dass der Landkreis vor den Toren der Landeshauptstadt ein Leuchtzeichen setzen wollte. Es strahlt allerdings auch nach innen, der Schlagabtausch mit dem Gymnasium Beelitz im letzten Sommer ist in Erinnerung geblieben. Die Frage steht im Raum, ob die Anmeldezahlen in den nächsten Jahren zum Erhalt beider Gymnasien reichen? Schulleiter Reinkensmeier sagte es so: „Ich hoffe, dass die Schulgesetzgebung es uns ermöglicht, in Ruhe und Kontinuität unseren Bildungsauftrag zu erfüllen.“

Auch Landrat Koch sprach von der „Konkurrenz in unmittelbarer Nähe“, wobei er wohl nicht nur Potsdam meinte. Ein zustimmendes Raunen ging durch die Aula, als er angesichts der hohen Investitionen in Michendorf von einer „gewissen Vorentscheidung“ sprach.

Die Schüler feierten den Neubau mit einem erfrischenden Programm: Schulchor, Sänger und Instrumentalisten boten Klassik, Ragtime, Rock und Pop, spielten sechshändig auf dem Klavier und tanzten mit Regenschirmen. Nicht zuletzt wurde zur Melodie des Opus-Songs „Live Is Life“ die neue Schulhymne vorgestellt: „ Wolkenberg ist the feeling of the school.“ Noch ein bisschen Wachstumsmusik.

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