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Michendorf.

© A. Klaer

Untreueverdacht in Michendorf: Hausverwalter plünderte Konten

Zahlreiche Hauseigentümer wurden offenbar von ihrem Hausverwalter betrogen. Es geht um einen Schaden von mehr als einer Million Euro.

Michendorf - Zahlreiche Eigentümer von Wohnimmobilien in Michendorf sind nach PNN-Recherchen von einem Hausverwalter offenbar systematisch ausgenommen worden. Der kaufmännische Geschäftsführer eines örtlichen Unternehmens soll nach bisherigen Erkenntnissen seit Jahren Treuhandkonten der Kunden, deren Immobilien er verwaltete, geplündert haben. Es geht um einen Schaden von mehr als einer Million Euro. Das bestätigte der Potsdamer Anwalt des Unternehmens, Markus Thewes von der renommierten und deutschlandweit tätigen Kanzlei Streitbörger Speckmann, auf PNN-Anfrage. Bei der Staatsanwaltschaft Potsdam sei deshalb bereits eine Strafanzeige wegen des Verdachts auf Untreue im besonders schweren Fall eingereicht worden.

Die Immobilieneigentümer sind von der zweiten Geschäftsführerin des Hausverwaltungsunternehmens am 18. Juli schriftlich über die Vorgänge informiert worden. Demnach soll der 52-jährige Senior-Chef des Unternehmens seit Jahren Gelder von den Giro- und Rücklagekonten der Kunden abgeräumt haben. Wie ein Betroffener den PNN erklärte, seien die sogenannten Wohneigentümer-Beiräte bei der Sichtung der Konten auf Erschreckendes gestoßen. Spätestens seit 2013 soll der Chef sich unzählige Male Geld in bar ausgezahlt haben lassen.

Derzeit sei die Verwaltung aller Objekte sichergestellt

Die Hausverwaltungsgesellschaft ist seit den 1990er-Jahren in Michendorf aktiv. Sie betreut vor allem sogenannte Wohnungseigentümergesellschaften, also Eigentümer von Wohnungen in Mehrfamilienhäusern. Nach Informationen aus der Gemeindeverwaltung sind etwa 80 bis 90 Objekte im Ort betroffen. Dazu zählen auch 18 Wohnobjekte der Gemeinde. Im Rathaus prüfen Mitarbeiter den Fall nun und wollen gegebenenfalls weitere Schritte einleiten.

Das haben einige private Immobilieneigentümer bereits getan und nach Angaben von Anwalt Thewes begonnen, die Zahlung von Verwaltungshonoraren an das Hausverwaltungsunternehmen einzustellen. Man wolle mit Transparenz gegenüber den Kunden das Unternehmen jedoch retten und das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen. Derzeit sei die Verwaltung aller Objekte sichergestellt, heißt es in dem Schreiben an die Kunden. Dennoch droht dem Unternehmen laut Thewes eine finanzielle Schieflage. Daher sei wurde bereits beim Amtsgericht Potsdam vorsorglich ein Antrag wegen drohender Zahlungsunfähigkeit gestellt.

Anfänglichen Probleme lösen sich langsam

Bekannt wurde der Fall Ende Juni. Seither arbeitet die Junior-Chefin fieberhaft an der Lösung des Problems. Die Konten wurden für den Senior-Chef gesperrt. Mit einer ersten Gesellschafterversammlung wurde die Abberufung als Geschäftsführer eingeleitet. Das soll nun in dieser Woche umgesetzt werden. Beide Geschäftsführer, beide aus Michendorf, sind zugleich Inhaber des Unternehmens.

Auch die anfänglichen Probleme bei der Aufarbeitung des Falls lösen sich langsam. Zunächst hatte sich der Senior-Chef geweigert, Kontoauszüge und Unterlagen herauszugeben. Ende vergangener Woche nun übergab er nun die Original-Papiere, Kontoauszuüge und teils ungeöffnete Briefe – in einer Einkaufstüte. Im Raum steht nach Angaben des Anwalts die Aussage des 52-Jährigen, er sei spielsüchtig. Überprüfen ließ sich das am Dienstag nicht. Der Anwalt des Geschäftsführers war nicht erreichbar.

Die Staatsanwaltschaft kennt den Fall noch nicht. Die Anzeige liegt dort seit Anfang vergangener Woche. Wegen Urlaub und Krankheit wurde die Post aber offenbar noch nicht geöffnet.

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