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Symbolbild.

© PNN / Ottmar Winter

Verkehr in Kleinmachnow: Parkverbot am Zehlendorfer Damm wird gelockert

Warum Kleinmachnow, ein Ort mit einer der höchsten Autodichten Deutschlands, erbittert über ein Parkverbot am Zehlendorfer Damm streitet.

Von Eva Schmid

Kleinmachnow - Der Streit mit dem Ordnungsamt wird weitergehen: Verärgert haben mehrere Anwohner des Zehlendorfer Damms am Donnerstagabend die Kleinmachnower Gemeindevertretersitzung verlassen. Ihre Hoffnung, dass Autos in der Einfahrt vor ihren Grundstücken wieder parken dürfen, hat sich zerschlagen.

Maßnahme gegen das Wildparken

Verboten wurde ihnen das vor rund zwei Jahren, als nach jahrelanger Diskussion eine Mehrheit der Gemeindevertreter gegen das Wildparken vorging. Kleinmachnow lag zuletzt mit mehr als 1,5 Autos pro Einwohner in Sachen Autodichte bundesweit an der Spitze. Herausgekommen ist damals ein „Parkverbot auf Grünflächenüberfahrten“, wie es im Amtsdeutsch heißt. Betroffen von den Folgen des Parkverbots ist vor allem der Bereich des Zehlendorfer Damms zwischen Meiereifeld und Hakeburg. Dort müssen Anwohner ihre Autos entweder direkt auf dem Grundstück oder auf der Landesstraße parken, die in diesem Bereich auch mehrere Halteverbotszonen hat. Die Überfahrten auf dem Gehweg sind tabu.

Für zwei Jahre Ruhe vor Knöllchen

Nur in der Zeit, in der die von Betonkrebs zerfressene Rammrathbrücke in Teltow erneuert werden muss, soll es eine Ausnahme geben. So dürfen zwischen Oktober dieses Jahres bis Ende 2021 die Autos vor den Grundstücken abgestellt werden, ohne dass es Strafzettel gibt. Das hat am Donnerstagabend eine Mehrheit der Gemeindevertreter mit den Stimmen der Grünen und der Fraktion SPD/Linke/Pro beschlossen.

Wegen Parkverbot mehr Unfälle?

„Die Folgen des Parkverbots sind täglich zu spüren“, sagt Kai Rieser. Zu Stoßzeiten käme es auf dem Zehlendorfer Damm zum „Stop-and-Go“, die Busfahrer seien genervt, die Zahl der Unfälle durch die zugeparkte Straße angestiegen, beklagt Rieser. Zahlen, die das belegen, konnte er nicht vorlegen. Nur so viel: An seinem Wagen gab es bereits zwei Mal einen Totalschaden, weil Autofahrer in seinen parkendes Auto krachten. Nachbarn soll es ähnlich gehen, erst vor wenigen Tagen gab es erneut einen Auffahrunfall. Dazu der Ärger mit den vielen Strafzetteln, wenn Anwohner Besuch bekommen oder die Handwerker vorbeikommen, für die man eigentlich eine Sondergenehmigung für 40 Euro beim Ordnungsamt beantragen müsste. Rieser und seine Nachbarn zogen vors Amtsgericht, die Verfahren gegen sie wurden eingestellt. „Vielen Gemeindevertretern geht es um das optische Straßenbild“, so Rieser. Dafür seien sie bereit „Verkehrschaos, Unfälle und Gefahren für den Schulweg in Kauf zu nehmen“.

Bürgermeister fürchtet "Tür und Tor zu öffnen"

Wie sehr das Thema, das hauptsächlich am Zehlendorfer Damm zu Problemen führt, die Gemeinde spaltet, zeigt sich auch an den Positionen in der Gemeindevertretung. So hat der Hauptausschuss, der Beschlüsse für die Gemeindevertretung vorbereitet, vorgeschlagen, das Parkverbot am Zehlendorfer Damm gänzlich aufzuheben. Bürgermeister Michael Grubert (SPD) betonte vor der Abstimmung, dass sich eine Aufhebung auch auf andere Straßen auswirke – und zwar auf die Straße An der Stammbahn, den Schleusenweg und die Karl-Marx-Straße, deren Anwohner ebenfalls auf eine Abschaffung der erst 2017 eingeführten Regel pochen könnten. „Es ist eine Never-Ending-Story seit 2010.“

Auch wenn es viele Diskussionen bei Anwohnern gegeben habe, hätte sich die Satzung „im Wesentlichen bewährt“, so Klaus-Jürgen Warnick (Linke). Der Ort hätte sich durch das Eingrenzen des Wildparkens fast überall Positiv verändert. 

Grüne pochen auf den Klimaschutz

Barbara Sahlmann (Grüne) verwies darauf, wie wichtig die grünen Überfahrten für den Klimaschutz seien und dass keine weiteren Flächen versiegelt werden dürften, zudem gäbe es am Zehlendorfer Damm mit die größten Grundstücke, „da müsste das Parken auf dem eigenen Grundstück doch funktionieren“. Für CDU-Fraktionschefin Uda Bastians-Osthaus zählt „das Versiegelungsargument“ nicht, da die Überfahrten nur befestigt, nicht aber versiegelt werden müssen. Viel Grün wachse darauf bisher nicht. Der Zehlendorfer Damm hingegen sei, seitdem Radfahrer dort nicht mehr gezwungen sind den Radweg zu nutzen, noch gefährlicher geworden.

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