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Potsdam-Mittelmark: Wachschützer gegen Jugendliche

Weil gute Worte nicht halfen, wird in Kleinmachnow am Rathausmarkt abends patrouilliert

Kleinmachnow - Es war katastrophal, sagt Hannelore Carow. Die Musik dröhnte bis weit nach drei Uhr nachts, Bierflaschen zerklirrten, junge Mädchen kreischten. „Und das alles neben meinem Schlafzimmerfenster“, sagt die Kleinmachnowerin und blickt zerknirscht auf den Problemspielplatz Nummer eins im Ort. An Schlaf war hier am Rathausmarkt schon an etlichen Abenden nicht zu denken, sagt Carow. Und wenn Anwohner es wagten, die Scharen von Jugendlichen um Ruhe zu bitten, flogen Eier. „Auch ich hatte die an meinen Scheiben“, sagt Carow. Zum Glück ist damit nun vorerst Schluss.

Weil gute Worte nicht halfen, Sozialarbeiter an ihre Grenzen stießen und Vandalismusschäden und Ruhestörungen weiter anhielten, hat die Gemeinde Kleinmachnow jetzt reagiert: Rund um den Rathausmarkt patrouilliert seit zehn Tagen in der Nacht die Security. Zwei kräftige Männer vom Wachschutz sorgen für Ruhe. Das sagte Rathaussprecherin Martina Bellack gegenüber den PNN.

Mit Beginn der Sommerferien habe es erneut massive Beschwerden der Anwohner am nahen östlichen Adolf- Grimme-Ring gegeben, sagte Bellack. Immer wieder hätten zum Teil 20, 30 Jugendliche auf dem Spielplatz oder einer benachbarten Kirschbaumwiese die Nacht zum Tage gemacht und für Krawall und Remmidemmi gesorgt. Die Wiese ist nun gesperrt und der Wachschutz sorgt dafür, dass die Ruhestörer verschwinden. Bis zum Ende der Ferien im August sollen die Männer ihre Runden drehen.

Dabei sollen die Wachschützer mitunter rabiat vorgehen. Das zumindest berichtet der 19-jährige Max Heinrich. Die Wachschützer hätten den Kleinmachnower und seine Freunde zur Rede gestellt. „Wir haben auf einer Bank gesessen, Musik gehört und ein Bier getrunken.“ Als sie die Musik nicht ausstellten, hätten die Wachschützer ihn fast umgerannt. Sie verlangten nach den Personalausweisen und erteilten Platzverweise. „Wir haben einen einwöchigen Platzverweis bekommen, weil wir uns unterhalten haben und leise Musik hörten“, sagt Heinrich.

Während rings um den Rathausmarkt in den vergangenen Jahren neue Altenheime, Kindergärten, Schulen und Horte entstanden sind oder noch entstehen, seien Plätze für die Jugend vergessen worden, sagt der Abiturient. „Die Jugend wird vertrieben und weiß nicht, wo sie noch hin soll.“ Auch Familienvater Matthias Heinrich findet, die Security gehe zu weit. Ohnehin sollte die Gemeinde mehr für die Jugendarbeit tun und Plätze schaffen. „Irgendwie muss man mit den Jugendlichen leben.“

Dabei ist Kleinmachnow nicht untätig: Vom Jugendklub Carat und dem Schülercafé Cupcake werden regelmäßig Streetworker an die Problem-Plätze geschickt, sagt Rathaussprecherin Bellack. Bei Weitem gebe es nicht nur Beschwerden am Rathausmarkt, auch am Düppel oder dem OdF-Platz seien die Sozialarbeiter vor Ort. „Wir können sie aber nicht immer auf Nachtschicht schicken.“ Zudem seien andere Treffpunkte, die geschaffen wurden, auch mutwillig zerstört worden: An den Kiebitzbergen hatte das Rathaus Tisch und Bänke aus massivem Holz aufstellen lassen. Beides ist kaputt. Immer wieder gehen auch Glasscheiben an Bushaltestellen zu Bruch oder werden Spielgeräte auf Spielplätzen im Ort zerstört und es bleibt Müll liegen – wie am Rathausmarkt.

Deshalb setzt die Verwaltung mit den Wachschützern nun auf ein strengeres Vorgehen. Das Signal sei klar: „Kinder, so geht’s nicht weiter“, sagte Bellack. Oft befänden sich Minderjährige unter den Störern, die zu später Stunde schon längst zu Hause sein müssten. „Die Wachschützer haben deshalb das Recht, nach den Personalien zu fragen.“ Wollen oder können die Jugendlichen die nicht herzeigen, bleibe der Security ein Anruf bei der Polizei.

Anwohner Frank Böttner ist mit dem strikten Vorgehen zufrieden. Die Maßnahme wirkt, sagte er den PNN. „Es ist schon fast verdächtig ruhig geworden.“ Bereits seit Jahren plagten sich die Anwohner mit dem Lärm der Jugendlichen. Für die sei der Rathausmarkt ein idealer Treffpunkt. Gleich in der Nähe gibt es zwei Supermärkte, die haben zum Teil bis 22 Uhr geöffnet. So ist für Nachschub gesorgt. „Ich fände das alles nicht so schlimm, wenn sie dabei ruhig wären“, sagt Böttner. Wenn es nach ihm ginge, könnte der Wachschutz auch nach den Ferien dauerhaft für Ruhe sorgen.

Die Hoffnung hat auch Hannelore Carow. Schon seit elf Jahren plagt sie die Nähe zum Problemspielplatz gleich neben ihrer verklinkerten Doppelhaushälfte. „Es ist ein Dauerproblem, das nur gelöst werden kann, wenn wir es den Jugendlichen hier ungemütlich machen.“

Der Wachschutz sei über die Ferien hinaus jedoch kaum zu bezahlen, sagt Gemeindesprecherin Bellack. Mit Ende der Ferien am 24. August wird der Dienst eingestellt. Erst in den Herbstferien könnte es dann eine Neuauflage geben. Tobias Reichelt

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