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Viele Fragen offen: Kleine Schritte für den Nahverkehr in Potsdam-Mittelmark

Die Deutsche Bahn will Bahnhöfe in der Mittelmark sanieren. Wann mögliche neue Strecken wie die S-Bahn nach Stahnsdorf oder die Stammbahn gebaut werden, ist aber weiterhin offen.

Von Enrico Bellin

Die Planungen für die S-Bahn nach Stahnsdorf schreiten voran, wie am Montag auf der Regionalkonferenz des Verkehrsverbundes Berlin Brandenburg (VBB) in Werder (Havel) bekannt wurde. In Michendorf und Schwielowsee werden wahrscheinlich bis 2022 die Bahnsteige erneuert, zudem fahren künftig Busse zwischen Beelitz und Werder (Havel). Der Wiederaufbau der Stammbahn ist aber noch ungewiss. Die PNN geben einen Überblick zu Investitionen in den Nahverkehr.

Neue Buslinie Beelitz-Werder

Im April soll eine neue PlusBus-Linie zwischen Beelitz und Werder starten. Das kündigte der stellvertretende Landrat Christian Stein (CDU) zu Beginn der Veranstaltung an. Wie berichtet gibt es zwischen beiden Städten, die nur 20 Kilometer auseinander liegen, keine Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Derzeit muss man am Potsdamer Hauptbahnhof oder in Berlin-Wannsee umsteigen. Details zur neuen Verbindung wollte Regiobus-Geschäftsführer Hans-Jürgen Hennig auf PNN-Anfrage mit Verweis auf einen geplanten Pressetermin nicht beantworten.

Ob sie zwischen den Heilstätten und Glindow über die Landstraße oder über die Autobahn führt, ist daher offen. Da es sich um eine PlusBus-Linie handelt, ist aber davon auszugehen, dass sie im Stundentakt zwischen Beelitz und dem Werderaner Bahnhof pendeln wird und in Werder sowie den Beelitzer Heilstätten Anschluss an die Regionalzüge haben wird. Zudem verkehren PlusBus-Linien auch am Wochenende. Das Land bezuschusst die Busse mit 40 Cent pro Kilometer. Auch der Landkreis gibt einen sechsstelligen Betrag im Jahr für diese Linie aus.

S-Bahn nach Stahnsdorf

Für die S-Bahnverlängerung von Teltow nach Stahnsdorf ist eine erste Planungsstufe abgeschlossen, wie Renaldo Kropp, Marketingleiter bei DB Regio Nordost, am Montag sagte. „Es ist inzwischen klar, welche Infrastruktur wir brauchen, um bis zur Sputendorfer Straße in Stahnsdorf Züge fahren zu lassen“, so Kropp. Jetzt müsse die Detailplanung für diese Infrastruktur beginnen. Zu Kosten und einem möglichen Realisierungszeitraum äußerte sich Kropp nicht. Dafür seien die Planungen noch in einem zu frühen Stadium. Bei den bisherigen Schritten sei aber das Eisenbahnbundesamt bereits einbezogen.
Sollte das Infrastrukturministerium des Landes grünes Licht für die S-Bahn-Verlängerung geben, müssen die Pläne vom Eisenbahnbundesamt genehmigt werden. Durch die frühzeitige Einbeziehung des Bundesamtes soll der Bau später schneller umgesetzt werden.

Bahnhöfe werden erneuert

Am Werderaner Bahnhof sollen die Aufzüge erneuert werden. Die Bahnhöfe Michendorf, Geltow, Caputh und Ferch sollen in den kommenden Jahren modernisiert werden. Laut Renaldo Kropp sollen sie neue Bahnsteigkanten erhalten, teilweise sollen auch die Wege zu den Bahnsteigen erneuert werden. Am Fercher Bahnhof etwa schließt derzeit noch ein Mitarbeiter jedes Mal eine Tür auf, wenn Fahrgäste zum oder vom Bahnsteig wegwollen. Der liegt zwischen den beiden Gleisen, Fahrgäste müssen ein Gleis überqueren, um zum Zug zu kommen. Was die Erneuerungen kosten sollen und wann genau sie umgesetzt werden sollen, konnten am Montag weder Kropp noch ein Bahnsprecher auf PNN-Anfrage sagen.

