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Von Henry Klix: Verwischte Fronten

Bis zur Bürgermeister-Stichwahl in Schwielowsee am 7. November bleibt es spannend

Schwielowsee - Bürgermeisterwahl in Schwielowsee: Neun Prozentpunkte lagen Kerstin Hoppe (CDU) und Roland Büchner (Bürgerbündnis Schwielowsee) am Sonntag auseinander – die Zeit bis zur Stichwahl am 7. November bleibt trotzdem spannend. Denn es ist absehbar, dass die Offensive Schwielowsee und der SPD-Ortsverein nach der Niederlage von Claudia Tittel den Kandidaten Büchner unterstützen und eine Wahlempfehlung geben werden. Der SPD-Vorstand wollte sich dazu am Montgabend, die Offensive am Mittwoch beraten.

„Fast 54 Prozent aller Schwielowseeer wollen die Amtsinhaberin nicht“, sagte SPD-Ortschefin Heide-Marie Ladner gestern den PNN. „Das ist ein nachdenkenswertes Ergebnis.“ Sie werde ihrem Vorstand vorschlagen, „dass wir den Bewerber, der für Transparenz, Bürgernähe und Offenheit steht, favorisieren.“ Claudia Tittel erklärte, es gebe eine „Tendenz zum Kandidaten, der fairer mit uns umgegangen ist“. Tittel war im Wahlkampf wiederholt mit Hoppe aneinandergeraten.

Ohnedies erscheinen die kommunalpolitischen Fronten in der Gemeinde verwischt: Claudia Tittel fühlte sich besonders durch einen offenen Brief des Caputher Ortsvorstehers Jürgen Scheidereiter angegriffen, der darin vor der Wahl Tittels wegen ihres wirtschaftlichen und zugleich politischen Engagements für das Caputher Blütenviertel gewarnt hatte. Tittel schrieb den Brief dem CDU-Hoppe-Lager zu, Scheidereiter ist an sich Mitglied des Bürgerbündnisses. Doch tatsächlich erschien in den Lokalzeitungen am Samstag eine Unterstützer-Anzeige mit 61 Namen, unter denen neben dem Linken Gemeindevertreter Dietrich Kalicki auch Jürgen Scheidereiter und sogar das BBS-Vorstandsmitglied Karsten Grunow für Kerstin Hoppe warben. Grunow wollte sich auf Anfrage gestern nicht dazu äußern, Jürgen Scheidereiter macht aus seinen Sympathien indes keinen Hehl mehr: Roland Büchners bisweilen polarisierende Art missfalle ihm. „Ich halte Frau Hoppe für besser geeignet, die Gemeinde nach innen und außen zu vertreten.“

Die Anzeige, so Scheidereiter, sei die Antwort auf ein „Satireblatt“ mit dem Titel „Wechsel“ gewesen, das am Mittwoch dem Anzeigenblatt „Der Potsdamer“ beigelegen hatte. Viele engagierte Bürger fänden das Papier gar nicht komisch und hätten sich darüber geärgert. Unter Überschriften wie „Die Scheinriesin vom Schwielowsee“, „Lächeln statt Verantwortung“ und auch fotografisch wird ein deutlich verzerrtes Bild der achtjährigen Amtszeit der Bürgermeisterin gezeichnet. Zitat: „Sie ist überall präsent und kommt sympathisch rüber. Warum aber ist es dann so, dass die meisten Bürger, die hautnah und kontrovers mit ihr zu tun hatten, sie nicht ausstehen können?“ Zwar distanzierten sich SPD-Chefin Ladner und Kandidatin Claudia Tittel von dem propagandistischen Pamphlet. Doch die Caputher Urheber Robert Hofmann und Michael Marten sind: Mitglieder der Offensive Schwielowsee und der SPD.

Von der Aggressivität des Blattes zeigte sich auch Kerstin Hoppe überrascht. Immerhin – der „Potsdamer“ habe sich bei ihr dafür entschuldigt. Anderseits sei es ein gutes Zeichen, wenn sich Menschen aus allen politischen Lagern in Zeitungsanzeigen mit dem Titel „Wählen Sie Kerstin Hoppe, die Bürgermeisterin unseres Vertrauens“ für sie verwenden, meint Hoppe.

Anders als im politischen Raum waren die Trennlinien in den Ortsteilen erstaunlich klar: Hoppe will in den nächsten Wochen besonders bei den Geltowern und Ferchern für ihre Wiederwahl werben, wo sie nur 31,5 und 34,5 Prozent für sich verbuchen konnte. Mit den 57,3 Prozent in Caputh und 51 Prozent in Wildpark-West kam die rastlos wirkende Amtsinhaberin unterm Strich auf 46,2 Prozent.

Derweil hat Büchner sein Hauptaktionsfeld in Caputh ausgemacht, wo er im ersten Wahlgang nur 23,9 Prozent der Stimmen bekam. „Wenn sich Frau Hoppe beim Bürgerbündnis Hilfe sucht, werde auch ich versuchen, meine Unterstützerschar zu vergrößern“, so Büchner gestern. Auch in Wildpark-West entschieden sich nur 29,5 Prozent für den bisweilen hemdsärmligen BBS-Mann, während er in Ferch und Geltow 54,9 und 52,5 Prozent einsammelte.

Die zufriedene Dritte war am Sonntag Tittel: Intern hatte ihr Wahlziel 15 Prozent gelautet, am Schluss gab es 16,6 für ein völlig neues Gesicht in der Gemeinde. „Es ging darum, neue, ökologische Inhalte zu thematisieren und die Offensive Schwielowsee bekannter zu machen“, so Tittel. Beides, so findet sie, wurde mit dem Wahlkampf erreicht. Nun müsse die Offensive „noch ein bisschen erwachsen“ werden.

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