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Vogelpark in Teltow: Ärger mit Schwarzbauten

Der Teltower Vogelpark steht vor dem Aus: Seit 27 Jahren besteht der Familienbetrieb, jetzt gibt es Querelen mit dem Bauamt.

Von Eva Schmid

Teltow - Es ist ein Papierkrieg: Lothar Lübeck zieht schwarze Aktenordner aus dem Regal. Seitenweise Briefe von der Baubehörde des Kreises. Der 60-jährige Lübeck, der seit neun Jahren den Teltower Vogelpark leitet, schüttelt den Kopf. Die Auflagen seien zum Teil absurd, sagt der Mann mit den grauen Haaren. Sein Vater und er hätten einen Fehler gemacht, ja – aber dass man in der Sache nicht vorankomme, das zehre. Am Geldbeutel und an den Nerven.

Streitpunkt ist die Baugenehmigung von zwei Pferdeställen. Mit denen hatte sich bereits Lübecks Vater, der den Park vor 27 Jahren gründete, über den Winter gerettet. Die Vermietung der 16 Boxen sicherte das Auskommen. Doch seit letztem Jahr sind die Ställe den Behörden ein Dorn im Auge.

„Für den einen Stall hatte mein Vater keinen Ausgleich für Ersatzpflanzung gezahlt“, sagt Lübeck. 2200 Euro wären das einst gewesen. Der Sohn, der den Tierpark nach dem Tod des Vaters 2009 übernahm, hätte davon nichts gewusst – und wohl auch nichts in den Unterlagen gefunden. Angemahnt wurde das Geld nie. Im vergangenen Jahr habe ihm die Baubehörde mit Abriss wegen Schwarzbau gedroht.Lübeck schüttelt den Kopf. Als sei das nicht genug, hat das Bauamt ihm für den zweiten Pferdestall die Auflage gegeben, die Anlage um einen Meter nach vorne zu verschieben. Der Stall sei zu nah an der Bahnlinie. Auch für einfache Bretterverschläge, die Lübeck als Volieren nutzt, oder für kleine hölzerne Unterstände brauche er Baugenehmigungen. „Die Planungsleistungen kosten mich mehr als der tatsächliche Bau.“ Derzeit leben im Vogelpark rund 170 Kleintiere.

Was an Lübecks Kräften zehrt, sind die Fragen nach den vielen kleinen Details, die die Bauamtsmitarbeiter wissen wollen – und die Lübeck oft nicht beantworten kann. Dazu zähle unter anderem die Angabe, wie hoch der Phosphorgehalt des Pferdemistes aus seinen Ställen ist. Der gelernte Kfz-Techniker macht große Augen. Auf derartige Schreiben habe er nie geantwortet, sagt er.

Was absurd klingt, ist für Lübeck aber existenziell. Seine Frau und er führen den Betrieb, zwei Minijobber haben sie angestellt. Lübecks 35-jährige Tochter sollte den Vogelpark eigentlich in drei Jahren in dritter Generation übernehmen. Sie hat sich vorerst einen anderen Job gesucht. Seit Monaten weiß keiner so genau, ob der Vogelpark schließen muss oder nicht.

Klar ist für Lübeck, dass er die alten Ställe nicht gemäß der aktuellen Auflagen umbauen kann. „Ich müsste sie abreißen und neu aufbauen.“ Doch dafür fehle das Geld. Zudem rentiere sich das Geschäft mit den Mietboxen auch nicht mehr – in Teltow gibt es mittlerweile eine Handvoll Pferdehöfe, die Derartiges anbieten.

Lübeck, der neben seinem Vogelpark auch drei Hektar Grünfläche besitzt, vermutet, dass die Stadt an den Grünflächen womöglich selbst Interesse habe. Auch sehen es viele neu zugezogene Teltower nicht gern, wenn Pferdeäpfel auf den Straßen herumliegen oder im Sommer die Fliegen im Haus herumschwirren.

Der Fall beschäftigt mittlerweile auch die Stadtpolitik: Im jüngsten Hauptausschuss haben sich die Teltower Stadtverordneten mehrheitlich gegen einen Antrag der Verwaltung ausgesprochen. Die forderte, Lübeck keine Baugenehmigung zu erteilen. Ronny Bereczki, Vize-Vorsitzender des Hauptausschusses und Chef der CDU/B90-Grüne-Fraktion, sieht die Stadt in der Pflicht, die Baugenehmigung doch noch zu erteilen.

Im Teltower Rathaus indes klingt das nicht ganz so positiv: In Rücksprache mit der Baubehörde des Landkreises, so heißt es auf Anfrage, werde der Vogelparkbesitzer Lübeck aufgefordert, weitere Unterlagen einzureichen. „Sobald die Unterlagen vorliegen, wird der Sachverhalt erneut rechtlich bewertet“, so Stadtsprecherin Andrea Neumann. Je schneller Lübeck die Unterlagen vorlege, umso schneller könne die Stadt und ihre Gremien darüber beraten.

Lübeck indes hofft auf eine einvernehmliche Lösung: „Ich bin bereit, den Fehler von damals zu beheben.“ Er habe sich einen Vermesser sowie Bauzeichner geholt und wolle „die technischen Daten“ liefern. Gegen Zahlung einer Geldstrafe ist er bereit, die damaligen Fehler auszubessern. Ohne die heutigen Auflagen. 

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