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Von Matthias Matern: Die Krise rückt näher

Vor allem für 2009 erwarten Unternehmen im Landkreis Folgen aus der globalen Wirtschaftsflaute

Von Matthias Matern

Potsdam-Mittelmark - Erste Auswirkungen der Finanzkrise sind auch im Landkreis Potsdam-Mittelmark zu spüren. Zwar sind es derzeit vor allem Zulieferbetriebe der Automobilindustrie, die unter der sinkenden Nachfrage leiden. Doch auch in anderen Branchen macht sich zunehmend Verunsicherung breit. „Noch ist die Lage insgesamt relativ ruhig“, sagt Martin Rätz, Wirtschaftsförderer der Kreisverwaltung. Die Region sei überwiegend durch kleine und mittelständische Unternehmen geprägt. „Mit größeren Folgen, etwa für Handwerksbetriebe, rechne ich erst im kommenden Jahr, wenn auch bei den privaten Haushalten die Nachfrage zurückgeht“, so Rätz.

Bereits heftig in Turbulenzen geraten zu sein scheint dagegen die DZW Drahtzieherei Wiesenburg GmbH, die zur italienischen ISAF Gruppe gehört und unter anderem Schweißdrähte herstellt. Neben dem Standort in Wiesenburg (Mark) betreibt das Unternehmen in Brielow noch ein zweites Werk im Landkreis. „Wir befinden uns in einer schwierigen Situation“, bestätigt Vertriebsleiter Hans-Joachim Beyer. „Als Zulieferer der Automobilindustrie sind wir direkt betroffen. Die Auftragslage ist deutlich schlechter geworden.“ Deshalb habe die Konzernleitung für alle Produktionsstätten eine siebentägige Kurzarbeit bis zum 2. Dezember angeordnet. Außerdem sei geplant, den Weihnachtsurlaub in diesem Jahr um eine Woche vorzuziehen, somit zu verlängern, teilt Beyer mit. Sowohl in Wiesenburg als auch in Brielow beschäftigt die DZW rund 60 Mitarbeiter. „Betriebsbedingte Kündigungen sind nicht vorgesehen.“ Für das kommende Jahre rechne er mit rund 20 Prozent weniger Aufträgen, so der Vertriebsleiter.

„Noch sind unsere Auftragsbücher voll“, versichert Oliver Passek, Vertriebsleiter von Teltomat Asphaltmischanlagen aus Teltow, einem Betriebsteil der Günter Papenburg AG. Rund 100 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen im Landkreis. „Durch die Erschließung neuer Märkte, etwa in Osteuropa, haben wir uns in der Vergangenheit breiter aufgestellt“, erklärt Passek. Somit sei das Unternehmen von der Krise aktuell noch nicht betroffen. Dennoch sei jetzt beschlossen worden, die Produktion etwas zu drosseln und auf Zeitarbeiter vorerst zu verzichten.

Michael Scherf, Vorstand Vetrieb und Marketing bei der Getemed Medizin- und Informationstechnik AG in Teltow, spürt eine wachsende „Unruhe am Markt“. Das Unternehmen mit etwa 50 Mitarbeitern ist auf hochmoderne Überwachungsgeräte für Herz-Kreislauf-Erkrankungen spezialisiert. „Die Nachfrage aus Amerika ist zuletzt leicht zurückgegangen“, sagt Scherf. „Wir gleichen das aus, indem wir uns mehr auf andere Märkte konzentrieren.“ Größere Auswirkungen erwarte er allerdings erst für das kommende Jahr, so Scherf. „Dennoch bleiben wir optimistisch.“

Die Auftragslage sei normal, aber die Zahlungswilligkeit habe nachgelassen, beklagt dagegen Gerhard Dietzel, Geschäftsführer der Schaltgerätewerk Werder GmbH, einem Zulieferer der Schienenfahrzeugindustrie. „Vor allem bei unseren ausländischen Kunden bleiben derzeit Zahlungen aus.“ Auf rund 100 000 Euro hätten sich die Außenstände zuletzt belaufen. „Für ein mittelständisches Unternehmen ist das eine ganze Menge“, so Dietzel. Das dies mit der Finanzkrise zusammenhänge, könne er aber nicht bestätigen.

Bestätigen kann indes Gabriele Lemke, Leiterin der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg des Personaldienstleisters Manpower, sinkenden Bedarf an Zeitarbeitern in einigen Branchen. „Personaldienstleister sind Pulsmesser der wirtschaftlichen Entwicklung.“ Seit rund zwei Monaten sei vor allem bei exportorientierten Unternehmen und Zulieferern der Automobilindustrie ein Auftragsrückgang zu spüren.

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