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Staunen am Schmiedefeuer: Der Michendorfer Kunstschmied Michael Soika (vorne rechts) zeigte den Kindern der Potsdamer Kita „Friedenshaus“, wie man früher Schwerter herstellte. Bei den Kleinen dreht sich zurzeit alles um König Artus.

© Thomas Lähns

Potsdam-Mittelmark: Vom Schwert und dem „Schmiederling“

Potsdamer Kita-Kinder bekommen in der Stückener Schmiede einen Eindruck vom Mittelalter

Michendorf – Wenn König Artus je nach Stücken gekommen wäre, so hätte er wohl zuerst in der Schmiede Halt gemacht. Zwischen den rußgeschwärzten Wänden sitzend hätte er sich dann am Feuer gewärmt, während draußen in der Januarkälte sein Rappe neu beschlagen wird. Und vielleicht hätte er sich sogar ein Schwert anfertigen lassen – als Ersatz, falls das legendäre Excalibur doch mal verloren geht.

Michael Soika holt ein glühendes Stück Metall aus den Flammen und beginnt, mit dem Hammer die Schneide zu bearbeiten. „Das geht nur, während das Eisen ordentlich heiß ist“, erläutert er. 16 Paar Kinderaugen beobachten ihn mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Neugier. Die Knirpse gehören zur Evangelischen Kita „Friedenshaus“ in Potsdam und haben heute eine Exkursion nach Stücken unternommen. Sie wollen einen Eindruck vom Leben im Mittelalter bekommen.

Organisiert hat den Ausflug die Potsdamer Bühnen- und Kostümbildnerin Anja Laterne, die mit ihrer „Zwergenwerkstatt“ Projekte in Kindertagesstätten veranstaltet. Unter ihrer Anleitung und oft mit professioneller Begleitung wird dann gesägt, gehämmert, geforscht – und manchmal auch eine Zeitreise unternommen. So wie dieser Tage, wo sich im Friedenshaus alles um König Artus dreht. Mit Handpuppen und einem selbstgebasteltem Schloss hat sie mit ihren Schützlingen die Artus-Sage nachgespielt, und diese Woche sollen noch Holzschwerter hergestellt werden. „Wenn ich ein Thema habe, dann versuche ich, so viel wie möglich mit einzubeziehen“, erklärt sie. Denn Kinder sollte man nicht unterschätzen. „Das Bild der Stückener Schmiede wird bei ihnen lange Zeit hängen bleiben“, verspricht sie.

Kein Wunder, denn Michael Soika arbeitet heute noch so, wie es Generationen von Schmiedemeistern vor ihm taten. Er stellt aber nicht nur Schwerter her, wie er den Kindern verrät, sondern auch allerhand Kunstvolles für Haus und Garten. Kerzenständer zum Beispiel, die auch der König der Britannier hätte gut gebrauchen können, oder Türscharniere und –beschläge, wie man sie heutzutage im Holländischen Viertel in Potsdam findet. Dann fischt Soika aus einem Stapel einen Eisernen Schmetterling hervor – „eigentlich ein Schmiederling, denn er ist ja geschmiedet und nicht geschmettert worden“, bemerkt er trocken und die Kinder lachen.

Allmählich sind sie warmgeworden mit der denkmalgeschützten Werkstatt, die schon seit über hundert Jahren in dieser Form besteht. Jeder darf mal zum Hammer greifen und erfahren, wie sich das glühende Metall unter Finne und Bahn verändert. Zwischendurch muss das halbfertige Schwert immer wieder in die Kohlen gestoßen werden, damit es heiß bleibt. Dafür bringt Soika dann das Gebläse in Gang, und schon wird es taghell in dem ansonsten vor allem durch Kerzen erleuchteten Raum. „Machen sie auch Hufeisen?“, fragt ein Knirps. Tatsächlich findet sich noch eines in einem Stapel auf der Werkbank. „Früher wurden hier vor allem Hufeisen hergestellt, und es wurden Wagenteile gebaut“; erläutert Soika. Gegenüber befand sich eine Holzwerkstatt, und Schmied und Stellmacher arbeiteten für die Landwirtschaft zusammen.

Es sind jede Menge Eindrücke, die die „Friedenskinder“ auf den Rückweg nach Potsdam mitbekommen. Das Hufeisen dürfen sie behalten, um es im Gruppenraum aufzuhängen. Vielleicht ergibt sich ja daraus ein neues Projekt, dem sich die Knirpse dann wieder voller Hingabe widmen können.

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