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Platz genug. Das Resort Schwielowsee ist an den Wochenenden schon wieder zu 80 Prozent ausgelastet – was aus Sicht der Hotelleitung auch an der Weitläufigkeit des Geländes liegt. Es fehlen aber wie überall die Geschäftskunden. 

© Ottmar Winter

Urlaub vor der Haustür: Mittelmark statt Mittelmeer

Viele Deutsche verbringen ihre Ferien dieses Jahr im Inland – zum Vorteil für die regionale Hotellerie. Sie kann dadurch die Verluste teilweise ausgleichen.

Von Sarah Stoffers

Der coronabedingte Shutdown hat sie hart getroffen, die Hotellerie. Erst seit Ende Mai fährt die Branche allmählich wieder hoch. Doch viele Hotels in Potsdam-Mittelmark haben die Krise relativ gut überstanden – zumindest ist das das Ergebnis einer kleinen PNN-Umfrage. Und auch der Hotel- und Gaststättenverband Brandenburg blickt hoffnungsvoll auf die laufende Saison.

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So hat sich im Precise Resort Schwielowsee, das seit dem 28. Mai wieder für touristische Urlauber geöffnet hat, wieder eine stattliche Anzahl an Gästen einquartiert. Aktuell liege die Auslastung unter der Woche bei rund 50 Prozent, an den Wochenenden kommt das Haus auf 80 Prozent, sagt André Lange, erst seit wenigen Tagen der neue General Manager des Hauses. Vor allem gebe es einen positiven Trend bei der Nachfrage für Juli und August, so dass man dann nicht mehr so weit entfernt vom Vorjahresniveau sei. „Was uns zugute kommt ist die Weitläufigkeit des Resorts. Wir können alle Vorgaben einhalten.“ Neben dem Hauptgebäude mit Hotelzimmern stehen auf der riesigen Anlage, die einst wegen Millionen-Betrugs in den Schlagzeilen war, auch Ferienhäuser und Bungalows. Die Gäste können daher auch ohne viel Kontakt zu anderen Urlaub machen. Was natürlich wegfalle seien Geschäftskunden, Konferenzen und Veranstaltungen, so Lange. Doch das Resort lockt jetzt vor allem Urlauber, Familien und Tagesgäste an.

André Langer
André Langer

© Ottmar Winter

Große Nachfrage

Auch in das Hotel „Zum Rittmeister“ in Werder (Havel) kommen allmählich die Reisenden wieder.Das Haus hatte von Ende März bis 25. Mai geschlossen. Nur Geschäftsreisende mit gewichtigem Grund durften einkehren. Die Auslastung lag bei nur rund zehn Prozent, teilte das Hotel auf Anfrage mit. Die Verluste bewegten sich im sechsstelligen Bereich. Doch die Nachfrage, vor allem der Urlaubsreisenden, ist für die kommenden Monate hoch. Das sei neu für das Haus, das sonst nach eigener Aussage eine gute Mischung aus Tagungsgästen, Urlaubsreisenden und Tagesgästen beherbergte. Die Urlaubsgäste würden aktuell noch die wenigen Anfragen von Geschäftsreisenden ausgleichen. Die Verluste könne man in diesem Jahr jedoch nicht wieder einholen.

Das Ginn-Hotel am Teltowkanal sollte eigentlich im April eröffnen. Wie Florian Lück, Verkaufs- und Marketingdirektor der Kette, erzählt, sei die Entscheidung, wegen Corona nicht zu öffnen, jedoch die richtige gewesen. „Wir konnten relativ entspannt mit der Situation umgehen und uns auf die jetzt geplante Eröffnung im September konzentrieren.“ Das habe man genutzt, um die Zimmer noch moderner und schicker zu gestalten. Verluste habe es nicht gegeben, da bisher keine Pacht gezahlt werden musste Aus Erfahrung mit den anderen Ginn-Hotels in Hamburg, Berlin und Ravensburg weiß Lück, dass gerade die Nachfrage der Geschäftskunden aktuell sehr gering ist. Viele Unternehmen würden sparen und ihre Mitarbeiter nicht auf Reisen schicken.

Beliebter Wasser- und Radtourismus

In den anderen touristischen Regionen wie im Spreewald oder der Uckermark seien die Häuser voll, sagt Olaf Lücke, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Brandenburg (DEHOGA). Dort sei genau das eingetreten, was die Branche erwartet und gehofft hätten: Dass viele Deutsche in diesem Jahr statt weit weg zu fliegen lieber vor der eigenen Haustür in die Natur fahren. „Dabei können wir unsere Stärken ausspielen“, sagt Lücke. Es zeige sich eine große Nachfrage im Bereich des Wasser- und Radtourismus, so Lücke. Viele Urlauber würden jetzt erstmals Brandenburg entdecken. Anders sehe es jedoch bei der Stadthotellerie aus. Die Häuser seien auf Busreisen, Tagestouristen, Geschäftsreisende und Veranstaltungen angewiesen. Die meisten wollen jedoch nicht in dicht gedrängte Städte. Veranstaltungen können nur eingeschränkt oder gar nicht stattfinden. „Denen fehlt jetzt ihr großes Kerngeschäft“, sagt Lücke. Welche Häuser die Krise am Ende erfolgreich überstehen werden, werde sich nach dem Sommer zeigen. 

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