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Kein Durchkommen. Seit Montag fahren nur noch Baustellenfahrzeuge über die sanierungsbedürftige Rammrathbrücke. 

© Eva Schmid

Verkehr: Staus wegen gesperrter Rammrathbrücke

Seit Montag ist die von Betonkrebs zerfressene Brücke über den Teltowkanal gesperrt – für zwei Jahre. Das hat spürbare Folgen. Ein Besuch vor Ort.

Von Eva Schmid

Teltow/Kleinmachnow/Stahnsdorf - Vor der abgesperrten Rammrathbrücke in Teltow drehen an diesem Dienstagvormittag alle zehn Minuten Autos um. Es sind vor allem Fahrer mit Berliner Kennzeichen, die die kleinen Umleitungsschilder am Straßenrand offenbar übersehen haben. Sie wissen nicht, dass eine der zentralen Verbindung zwischen Teltow und Kleinmachnow für zwei Jahre gekappt ist.

Seit Montag ist die von Betonkrebs zerfressene Rammrathbrücke gesperrt, das Bauwerk soll durch eine neue Brücke ersetzt werden. Hinüber kommen jetzt nur noch Fahrradfahrer und Fußgänger. Wer mit dem Auto über den Teltowkanal will, muss auf eine der anderen drei Brücken ausweichen – und zum Teil lange Staus in Kauf nehmen.

Aus der Vogelperspektive, die Rammrathbrücke führt über den Teltowkanal. 
Aus der Vogelperspektive, die Rammrathbrücke führt über den Teltowkanal. 

© Lutz Hannemann

Auf der Brücke selbst ist am Dienstagmorgen viel Verkehr, zahlreiche Fußgänger und Fahrradfahrer passieren den schmalen Streifen, der für sie noch offengehalten wird. Währenddessen beginnen die Bauarbeiter, die in der Brücke verbauten Wasserleitungen herauszunehmen. Sie rangieren mit Baggern und Lastwagen – und haben dafür reichlich Platz. Der Fußgängerweg indes ist so schmal, dass zwei Radfahrer nur mit Mühe aneinander vorbeikommen. Wer mit Kinderwagen oder Gehhilfe unterwegs ist, braucht die gesamte Breite für sich. Die anderen müssen am Brückenende warten.

Anwohner kritisieren die lange Bauzeit

„Es ist eine Katastrophe“, sagt Monika Thätner aus Kleinmachnow. Sie ist mit ihrem ihr Rad zum Teltower Ärztehaus unterwegs. Ab jetzt werde sie es vermeiden, mit dem Auto nach Teltow oder Stahnsdorf zu fahren. Der Einkauf werde nur noch in Berlin erledigt. Ein anderes älteres Paar, das über die Brücke läuft, hat keine Probleme mit der Sperrung. „Wir sind sowieso meist zu Fuß unterwegs“, sagt der Teltower Rentner und läuft strammen Schrittes weiter.

Die angekündigten zwei Jahre Bauzeit sind vielen Anwohnern nur schwer zu vermitteln. Auch der selbstständige Vermögensberater Daniel Kühnel versteht nicht, warum eine so kurze Brücke so lange gesperrt sein muss. Kühnel lebt in Stahnsdorf und arbeitet in der Warthestraße 20, auf Kleinmachnower Seite. Sein Auto hat er auf dem Parkplatz des Landratsamtes am Teltowkanal geparkt. Die letzten Meter läuft er. Als ihm auf der Brücke ein Motorradfahrer entgegenkommt, schüttelt er nur den Kopf. Er spricht von Fehlplanung und ärgert sich, dass sich die Kommunen der Region nicht im Vorfeld zusammengetan haben, um eine Behelfsbrücke auch für Autos zu finanzieren. Der Bund, der für Brücken zuständig ist, will in Teltow nur eine provisorische Brücke für Fußgänger bezahlen – mehr sei nicht notwendig, heißt es.

Behelfsbrücke für Autos würde 1,2 Millionen Euro kosten

Die Kosten für eine Behelfsbrücke, über die auch Autos fahren können, liegen dem Vernehmen nach wie berichtet bei rund 1,2 Millionen Euro. Kühnel verweist auf den 15 Millionen Euro teuren Teltower Hafen, „das Geld könnte man schon ein bisschen cleverer verteilen“.

Direkt am Teltowkanal in der Warthestraße gelegen ist auch die Therapiepraxis „Physio Plus“. Am Montag seien fast alle Patienten viel zu spät gekommen, berichtet eine Sprechstundenhilfe. Sie selbst habe für ihren Heimweg nach Stahnsdorf am Montag statt der üblichen acht nun 30 Minuten gebraucht.

Lange Autokolonnen schlängeln sich durch die Straßen

Auf den Umleitungsstrecken, der Potsdamer Straße, der Wilhelm-Külz-Straße und am Zehlendorfer Damm stehen auch am Dienstagvormittag lange Autokolonnen. Unfälle aufgrund des Verkehrschaos soll es noch nicht gegeben haben, sagte Polizeisprecher Heiko Schmidt.

Besonders am Zehlendorfer Damm staut es sich, am Montag sogar stellenweise bis auf Höhe des NH-Hotels. Viele Autofahrer versuchen über den Schwarzen Weg abzukürzen, doch den hat Kleinmachnow als Durchgang abgesperrt. Man kommt nur noch bis zu den Schulen. Dreiste Autofahrer fahren jedoch trotzdem weit, und zwar auf den Gehwegen, wie Kleinmachnows Gemeindesprecherin Martina Bellack sagt. Die Polizei kündigte an, in diesem Bereich ab jetzt verstärkt kontrollieren und sanktionieren zu wollen.

Nächste Woche könnten"unzumutbare Engpässe" beseitigt werden

Der Stahnsdorfer Hof als Verkehrsknotenpunkt ist seit Montag ebenfalls völlig überlastet. Was an der Kreuzung fehlt, ist eine Linksabbiegerampel vom Zehlendorfer Damm in die Wilhelm-Külz-Straße – so kommt es zu langen Rückstaus auf Kleinmachnower Seite. „Die Verkehrsflüsse werden beobachtet, evaluiert und gegebenenfalls nachjustiert“, so Bellack. Die Stadt Teltow als Verkehrsbehörde würde dafür die Koordination übernehmen. „Frühestens nächste Woche werden unzumutbare Engpässe ermittelt und dann, sofern rechtlich und technisch möglich, nachgesteuert“, sagte Teltows Stadtsprecher Jürgen Stich.

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Zum Durchkommen der Rettungskräfte sagte Stich: Die Feuerwehr und Rettungskräfte würden die Situation beobachten. „Die Teltower Feuerwehr geht davon aus, dass sich die Verkehrssituation im Laufe der Baumaßnahme relativieren wird.“ Für die Rettungskräfte gebe es zudem spezielle Umfahrungen.

Viele Anwohner machen ihrem Ärger seit Montag im Beschwerdeportal Maerker und im sozialen Netzwerk Facebook Luft. Kritisiert wird unter anderem, dass die Beschilderung nicht eindeutig sei. Ärgerlich sei auch, dass die Region derzeit gleich von mehreren Baumaßnahmen betroffen ist. 

So gibt es kein Durchkommen in der Ruhlsdorfer Straße, die Potsdamer Allee ist teilweise nur einspurig befahrbar. Die Biomalzspange soll zwar Ende des Jahres fertig sein, aber ohne den Anschluss an die neue Landesstraße – die verspätet erst im April/Mai 2020 fertig wird – ist sie keine wirkliche Entlastung.

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