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Wachstumschub in Potsdam-Mittelmark: Deshalb geht es der Wirtschaft im Landkreis so gut

Der Landkreis Potsdam-Mittelmark verzeichnet das stärkste Wachstum in Brandenburg. Eine Folge hoher Investitionsbereitschaft.

Die Wirtschaft im Landkreis Potsdam-Mittelmark wächst schneller als in allen übrigen Landkreisen und kreisfreien Städten Brandenburgs. Das geht aus einer Pressemitteilung des Amts für Statistik Berlin-Brandenburg vom Dienstag hervor. Demnach legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der Mittelmark zwischen 2012 und 2015 in jedem Jahr um durchschnittlich 6,5 Prozent zu. Den zweithöchsten Wert verzeichnete die bisherige Top-Wachstumsregion Teltow-Fläming mit 6,2 Prozent. Im ebenfalls in der Vergangenheit starken Landkreis Oberhavel sank das BIP auf unter fünf Prozent. In der Stadt Potsdam lag das Wachstum mit 3,7 Prozent leicht unter dem Landesdurchschnitt von vier Prozent. Am schlechtesten steht laut der Erhebung der Landkreis Spree-Neiße da. Hier schrumpfte die Wirtschaftsleistung im Vergleichszeitraum um 1,1 Prozent pro Jahr.

Wachstumsmotoren im Landkreis Potsdam-Mittelmark sind laut Statistik vor allem die Dienstleistungsbereiche. 76 Prozent der Bruttowertschöpfung (BWS) werden hier erwirtschaftet. Die Wachstumsrate des BIP betrug bei den Dienstleistungen zwischen 2012 und 2015 jährlich 7,5 Prozent. Besonders sticht hier der Bereich „Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation“ heraus. Hier legte das BIP im Beobachtungszeitraum um satte 9,7 Prozent pro Jahr zu. 25 Prozent der Bruttowertschöpfung (BWS) in der Mittelmark erwirtschaftete diese Branche. Aus dem Bereich der Finanzdienstleistungen und des Wohnungswesens kamen 26 Prozent des Gesamtwerts produzierter Waren und Dienstleistungen. Weniger gut entwickelte sich nach den Zahlen des Statistikamtes die Land- und Forstwirtschaft. Die Branche erwirtschaftete 2015 mit 69 Millionen Euro den niedrigsten Wert seit 2001. Das BIP verschlechterte sich hier um 9,5 Prozent im Jahr. Allerdings erwirtschaftet die Branche auch lediglich zwei Prozent der BWS im Landkreis.

Wirtschaft in Potsdam-Mittelmark - „Leuchttürme, die zum Teil Weltruf genießen“

Die insgesamt sehr guten Wachstumszahlen bestätigen aus Sicht der Kreisverwaltung die Investitionsbereitschaft der Unternehmen in Potsdam-Mittelmark. Eveline Vogel, Fachdienstleiterin beim Service Wirtschaftsförderung im Landkreis nennt mehrere Faktoren hierfür: Zum einen hätten die oftmals kleinen und mittleren Unternehmen in Potsdam-Mittelmark in den letzten Jahren durch Betriebserweiterungen an Dynamik gewonnen. Als „Leuchttürme, die zum Teil Weltruf genießen“ bezeichnet Vogel etwa die Medizintechnik in Teltow und Stahnsdorf sowie die Gesundheitswirtschaft. Außerdem profitiere das Handwerk von den anhaltend hohen Investitionen im Bausektor. Vogel verweist außerdem auf die Arbeitslosenquote, die mit 4,6 Prozent den historisch niedrigsten Stand in Potsdam-Mittelmark überhaupt ausweise.

Bei einem anderen Vergleichswert steht Potsdam-Mittelmark allerdings hinten an. Die Produktivität, also das je Erwerbstätigen erwirtschaftete BIP, ist zwischen 2012 und 2015 nur um 3,3 Prozent gewachsen und liegt damit unter dem Durchschnitt von vier Prozent in den übrigen Landkreisen und unter dem Landesdurchschnitt von 4,1 Prozent. Nachdem Potsdam-Mittelmark die Lücke zum Landesdurchschnitt 2013 fast schließen konnte, ist sie 2014 und 2015 wieder leicht angewachsen.

Wachstum stärker als Produktivität

Die Wachstumsraten bei der Produktivität können allerdings trügerisch sein. So sinkt bei Neueinstellungen häufig zunächst die Produktivität, weil die neuen Mitarbeiter nicht von Anfang an auf dem Niveau ihrer Kollegen arbeiten können. So kann ein steigendes BIP durchaus zu sinkender Produktivität führen. Auch wird bei dieser Statistik nicht die Leistung pro Arbeitsstunde, sondern pro Kopf ermittelt.

Insgesamt steht der Landkreis Potsdam-Mittelmark bei der Produktivität auf Platz acht von 18 Kommunen in Brandenburg, also im Mittelfeld. Landkreissprecher Kai-Uwe Schwinzert erklärt die im Vergleich mit dem Wirtschaftswachstum eher niedrige Produktivität mit der relativ schwachen Industrie in der Region. Primus unter den kreisfreien Städten in Brandenburg beim Thema Produktivitätssteigerung ist übrigens die Stadt Potsdam. Die Entwicklung vollzog sich hier mit fünf Prozent.

Wachstum beruht auch auf starken Standorten im Berliner Speckgürtel

Es sind nicht zuletzt die Standorte im sogenannten Berliner Speckgürtel, die das Wachstum im Landkreis fördern. Positive Wirtschaftsnachrichten kamen in den vergangenen Monaten aus den Kommunen Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf. In Stahnsdorf etwa verzeichnen die Gewerbeparks eine steigende Auslastung. Der in Teltow ansässige IT-Spezialist SensoMotoric Instruments wurde vor kurzem von Apple gekauft, um die Technologie zu virtueller Realität des US-Konzern voranzubringen.

Mittelmarks Landrat Wolfgang Blasig hatte bereits im April anlässlich der Expansion des Sensorenhersteller Endress und Hauser in Stahnsdorf auf die positive wirtschaftliche Entwicklung im Landkreis hingewiesen: „Derzeit siedeln sich Unternehmen bevorzugt in mittelmärkischen Gewerbegebieten an, was auch an der exzellenten Verkehrsanbindung, etwa zur Autobahn, liegt.“ Nachholbedarf bestehe allerdings noch auf der Schiene sowie beim Breitbandausbau.

Martin Anton

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