„Wahrscheinlich ist aber, dass die Umbauten bis Dezember 2022 fertig sind“, so der Marketingleiter. Dann wird es wie berichtet weiterreichende Änderungen im Bahnverkehr geben. So sollen die Züge von Potsdam über Ferch nicht wie bisher nach Michendorf, sondern über Beelitz nach Jüterbog fahren. Am Bahnhof Pirschheide soll man in die Regionalbahn zum Flughafen BER umsteigen können, wofür dort noch zwei neue Bahnsteige gebaut werden müssen. Die Planungen dafür liegen Kropp zufolge im Zeitplan, sie würden im Dezember 2022 in Betrieb gehen. Auch für die nötige Brücke zwischen Beelitz und Ferch, die 7,6 Millionen Euro kosten soll, lägen die Arbeiten im Zeitplan.

RE1 ohne Zwischenstopp

Die vom Landkreis sowie den Kommunen rund um Groß Kreutz (Havel) geforderten zusätzlichen Zughalte in Götz und Groß Kreutz wird es nicht geben. Wie berichtet fahren auf der RE1-Strecke zwischen Brandenburg an der Havel, Potsdam und Berlin ab Dezember 2022 zur Hauptverkehrszeit zwar drei Züge pro Stunde, in Groß Kreutz, Götz, Potsdam Park Sanssouci und Potsdam Charlottenhof wird wie bisher aber nur ein Zug stündlich halten. Eine Bürgerinitiative hatte 5000 Unterschriften für zusätzliche Halte in Götz und Groß Kreutz gesammelt. 

Auch in Werder hatte man sich dadurch eine Entlastung des eigenen Bahnhofes erhofft, da derzeit viele Groß Kreutzer mit dem Auto nach Werder fahren, um dort in den Zug zu steigen. VBB-Geschäftsführerin Susanne Henckel zufolge würden die Halte aber für eine längere Fahrzeit sorgen, auf der Strecke durch die Berliner Innenstadt wäre dann kein Platz mehr für die Züge. Die Frage, warum sie nicht einfach früher in Brandenburg an der Havel abfahren, blieb unbeantwortet.

Bahnsteigverlängerungen

Wie berichtet wird derzeit noch geprüft, ob auf der Linie RE1 künftig deutlich längere Züge eingesetzt werden können. An 20 Bahnhöfen müssten dafür die Bahnsteige von 140 auf 210 Meter verlängert werden, dann könnten Züge mit 800 statt 637 Sitzplätzen fahren. Wie Voruntersuchungen nun ergeben haben, müssten dafür aber Weichen und teilweise sogar Bahnübergänge verlegt werden, was teure Umbauten und lange Planungsphasen mit sich bringt. Ob das geschieht, ist bisher unklar. 

Laut künftigem Betreiber ODEG müsste bis Ende des Jahres feststehen, ob die Bahnsteige verlängert werden, damit rechtzeitig für die Betriebsaufnahme im Dezember 2022 die längeren Züge bestellt werden können.

Stillstand bei der Stammbahn

Noch immer ist unklar, wann entschieden wird, ob und in welcher Form die frühere Stammbahn zwischen Potsdam Griebnitzsee und Berlin wieder aufgebaut wird. Wie berichtet werden im Rahmen sogenannter Korridoruntersuchungen seit 2016 mehrere Varianten für den Aufbau als S- und Regionalbahnstrecke entweder über die historische Trasse vom Potsdamer Platz über Zehlendorf, Kleinmachnow und Dreilinden nach Griebnitzsee oder ab Zehlendorf auf einem bestehenden Gleis über Wannsee nach Potsdam untersucht. 

Wann feststeht, welche der Varianten womöglich umgesetzt wird, ist noch offen. „Die Planung funktioniert nur, wenn alle Varianten detailliert untersucht werden“, so Susanne Henckel. Schließlich fordere der Bund, der einen Großteil der nötigen Investitionen in die Gleise tragen muss, dass vor Beginn eines Streckenbaus alle Alternativen geprüft wurden.

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